Die Rose von Angelâme (German Edition)
Kleine in der Seine ersäufen ließ wie eine junge Katze.
Oder doch de Nogaret?
Als er des Heiligen Grals schließlich überdrüssig wurde, so fand der Papst heraus, suchte de Nogaret gar nach einem Tuch, in das Jesus bei seiner Grablegung gehüllt worden sein sollte, das in Wirklichkeit jedoch eine bewusste Fälschung der Templer ist, wie Ihr wisst. Für de Nogaret jedoch stellte es eine weitere Reliquie dar, über die er seine Gier nach Macht befriedigen konnte, und die unter anderem eines Tages zu einem astronomisch hohen Preis gehandelt werden würde! Gab es nicht genug Fingerknöchel, Schädelreste, Haarbüschel und sonstige Körperteile von Heiligen, um die sich die Kirchengemeinden stritten wie ein Hühnerhof um einen Wurm? Sogar die Vorhaut Jesu war aufgetaucht und verscherbelt worden! Als ob jemand bei der Beschneidung eines Zimmermann-Sohnes daran gedacht hätte, sich dessen Vorhaut aufzuheben für den Fall, dies könnte der angekündigte Messias sein!
Eines Tages kam dem Papst bei seinen Bemühungen die Inquisition zu Hilfe.
Philipp unterstützte diese Institution leidenschaftlich, da ihm durch ihr Vorgehen jede Menge Geld zufloss, das er dringend brauchte. Es kümmerte ihn wenig, mit welchen Mitteln das geschah, und er ließ die Inquisitoren nach ihrem Gutdünken jeden vernichten, an dem ein Geldsäckel hing.
Geschickt fädelte es Clemens schließlich so ein, dass er den königlichen Beichtvater und später von ihm selbst zum Großinquisitor Ernannten erneut auf die Spur der recht begüterten Rose von Angelâme brachte. Er ahnte, damit bei diesem Manne offene Türen einzurennen. Clemens hoffte, mehr von der störrischen Raubkatze zu erfahren, die ihn seit jener unglückseligen Begegnung in Angelâme selbst dann noch in seinen lüsternen Gedanken beschäftigte, wenn er die schönste und üppigste Frau beschlief, die er je gekannt hatte: Brunissende Talleyrand de Périgord, die in jeder Hinsicht unersättlich war.
Es war Bertrand de Got, der die Handschuhe verbrennen hatte lassen, die Rose bestickt und ihm geschenkt hatte, weil es ihm unerträglich wurde, sie um seine Hände, seine Finger zu spüren. Die Handschuhe, die sie in aller Unschuld für ihn genäht und mit feinen Nadelstichen verziert hatte. Nadelstiche, die er aus – nun sagen wir mal – persönlichen Gründen wohl einzeln auf seiner Haut spüren musste.“
Henri wischte Gedanken zur Seite, die er nicht weiter verfolgen wollte.
„Woher wisst Ihr das alles so genau?“, fragte Pierre, der mit offenem Mund zugehört hatte. „Es hört sich an, als hätte Euch der Papst das selbst erzählt.“
Henri schmunzelte.
„So ähnlich, ja“, gab er zu und beließ es dabei. Mochte sich sein Gegenüber denken, was er wollte. Er würde eines Tages selber dahinter kommen, wie viel man aus diesen Kreisen zu erfahren in der Lage war, kannte man die richtigen Leute, und wusste, wo zu den entsprechenden Türen die passenden Schlüssel lagen.
„Es war Papst Clemens höchstselbst, der den Hinweis auf Hexerei in die Beschuldigungen gegen Rose von Angelâme einfließen ließ“, fuhr er schließlich fort.
„Der Papst!“, brachte Pierre mühsam hervor. Inzwischen war ihm übel bei all dem, was er da vernommen hatte, und er hoffte inbrünstig, aus einem schlechten Traum zu erwachen und froh darüber sein zu können, dass nichts davon der Wahrheit entsprach. Ein Weltbild brach für ihn zusammen, und niemand kam, alles wieder in die rechte Ordnung zu rücken.
„Der dicke Dominikaner, der sich seine eigenen Vorteile aus dem Geständnis der Rose erhoffte, teilte mit dem gegenwärtigen Papst ein in diesen Kreisen nicht ungewöhnliches Laster: Er konnte keiner Frau widerstehen. Als Guillaume Imbert der rothaarigen jungen Frau mit den faszinierenden grünen Augen im Gefängnis von Tours gegenüberstand, verlor er vollends den Verstand. Beinahe hätte er vergessen, weshalb er sie im Namen seines Papstes hatte verhaften lassen, und was er ihr vor ihrer Hinrichtung antat, hatte reichlich wenig mit christlicher Nächstenliebe zu tun.“
Pierre gab einen erstickten Laut von sich, als er erkannte, was Henri mit seinen Andeutungen sagen wollte.
„Als sie schließlich auf dem Weg zum Scheiterhaufen war, wurde dem Dominikaner klar, dass er in seinem seltsamen Wahn die einmalige Gelegenheit verpasst hatte, die Weltherrschaft oder worum sonst es sich bei ihrem Geheimnis handeln mochte, an sich zu reißen.
Warum hatte diese teuflische Frau nur so eisern
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