Die Rose des Propheten 6 - Das Buch Promenthas
anscheinend der Sprecher geworden war, seit er nunmehr Khardan diente. »Die Frau hat wahrgesprochen. Der Imam befindet sich auf dem Rückweg nach Kich, begleitet vom Emir und seinen Truppen. Und er hat verfügt, daß alle Einwohner der Stadt ihn im Namen Quars willkommen heißen sollen. Jene, die das nicht tun, sollen getötet werden. Diese Speerspitze richtet sich geradewegs gegen unser Volk, Sidi, denn das sind die einzigen Ungläubigen in der Stadt.«
»Hat man sie ins Gefängnis geworfen?«
»Ja, Sidi. Frauen und Kinder und die jungen Männer – alle werden im Zindan festgehalten.«
»Ohne Nahrung!« warf Usti ein. Keuchend von der ungewohnten Anstrengung, war der Dschinn bei dem Gedanken daran erblaßt. Die anderen drei Dschinnen funkelten ihn böse an. Usti zuckte zurück, wedelte mit einer fetten Hand. »Ich dachte, der Gebieter soll es erfahren!«
»Dann lassen sie sie also verhungern?« schrie Majiid.
»Leise!« befahl Khardan, doch es war zu spät.
»Was? Hundesöhne! Sie werden sterben!«
Draußen vor dem Zelt machte sich Empörung breit, nachdem alle Stammesmitglieder Majiids Stimme deutlich vernommen hatten.
»Wir wollten nicht sofort damit herausplatzen, Sidi«, erklärte Sond und warf Usti einen giftigen Blick zu. »Und außerdem ist es nicht ganz die Wahrheit. Sie bekommen schon etwas zu essen, aber nur genug, um am Leben zu bleiben.«
»Das glaube ich nicht«, erwiderte Khardan entschieden. »Ich bin dem Emir begegnet. Er ist ein Soldat! Der würde keinen Krieg gegen Frauen und Kinder führen.«
»Verzeih mir, Sidi«, warf Fedj ein, »aber es ist nicht der Emir, der diesen Befehl gegeben hat. Es ist Feisal, der Imam und – wie viele nunmehr sagen – der wahre Herrscher von Kich.«
»Quar ist verzweifelt«, fügte Raja hinzu, und seihe polternde Stimme ließ das Zelt beben. »Der Krieg im Himmel hat sich gegen ihn gewendet, und nun wagt er es nicht, auf der Erde Kafiren in seiner Mitte zu dulden. Die Bewohner der eroberten Städte im Süden sind unruhig geworden; man spricht von Rebellion. Feisal wird an unserem Volk ein blutiges Exempel statuieren, das die Rebellen einschüchtern und disziplinieren wird.«
»Dann bleibt uns nichts anderes übrig«, schloß Khardan harsch. »Wir müssen Kich angreifen!«
»Die ersten, die dabei sterben werden, werden unsere Leute im Gefängnis sein, Sidi«, jammerte Usti. »Damit hat der Imam gedroht!«
Sond musterte den fetten Dschinn voll Wut und atmete ungeduldig ein, während er die Fäuste ballte.
Tief verletzt zog Usti eine Grimasse. »Du kannst mir drohen, soviel du willst, Sond! Aber es ist die Wahrheit. Schließlich bin ich doch ins Gefängnis gegangen, wenn du dich erinnerst! Nicht du! Und ich habe sie gesehen, Gebieter!« Der Dschinn fuhr fort und bahnte sich dabei seinen Weg zu Khardan. »Unsere Leute werden im Gefängnis gehalten, Sidi, umringt von den fanatischen Soldatenpriestern des Imam, die Tag und Nacht mit gezückten Schwertklingen Wache halten.«
»Das sind dieselben Soldatenpriester, die das Massaker an den Kafiren in Bastine verübt haben, Sidi«, fügte Sond zögernd hinzu. »Es besteht kein Zweifel daran, daß sie den Befehl des Imams, unser Volk zu ermorden, auch ausführen werden. Tatsächlich warten sie begierig darauf.«
»Unsere Leute wären bereits tot, bevor wir auch nur die Stadtmauern überwunden hätten«, knurrte Raja.
»Und nicht einmal über die Mauern werden wir kommen«, warf Scheich Zeid düster ein. Mit einer ausladenden Geste wies er auf das Lager, wo die Menge in ein unheilvolles Schweigen verfallen war. »Nur wenige Hundert gegen die Macht des Emir! Bah! Alles, was wir für unser Volk tun könnten wäre mit ihm zusammen zu sterben!«
»Wenn das alles ist, was wir tun können, dann müssen wir es auch tun!« sagte Khardan in verbittertem Zorn. »Können wir noch weitere Dschinnen bekommen oder vielleicht auch Ifrits?«
»Die Unsterblichen kämpfen auf ihrer eigenen Ebene, Sidi«, meinte Fedj und schüttelte dabei sein turbanbekleidetes Haupt. »Auch nachdem Kaug erledigt ist, tobt der Krieg weiter. Quar hat die Unsterblichen befreit, die er in Flaschen eingekerkert hat, und wenn sie auch schwach sein mögen, so sind sie doch zahlreich und verteidigen ihren Gott tapfer. Hazrat Akhran kann keine eigenen entbehren.«
»Wir sollten wenigstens dankbar dafür sein, daß bei der Verteidigung von Kich keine Unsterblichen mitmachen werden«, warf Sond ein, um ein paar hoffnungsvolle Worte zu sprechen.
»Wer
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