Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rose von Angelâme (German Edition)

Die Rose von Angelâme (German Edition)

Titel: Die Rose von Angelâme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Mayer
Vom Netzwerk:
einzige ihm logische Weise dafür, dass nichts davon zu seinen Lebzeiten eintreffen würde: Er stellte dem Papst Bedingungen, die dieser niemals abschlagen würde. Philipp dachte vermutlich nicht einmal daran, dass eine Prophetie sich nicht durch einen schlauen König beeinflussen lässt, sondern dass alles, was getan wurde dazu dient, die Worte zu erfüllen, die gesagt worden waren!“
    „Woher hätte der König denn von diesem Geheimnis wissen sollen?“, fragte Pierre ungläubig.
    „Von Bertrand de Got. Philipp hatte Mittel, die dem machtgierigen Mann die Zunge lockerten. Er wusste um alle seine Geheimnisse, glaubt mir.“
    Pierre zuckte die Achseln. Er wusste es.
    „Als Bertrand de Got Papst Clemens V. war, grübelte er vermutlich lange über die bruchstückhaften Informationen nach, die ihm Bonifatius dereinst weinselig anvertraut hatte. Alle Überlegungen endeten schließlich bei Rose von Angelâme auf dem Scheiterhaufen, und langsam keimte wohl in Clemens der Verdacht, dass viel mehr hinter dieser Hinrichtung steckte, als es nach außen hin den Anschein hatte.
    Als Erzbischof von Bordeaux hatte er damals unverrichteter Dinge abziehen müssen, als er auf seine Weise versucht hatte, etwas über die geheimnisvolle Vision des Kindes herauszufinden, von der ihm sein damaliger Papst unvorsichtigerweise etwas erzählt hatte.
    Sie hatte sich, so wurde ihm klar, mit dieser Vision nicht an ihren längst verstorbenen Vater, sondern an Bonifatius gewandt und ihm alles erzählt, wie es ihr die Rote Dame aufgetragen hatte. Die späteren Anschuldigungen gegen die erwachsene Rose, mit geheimen Mächten in Verbindung zu stehen, war demzufolge blanker Unsinn gewesen.“
    Henri hielt kurz inne, und warf Pierre einen verständnisvollen Blick zu, der ihm mit zornrotem Gesicht gegenüber saß.
    „Papst Clemens sprach unseren Erkenntnissen zufolge den König in späteren Jahren auf den Fall der Rose von Angelâme an, weil er wissen wollte, inwiefern er mit seinen Überlegungen Recht hatte. Der König machte ihm klar, dass er die Rache der Merowinger befürchten müsse. Denn die Kirche war maßgeblich am Sturz des letzten Merowingerkönigs und der beinahe vollständigen Ausrottung der rechtmäßigen Thronanwärter beteiligt gewesen. Clemens musste sich vorgestellt haben, dass mögliche Überlebende dieser Linie alles tun würden, die Gläubigen über die Missstände in der angeblich Heiligen Katholischen Kirche aufzuklären. Dass es da viel aufzuklären gab, wusste Clemens nur allzu gut.
    Der Papst überlegte vermutlich wie folgt weiter: Wenn es sich bei dem mysteriösen Geheimnis also um die Thronfolge handeln sollte - was daran war außer diesem nie gerächten Unrecht an den Merowingern so verdammt wichtig, dass sein Vorgänger und selbst der König ein solches Geheimnis daraus machten? Warum hielt sich in eingeweihten Kreisen hartnäckig das Gerücht, es ginge dabei um das ewige Leben, den Stein der Weisen oder gar um die Weltherrschaft?
    In Guillaume Clément Imbert de Paris hatte er bereits während seiner Zeit als Erzbischof von Bordeaux einen treuen Verbündeten gefunden, der ihm jedoch auch nicht weiterhelfen konnte oder wollte. Selbst, wenn Philipp Genaueres über die seltsame Prophezeiung gewusst haben sollte, ließ er darüber niemals auch nur ein Sterbenswörtchen seinem Beichtvater gegenüber verlauten. Oder verschwieg der gerissene Dominikaner seinem Papst gegenüber etwas?
    Clemens erinnerte sich nur ungern daran, dass er Guillaume Imbert damals in Angelâme nach seinem eigenen Versagen inständig darum gebeten hatte, sich des Mädchens anzunehmen und ihm den Mund zu öffnen. Was war damals geschehen? Was wusste Guillaume Imbert wirklich?
    Noch etwas fand er heraus: dass de Nogaret ebenfalls etwas wissen musste.
    De Nogaret war gierig auf der ständigen Suche nach etwas Greifbarem, für ihn Verständlichen. So verfolgte er hartnäckig alle Hinweise auf den Heiligen Gral, den er hinter dem Geheimnis vermutete. Er glaubte ihn schließlich in jedem Waschbottich zu finden, dessen er ansichtig wurde, spottete Clemens manchmal in gewissen Kreisen. Allerdings war er sich auch bei diesem Manne nie ganz sicher, ob er nicht mehr wusste, als er sagte.
    Es amüsierte Clemens zu hören, dass sich de Nogaret und Guillaume Imbert ständig gegenseitig bespitzelten - ausgerechnet mithilfe einer kleinen Hure, die sie abwechselnd besuchten, nicht ahnend, dass auch andere sie als Spitzel beschäftigten.
    Bis Guillaume Imbert die

Weitere Kostenlose Bücher