Die Rose von Angelâme (German Edition)
strengen Glaubensregeln fest. Na, sagen wir einmal: in fast allen.“
„Albert! Was soll denn das nun wieder heißen?“
Er hielt ihre Hand fest und biss zärtlich in ihren Zeigefinger.
„Es gibt Gerüchte, dass die Damen des Hofes keine Orgie auslassen, die Paris zu bieten hat.“ Ein Blick in ihr Gesicht verriet ihm, dass sie genau wusste, wovon er sprach. Woher zum Teufel sie auch immer ihre Kenntnisse haben mochte, sie hatte recht. „Die Tochter des Königs hält sich in England ihre Liebhaber sogar ganz offiziell bei Hofe“, fuhr er deshalb fort und musterte sie dabei aufmerksam.
„Oh, da weiß ich auch etwas!“ Rose zwinkerte ihm zu. „Gerüchten zufolge soll der englische König ja lieber mit Männern als mit Frauen das Lager teilen. Es wird weiterhin gemunkelt, seine Frau Isabella habe sich deshalb mit einem Landedelmann eingelassen, von dem sie jetzt ein Kind erwartet.“
Albert warf ihr einen schnellen Blick zu. Er wusste noch etwas mehr über diese peinliche Sache, als ihre geliebten Gerüchte ihr verraten haben mochten: nämlich dass es sich bei dem Landedelmann ausgerechnet um einen Schotten handelte – einem erklärten Feind des englischen Königs. Diese Weiber!
Wie sehr er sich doch täuschte. Auch darüber wusste Rose bestens Bescheid, behielt ihr Wissen jedoch lieber für sich. Politik, so musste sie sich in Situationen wie diesen sonst anhören, sei nichts für Weiberleute. Warum es dennoch Königinnen und Fürstinnen gab, darüber beließ Albert sie im wohlmeinenden Ungewissen.
Er nahm seine Frau fest in die Arme.
„Hör auf, du erdrückst mich ja!“, protestierte sie und er ließ sie lachend los.
„Dagegen hat angeblich selbst der Papst mehr Mätressen in einem Jahr, als Philipp in seinem ganzen Leben haben wird!“, kam er auf das eigentliche Gespräch zurück.
„Das sind aber lediglich Gerüchte, nicht wahr mein Gemahl? Und solchem Weibergeschwätz vertraust du keinesfalls“, neckte sie ihn.
„So ist es.“ Er fasste seine Frau um die Taille und drückte sie erneut stürmisch an sich. „Allerdings: Wer die Frauen kennt, weiß, was den König zu ihnen zieht.“
„Ach! Sind alle Männer so?“
„Die meisten wohl, ja“, gab er arglos zurück.
„Zu wem außer mir zieht es dich denn hin?“, fragte Rose und sah forschend in sein Gesicht. Er beugte sich herunter und verbarg es am Mieder zwischen ihren üppigen Brüsten.
„Du weißt, dass ich seit unserer Hochzeit keine andere Frau so sehr begehre wie dich“, antwortete er ernsthaft und spannte seine Finger um ihren deutlich angeschwollenen Leib, in dem sich seit Monaten neues Leben regte. „Deshalb bin ich auch niemals zu einer anderen Frau gegangen.“
Seine Hände glitten begehrlich über ihre festen Brüste, dann hinunter zu ihrem Schoß. Rose wich zu ihrem gemeinsamen Lager zurück ließ ihn gewähren.
In diesem Augenblick klopfte es an die Tür, und auf Zuruf Alberts trat eine Magd ein, die ihm eine schriftliche Nachricht überreichte. Albert löste sich murrend aus der verheißungsvollen Umarmung und griff nach dem Schreiben. Er winkte die Magd hinaus und kuschelte sich wieder an seine Frau. Ungeduldig erbrach er das Siegel und begann zu lesen.
„Dein Oheim Jacques schreibt, dass er uns eine Ungeheuerlichkeit mitzuteilen habe, die keinen Aufschub dulde.“ Er sah Rose fragend an. „Was kann das sein?“
„Ich rate dir, ihn schnellstens aufzusuchen“, antwortete Rose und küsste ihn auf die Wange. „Sonst erfährst du es nicht, und mein Onkel platzt, wenn er dir seine Ungeheuerlichkeit nicht umgehend mitteilen kann.“
„Im Gegensatz zu dir, nicht wahr, mein Schatz?“, neckte er sie augenzwinkernd. „Wie ich dich kenne, wirst du jetzt in die Küche gehen und dich mit den Mägden darüber auslassen, was wohl der englische König mit seinen Knaben so treibt.“
„Was denkst du nur von mir!“, antwortete seine Frau mit gespielter Entrüstung. „Das interessiert mich nicht im Mindesten!“
Er lachte, als Rose ein Kissen nach ihm warf, welches er auffing und mit eleganter Geste an seinen Platz zurücklegte. Rose erhob sich von ihrem Bett und strich die hochgeschobenen Röcke glatt. Albert trennte sich mit einem leisen Seufzer von dem, was er darunter gerade noch mit einem letzten Blick hatte erhaschen können, und verließ ihre Kammer.
Rose setzte sich an ihren Stickrahmen und betrachtete ihr bisheriges Werk. Die versprochene Altardecke für die Marienkapelle war fast fertig. Agnès würde gleich
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