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Die Rose von Angelâme (German Edition)

Die Rose von Angelâme (German Edition)

Titel: Die Rose von Angelâme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Mayer
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Aufgabe belastete ihn schwer, die Henri ihm aufgetragen hatte. Machte sie ihn doch - zum Königsmörder.
    Wenn alles so lief, wie Henri von ihm erwartete, würde der Anschlag auf das Leben Philipps wie ein Jagdunfall aussehen. Ein ausgesprochen gewagtes Unterfangen, da der König bekannt dafür war, einer der besten Reiter und Jäger im Lande zu sein.
    Pierre hatte keine Wahl.
     
    Der Tag wird kommen, und der Erste wird der Letzte sein und der Letzte wird der Erste sein
     
    Sie werden versuchen, die Knospe zu brechen, damit sie nicht aufblühe, um zu erfüllen, was gesagt ist.
     
    Sie wird ein Mal auf der Schulter tragen in der Farbe der Rosen, unter dem die Wahrheit zu finden ist, die sich erfüllen wird, sobald die Zeit im Zeichen des Einen steht. Es wird eine Zeit anbrechen, die sich von allen anderen Zeiten unterscheidet, weil die Welt erkennen muss, dass die Wahrheit seit Anbeginn in der Rose verborgen liegt.
     

Jerusalem im Jahre des Herrn 1315
    Roses kleine Familie gehörte inzwischen bereits zu den Menschen in der Stadt, denen man artigen Respekt zollte. Sie hatten ein kleines, bescheidenes Häuschen bezogen und sich ihr Leben so eingerichtet, dass sie ohne fremde Hilfe leben konnten.
    Albert hatte in der Zwischenzeit Arbeit bei einem reichen Kaufmann gefunden, die ihm viel Freude bereitete, und mit der er seinen Haushalt finanzieren konnte. Auch blühte der Handel des Oheims, der auf Vermittlung des jüdischen Weinhändlers in der Toskana aufgebaut worden war, und ermöglichte es allen, in bescheidenem Wohlstand zu leben.
    Albert hatte mit einem Jahr Verspätung vom gewaltsamen Tod seiner Frau erfahren, und war tagelang in stille Verzweiflung versunken, aus der ihn lediglich der Versuch seines Kindes heraushalf, ihn mit ein paar unschuldigen Liedern aufzuheitern, die es ihm vorsang. Albert konnte dem Kinde unmöglich erzählen, was ihn so niedergeworfen hatte, und so zwang er sich schließlich dazu, der Zeit die Heilung der Wunden zu überlassen, die ihm die Gier verschiedener Menschen nach Macht geschlagen hatte.
    Der Überbringer jener furchtbaren Nachricht hatte ihm schließlich in stummem Verständnis ein kleines Päckchen überreicht, in dem Albert das goldene Herzchen fand, welches Rose einst von ihrer Mutter erhalten hatte. Er legte das Kleinod seinem Kind um den Hals, nachdem er es sorgfältig gereinigt und an ein Kettchen gehängt hatte. Es dauerte noch eine Zeit lang, bevor er es dort sehen konnte, ohne jedes Mal dahinter das Gesicht seiner geliebten Rose zu suchen, das für immer von dieser Welt verschwunden war.
    Im vergangenen Jahr dann hatte Albert die Frau geheiratet, die mit ihm bis hierher gereist war und die treu zu ihm und seinem Kind gehalten hatte.
    Ende des Jahres 1314 hatte Jacques von einem Händler, der ihm französische Raritäten anbot, erfahren, dass der König die Verurteilung de Molays durchgesetzt, und den Großmeister am darauf folgenden Tag, dem 20. März 1314, bei lebendigem Leibe hatte verbrennen lassen.
    Albert sah den Oheim sprachlos an, der ihm dies berichtete.
    „Der König hat den Großmeister verurteilen lassen, nicht der Papst?“
    „So ist es. De Nogaret hat ihm wohl letztendlich die Idee in den Kopf gesetzt, dass der Widerruf von Geständnissen ausschließlich mit dem Tode bestraft werden könne, und diese Strafe dürfe im vorliegenden, sehr schweren Fall auch gegen die päpstliche Anordnung vom König selber verhängt werden.“
    „Der Papst hat nichts gegen ihn unternommen?“
    „Der Papst verschied im April dieses Jahres an einer Krankheit, die zuvor wochenlang in seinen Gedärmen wütete. Der König selbst starb vor einigen Wochen nach einem schweren Sturz vom Pferd, als er in Fontainebleau zur Jagd ausgeritten war. Da kein Priester zugegen war, beendete Philipp sein Leben, ohne die Sterbesakramente empfangen zu haben.”
    „Und de Nogaret?”
    „Von de Nogaret wusste der Händler lediglich zu berichten, dass auch er inzwischen den Tod gefunden hat. Man munkelt, er sei beim König bereits lange zuvor in Ungnade gefallen und darüber wohl von Sinnen gekommen. Auch jener Dominikaner scheint verstorben zu sein, der Rose letztendlich auf den Scheiterhaufen gebracht hat.“
    „Guillaume Imbert de Paris.“
    Albert sah auf. Ein kleiner, rotblonder Wirbelwind kam soeben zur Tür herein und brachte eine Heuschrecke mit, die er draußen gefunden hatte.
    „Die Leute hier sagen, das sei ein garstiges Tier“, erklärte das Kind und sah den Vater fragend an.

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