Die Rose des Propheten 6 - Das Buch Promenthas
Mann«, sagte Zohra. Wäre die Sonne plötzlich vom Himmel gefallen, um in der Zeltmitte in Flammen auszubrechen, sie hätte nicht heller lodern können. Zohra verneigte sich respektvoll mit gesenkten Augen; doch dabei warf sie ihrem Mann einen kurzen, triumphierenden Blick zu, Auda dagegen einen warmherzigen, dankbaren.
Khardans Stirn verfinsterte sich, aber er sagte nichts. Als Mathew Audas Augen auf Zohra ruhen sah, gefiel ihm dieser Gesinnungswandel Khardans und das plötzliche Interesse an Zohra von Seiten Audas nicht. Er mißtraute allem, was dahinterstecken mochte, und wäre zu gern geblieben, um mitanzuhören, was als nächstes besprochen wurde, doch Khardan entließ sie beide. Dem jungen Hexer blieb nichts anderes übrig, als Zohra aus dem Zelt zu folgen.
Draußen blieb Mathew noch eine Weile stehen; er hoffte, das Gespräch belauschen zu können, doch da erschien Sond im Zelteingang und blickte ihn streng an. Im Inneren war nur Schweigen zu vernehmen, und Mathew wußte, daß das Gespräch erst fortgesetzt werden würde, nachdem er und Zohra gegangen waren.
Seufzend lief er hinter Zohra her, und der junge Mann fragte sich nüchtern und düster, wer da eigentlich wirklich gewonnen haben mochte.
»Sind sie fort?«
Sond, der im Zelteingang stand, nickte.
»Auda ibn Jad hat recht«, sagte der Kalif und schnitt seinem Vater den Einwand schon ab, bevor Majiid auch nur etwas sagen konnte. »So stur, wie…« Er schluckte »… meine Frau ist, würde sie, wenn wir sie unbewacht hier zurückließen, zweifellos irgendeinen törichten eigenen Plan verfolgen. Da ist es besser, beide bei uns zu halten, wo wir ein Auge auf sie werfen können.«
Das waren nicht Audas Worte gewesen. Er hatte Khardan an etwas erinnert, was der Kalif bereits wußte – Mathew war ein erfahrener Zauberer, Zohra eine fähige Schülerin. In dieser verzweifelten Situation konnten sie auf keine noch so geringe Hilfe verzichten. Khardan fragte sich, weshalb es ihn stören sollte, daß Auda eine Frau pries, die nicht die seine war; die lobenden Worte, die der Paladin für sie fand, waren dem Kalifen wie der feurige Stich der roten Ameise.
»Die Männer sollen morgen früh zum Ausritt bereit sein«, sagte Khardan abrupt, stand auf und beendete damit die Diskussion. Er wollte nun nur noch alleine sein. »Wenn alles gut läuft, wird sich der Emir uns in gerechtem Kampf stellen…«
»Gerecht? Zehntausend gegen einen?« murmelte Jaafar düster.
»Gerecht für die Akar!« versetzte Majiid. »Wenn die Hrana Feiglinge sind, können sie sich ja hinter ihren Schafen verstecken!«
»Feiglinge!« Jaafar kochte vor Wut. »Ich habe nie gesagt…«
»Wenn es schiefläuft«, fuhr Khardan laut fort, »und ich gefangengenommen werde, dann werde ich bis zum Ende kämpfen. Ebenso unsere Leute im Gefängnis. Auch wenn sie von Schwertern umringt sind, werden sie mit nackten Händen um ihr Leben kämpfen. Und ihr werdet die Stadt angreifen, vielleicht ohne Hoffnung, aber dann schickt wenigstens so viele von Quars Anhängern zu ihrem Gott, wie ihr nur könnt, bevor ihr fallt!«
Majiid, dessen trübe Augen ihr altes, heftiges Feuer aufwiesen, schlug seinem Sohn auf den Rücken. »Akhran hat seinen Propheten weise ausgewählt!« Er packte Khardan mit beiden Händen, küßte dem Kalifen die Wangen und verließ das Zelt, um mit dröhnender Stimme sein Volk zu den Waffen zu rufen.
Jaafar trat an den Kalifen heran. Das Gesicht des kleinen Manns, das selbst in seinen glücklichsten Augenblicken immer noch traurig wirkte, schien sich in Tränen auflösen zu wollen. Er strich Khardan über den Arm, sah sich verstohlen um, ob niemand ihn hören konnte, und flüsterte: »Akhran weiß, daß ich ein Verfluchter bin. Nichts ist je für mich so gekommen, wie es hätte sein sollen. Aber langsam beginne ich zu glauben, daß seine Wahl meines Schwiegersohns kein Fluch gewesen ist.«
Zeid sagte nichts, er blickte Khardan nur berechnend an, als würde er selbst jetzt noch Mißtrauen hegen und sich überlegen, was der Kalif für ein Spiel treiben mochte. Der Mehariste entbot ein respektvolles Salaam, dann ging er mit Raja davon. Auch Auda war offensichtlich schon gegangen, denn als Khardan sich wieder an ihn erinnerte und ihn ansprechen wollte, war der Schwarze Paladin nicht mehr im Zelt.
Alleingelassen ließ sich der Kalif niedergeschlagen auf die am Zeltboden liegenden Kissen nieder. Er war nicht für diese Art von Leben bestimmt. Der Geschmack von Honig behagte ihm
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