Die Rose des Propheten 6 - Das Buch Promenthas
Glitzern wie Sterne am Nachthimmel. »Mat-hew und ich haben einen Plan.«
»Wir werden uns euren Plan anhören«, entschied Khardan matt.
»Nein.« Mathew meldete sich zu Wort. Er hatte gesehen, welche Blicke der Kalif und die anderen miteinander gewechselt hatten, die Vorbereitungen darauf, der Frau ihre Laune zu lassen, um sie danach wieder wegzuschicken. Er wußte, daß die Scheichs und Khardan es nie verstehen würden; daß es ihnen nur Unglauben und Hohn einbringen würde, wenn er ihnen seine Idee vorstellen sollte, und dann würde Mathew schließlich zurückbleiben müssen, während Khardan in den sicheren Tod ritt. »Nein, das ist ein Gewerk des Sul, und daher ist es untersagt, darüber zu sprechen. Du mußt uns vertrauen…«
»Einer Frau, die sich für einen Mann hält, und einem Mann, der meint, er sei eine Frau? Ha!« Majiid lachte.
»Wir bitten nur darum«, sagte Mathew, ohne dem Scheich Beachtung zu schenken, »daß du uns mit nach Kich nimmst…«
Khardan schüttelte den Kopf, seine Miene war streng und düster. »Das ist zu gefährlich…«
Zohra stieß Mathew beiseite. »Akhran hat uns zusammen auf diese schreckliche Burg geschickt, Mann, und zusammen hat er uns wieder daraus hervorgebracht! Durch seinen Willen wurden wir beide verehelicht, durch seinen Willen wurden wir zusammengeführt, um unser Volk zu retten! Nimm uns mit zum Emir. Wenn er uns auf der Stelle erschlägt, dann ist das der Wille Akhrans, und wir sterben zusammen. Wirft er uns in den Zindan, um mit unserem Volk zu sterben, dann haben wir die Möglichkeit, es mit Hilfe unserer Magie zu retten!« Sie hob das Kinn, und ihre Augen loderten vor Stolz. »Oder hat Akhran dir das Recht gegeben, dein Leben für unser Volk aufs Spiel zu setzen, Mann, und es mir verweigert, weil ich eine Frau bin?«
Khardan musterte seine Frau in nachdenklichem Schweigen. Majiid schnaubte angewidert. Die Dschinnen wechselten erwartungsvolle Blicke und hoben die Augenbrauen. Zeid und Jaafar rührten sich unbehaglich, aber keiner der beiden sagte etwas. Die Miene des Kalifen verfinsterte sich weiter. Er richtete den Blick auf Mathew.
»Das hier ist nicht dein Volk. Es ist nicht dein Land und auch nicht dein Gott. Für uns wird die Gefahr in Kich groß sein, für dich dagegen noch größer. Wenn sie dich gefangennehmen, werden sie nicht ruhen, bevor sie herausgefunden haben, woher du stammst und welche Geheimnisse du in deinem Herzen trägst.«
»Das weiß ich, Kalif«, erwiderte Mathew gefaßt.
»Aber weißt du auch, daß sie dir diese Geheimnisse mit kaltem Stahl und heißen Nadeln entreißen werden? Sie werden dir die Augen ausstechen und die Glieder abhacken…«
»Ja, Kalif«, antwortete Mathew leise.
»Wir kämpfen, um jene zu retten, die wir lieben. Doch weshalb setzt du dich dieser Gefahr aus?«
Mathew hob den Blick und sah in Khardans Augen. Laut erwiderte er: »Für meinen Gott ist jedes Leben heilig. In seinem Namen ward mir befohlen, mit Hilfe Suls alles zu tun, was ich kann, um die Unschuldigen und Hilflosen zu schützen.«
»Die Gefahr für ihn wird nicht größer sein als unsere. Er kann sich als Frau verkleiden, mein Gatte«, schlug Zohra vor. »Das Gepäck dieser Teufelin Meryem befindet sich noch in ihrem Zelt. Mat-hew kann ihre Kleider tragen. Das wäre ohnehin besser, weil uns die Wachen dann zusammenlassen und uns im Gefängnis zu den Frauen stecken werden.«
Khardan stand kurz davor sich zu weigern. Mathew konnte es in den müden Augen des Manns ablesen. Der junge Hexer wußte, daß Zohra es ebenfalls sah, denn er spürte, wie sich ihr Körper versteifte, und er hörte das tiefe Einatmen, mit dem sie Einwände vorbringen und Beschimpfungen rufen würde. Er überlegte schon, wie er sie aus dem Zelt locken und an irgendeinen Ort bringen konnte, wo es ihm möglich gewesen wäre, vernünftig auf sie einzureden, als sich plötzlich Auda zu Khardan vorbeugte und dem Kalifen etwas ins Ohr flüsterte.
Khardan hörte ihm widerwillig zu, den Blick auf seine Frau und Mathew geheftet. Mit einer unwirschen Geste schnitt er Auda das Wort ab. Der Paladin verstummte und wich zurück. Khardan schwieg einen Augenblick, dann sagte er: »Ich hatte vor, euch bei den Kranken und Alten im Lager zurückzulassen. Sie bedürfen eurer Fertigkeiten.
Aber gut, Frau«, sagte er barsch. »Du wirst mitkommen und Mat-hew auch.«
Majiid starrte seinen Sohn überrascht an, öffnete den Mund, doch eine schnelle Geste Khardans ließ ihn schweigen.
»Danke,
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