Die Rose des Propheten 6 - Das Buch Promenthas
Wächter wissen.
Auda schlüpfte aus dem Zelt, verschwand ebenso schnell und lautlos, als wäre er selbst ein Dschinn.
»Wo sind Sond und Fedj und Pukah?« fragte Zohra plötzlich. »Antworte mir!« setzte sie nach und schüttelte den fetten Dschinn durch, bis ihm die Zähne klapperten.
»Ah! D-d-das i-i – ist m-mir sch-sch-schon 1-1-lieber«, stammelte Usti. »Wenn d-d-die Ge-ge-ge-gebieterin m-mich 1-los-lassen m-möchte, werde ich…«
»Die Dschinnen!« Einer der Wächter, der ins Zelt eingetreten war, starrte Usti fassungslos an. »Die Dschinnen sind zurück! Scheich Jaafar!« Er machte kehrt und floh, und Mathew konnte ihn im Laufen schreien hören. »Jaafar, Sidi! Die Dschinnen sind zurück! Der Verrückte hat die Wahrheit gesprochen! Khardan ist ein Prophet! Er wird uns anführen, die Kafiren zu besiegen! Unser Volk ist gerettet!«
Erleichterung ließ Mathew auftauen, löste seine Qual. Als er hinauseilte, sah er, wie Khardan in Begleitung von Sond, Fedj und einem riesigen dunkelhäutigen Dschinn aus dem Zelt trat, den der junge Hexer nicht erkannte.
Aber wo, fragte sich Mathew, ist Khardans Dschinn? Wo ist Pukah?
Die Scheichs kamen herbeigelaufen. Zeids rundliches Gesicht war vor Freude und Entzücken rot angelaufen. Er verkündete jedem, der es hören wollte, daß er schon immer gewußt habe, daß Khardan ein Prophet sei, und daß er – Zeid al Saban – für den Beweis verantwortlich sei. Jaafar hatte vor Staunen den Mund aufgesperrt. Er wollte etwas sagen, da atmete er eine Riesenmenge Staub ein, die von den anderen Stammesmitgliedern aufgewirbelt wurde, und er wäre daran fast erstickt, wenn Fedj seinem Gebieter nicht fürsorglich auf den Rücken geklopft hätte.
Majiid sagte nichts. Der alte Mann lief geradewegs auf seinen Sohn zu, warf die Arme um ihn und vergoß die ersten Tränen seit mehr als fünfzig Jahren. Khardan umarmte seinen Vater, auch ihm liefen die Tränen über die Wangen und die Männer aller Stämme vereinten sich in heftigem Jubel.
Als Zohra aus ihrem Zelt trat, jubelten sie auch ihr zu. Jaafar kam herbeigeeilt, um seine Tochter an seinen Busen zu drücken, doch von dem Feuer in ihren Augen abgeschreckt, ließ er es damit bewenden, ihr vorsichtig den Arm zu streicheln. Dann duckte sich der Scheich hastig hinter den muskulösen Fedj.
Hochaufragend und den Arm um die Schulter seines Sohns gelegt, musterte Majiid die tanzende, singende Menge. Zohra kam soeben herüber, um sich neben ihren Mann zu stellen, als eine Unruhe im hinteren Teil der Menge die anderen veranlaßte, sich umzudrehen, und die Schreie auf ihren Lippen verstummten.
Ein Reiter näherte sich aus dem Osten. Die Gestalt war allein und so zückte niemand eine Waffe.
Das schweißnasse Pferd, dem der Schaum aus dem Maul troff, kam ins Lager gejagt. Männer stoben vor ihm auseinander. Der Reiter zügelte es in seinem Ansturm und blieb stehen, um die Gesichter zu mustern, als suche er jemanden.
Als er die gesuchte Person gefunden hatte, führte er das ermattete Pferd geradewegs auf Khardan zu.
Der Reiter zog den Kopfschleier beiseite und offenbarte einen Schopf goldenen Haars, der hell in der Sonne schimmerte. Dann rief Meryem seinen Namen, bevor sie ohnmächtig vom Pferd in seine Arme stürzte.
8
»Und so«, beendete Sond feierlich seine Erzählung, »opferte Pukah sich auf, indem er Kaug mit einer List in den Eisenberg lockte, während die unsterbliche Asrial, der Schutzengel des Verrückten – ich bitte um Verzeihung, Effendi… « Sond verneigte sich vor Mathew. »…Asrial, Schutzengel eines großen und mächtigen Zauberers, die Tore des Bergs zuschlug, so daß Kaug und Pukah nun auf alle Zeiten darin eingesperrt sind. Da der Ifrit keinen Hader mehr zwischen den Unsterblichen sät, haben sich viele von uns zusammengeschart, und so sind nun fast alle auf der himmlischen Ebene vereint im Kampf gegen Quar.«
Die Männer, die sich im und um das Zelt herum scharten, nickten ernst und ließen die Säbel rasseln, um anzuzeigen, daß es auch für sie an der Zeit sei, in die Schlacht zu ziehen.
»Darf ich etwas sagen, mein Gebieter?« fragte Meryem schüchtern von ihrem Sitz neben dem Kalifen.
»Gewiß, geschätzte Dame«, erwiderte Khardan und blickte sie dabei liebevoll an.
Neben Mathew stieß Zohra ein tiefes, kehliges Knurren aus wie eine hungrige Löwin. Mathew ergriff fürsorglich ihre Hand, er wollte erst hören, was Meryem zu sagen hatte.
»Es ist sehr edelmütig von dem Kalifen, seinen Dschinn zum
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