Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rose des Propheten 6 - Das Buch Promenthas

Die Rose des Propheten 6 - Das Buch Promenthas

Titel: Die Rose des Propheten 6 - Das Buch Promenthas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
Vom Netzwerk:
würde er die Wölfe vertreiben? Wann würde er auf Kich marschieren und ihr Volk befreien?
    Lange nachdem Zohra sich zurückgezogen hatte, lange nachdem Mathew schon in eine Decke zusammengerollt am Boden einer leeren Hütte lag, saß Khardan mit seinem Schwiegervater und dem stummen, wachsamen Auda um ein flackerndes Feuer. Immer wieder unterdrückte er ein Gähnen und antwortete geduldig auf alles mit ›Ja‹ oder ›Wenn Akhran die Zeit für gekommen hält‹. Er sagte nicht, daß ›Akhrans Zeit‹ in Wirklichkeit ›niemals‹ hieße, aber alle vernahmen seine unausgesprochenen Worte, bemerkten die Verzweiflung in den dunklen Augen und verließen ihn einer nach dem anderen. Sond mußte den müden Kalifen beinahe zu seiner Unterkunft tragen, wo er in einen von Düsterkeit beschwerten Schlaf fiel.
    Die Stille der Nacht in den Hügeln gleicht nicht der Stille der Wüstennacht. Die Stille der Hügel ist ein Gewebe aus vielen winzigen Geräuschen von Baum und Vogel und Tier, das sich leicht über den Schlafenden legt. Die Stille der Wüste ist das Wispern des Winds über den Sand, das Knurren einer umherstreifenden Löwin, die einen Schlafenden manchmal mit einem Ruck aufwecken. Als Zohra auffuhr und mit sämtlichen Sinnen versuchte festzustellen, was sie aufgeschreckt hatte, schien es ihr, als sei sie wieder in der Wüste. Nicht das leiseste Geräusch; alles war viel zu still. Ihre Hand schlüpfte unter das Kopfkissen, die Finger tasteten nach dem Griff ihres Dolchs, doch da schloß sich ein harter Griff um ihr Handgelenk.
    »Es ist Auda.« Sein Atem berührte ihre Haut. Er sprach so leise, daß sie seine Worte eher fühlte als hörte.
    »Wir haben nicht mehr viel Zeit!« hauchte seine Stimme in ihr Ohr. »Morgen treffen wir in Kich ein, und mein Leben ist vertan, in der Erfüllung meines Schwurs. Wohne mir diese Nacht bei! Gib mir einen Sohn!«
    Langsam beruhigte Zohra sich. Das Herz hämmerte nicht mehr in ihrer Brust, das Blut rauschte nicht mehr in den Ohren. Ihr Atem ging gelassener; sie entspannte sich.
    »Du schreist nicht. Ich wußte, daß du es nicht tun würdest.« Er löste seinen Griff um ihre Hand und zog sie an sich.
    »Nein.« Zohra schüttelte den Kopf. »Das ist nicht nötig. Ich bin mir meiner selbst sicher.«
    Er konnte sie nicht sehen; die Dunkelheit war undurchdringlich. Aber er spürte die Bewegung ihres Kopfs, wie das lange, seidige Haar gegen sein Handgelenk strich. Er schob seine Hand vor, um ihr Haar zu teilen; seine Lippen berührten ihre Wange.
    »Niemand außer dir und mir wird es jemals erfahren.«
    »Einer noch«, sagte sie. »Khardan.«
    »Ja.« Auda überlegte. »Du hast recht. Er wird es wissen. Aber er wird es mir nicht neiden, denn ich werde tot sein. Und er wird leben. Und er wird dich haben.«
    Auda fuhr mit den Händen durch ihr zerzaustes Haar. Die Dunkelheit war weich und warm und duftete nach Jasmin. Er formte die Hand zu einer Schale unter ihrem Kinn, führte ihre Lippen an seine und harrte erwartungsvoll, zuversichtlich ihrer Antwort.
    Am nächsten Morgen verließ das Nomadenheer die Hrana, nahm nur jene alten Männer mit, die darauf beharrten, daß sie weiter reiten und besser kämpfen könnten als drei junge.
    Khardan, der an der Spitze ritt, bemerkte, daß Zohra ungewöhnlich ruhig und gedankenverloren wirkte.
    Er hatte zu Beginn der Reise darauf bestanden, daß sie und Mathew ihn begleiteten, anstatt im Troß den üblichen Platz der Frauen einzunehmen. Das war sowohl eine Konzession an seinen Vater, der nie aufhörte zu argwöhnen, daß Jaafar und seine Tochter gegen ihn Ränke schmiedeten, wie auch an sich selbst. Während der langen Stunden des Ritts, da er viel zuviel Zeit zum Nachdenken hatte, begriff er, daß es ihm schwergefallen wäre, sie zurückzulassen. Irgendwie war es ihm ein Trost, hinüberblicken zu können, um sie mit der Selbstsicherheit eines Manns und der Anmut einer Frau auf ihrem Pferd sitzen zu sehen.
    Doch wie sie an diesem Tag aus den Hügeln ritten und sich ihren Weg entlang der quälenden Pfade bahnten, die in den roten Fels gehauen waren, spürte Khardan wieder das Gefühl feuriger Zangen, das Unbehagen einer namenlosen Gereiztheit. Zohra wirkte abweisend. Sie ritt allein, nicht neben Mathew und wies die Versuche des jungen Manns zurück, sie in ein Gespräch zu verwickeln. Sie würdigte niemanden eines Blicks, der in ihrer Nähe ritt – weder Mathew noch Khardan, noch den allgegenwärtigen, immer wachsamen Paladin.
    »Eine prächtige

Weitere Kostenlose Bücher