Die Rose von Angelâme (German Edition)
gedacht oder gesagt worden war oder noch gesagt wurde. Es war unwichtig. Für alle Zeiten.
Die Macht des Geheimnisses würde ihn über alles erheben und für alles entschädigen.
Gelegentlich spielte de Nogaret lüstern mit dem Gedanken, Philipp in die Rolle des Zuschauers zu zwingen, der aus nächster Nähe an seinem großartig angelegten Triumph teilhaben musste, wenn er in naher Zukunft die erhoffte Weltherrschaft selber in die Hand nahm.
Es würde ihm Wohlbehagen bereiten, diesen elenden Bock unter seinen Füßen zu zertreten, wie er zuvor die fette Fliege zerdrückt haben würde, die sich in dessen räudigem Fell wie die leibhaftige Made im Speck gehalten hatte.
Schließlich hatte der König die Möglichkeit dazu ausgeschlagen, sich de Nogarets Wohlwollen zu bewahren, indem er die Andeutungen seines Großsiegelbewahrers mit einer wegwerfenden Handbewegung bedacht hatte, wonach dieser lediglich in den hohen Adelsstand erhoben werden wollte.
Ah! Er würde eines Tages selber in der Lage sein zu erheben oder zu erniedrigen, wie es ihm gefiele. Und ihm würde vieles gefallen.
Seine Zeit würde kommen, das sah de Nogaret in aller Deutlichkeit vor sich. Dann würde er den König mit eben dieser Handbewegung aus der Geschichte wischen wie seine lästige geistliche Fliege zuvor.
Es würde sie in keinem Geschichtsbuch der Welt mehr geben, dafür würde er sorgen.
Mein ist die Rache. De Nogaret rieb sich die Hände. Jetzt brauchte er ein wenig Zerstreuung anderer Art.
De Nogaret ließ sich in seiner Sänfte zu einem zweistöckigen, dunkelrot gestrichenen Haus in einer Seitengasse nahe der Sorbonne bringen, und betrat es mit einem fast an Verklärung grenzenden Gesichtsausdruck.
Was auch immer er dort zu tun hatte, dauerte eine angemessene Zeit, dann ließ er sich zufrieden grunzend wieder in seine Sänfte fallen und in das Palais de la Cité zurückbringen.
Jeder, der die Szene zufällig beobachtet hatte, musste annehmen, der Mann im schwarzen Mantel hätte lediglich ein kurzes Stelldichein mit einer der Damen gehabt, die in jener Gegend und vornehmlich in besagtem Haus ihre Dienste anboten.
Was nur zum Teil zutraf.
De Nogaret wusste, dass es nicht lange dauern konnte, und ein weiterer Freier bediente sich ihrer und lauschte hingebungsvoll auf die Geheimnisse, die sie auszuplaudern angewiesen worden war.
Das war sein Plan.
Er konnte nicht ahnen, dass Giselle, die hübsche kleine Hure, die er gerade genommen hatte, einem noch ganz anderen Herrn und auf völlig andere Weise diente.
Sie war ihm auf ihre Weise verbunden.
Sein Name war Arnaud Montgelas.
Philipp dagegen hatte fast zur selben Zeit nach seinem Beichtvater rufen lassen, und als er nach einem kurzen Gebet vor ihm kniete, um seinen Segen zu empfangen, sagte er:
„Guillaume Imbert, es wird Zeit, dass Ihr für Eure treuen Dienste belohnt werdet. Der Papst hat Euch auf meinen Zuspruch hin zum Großinquisitor Frankreichs ernannt. Ich habe die Aufgabe, Euch dies heute wissen zu lassen.“
Die segnende Hand des Priesters blieb einen Augenblick lang über dem Haupt des Monarchen in der Luft stehen, bevor sie das Kreuz schlug.
Großinquisitor von Frankreich!
Guillaume Imbert wusste, er war am Ziel seiner Reise angekommen, denn mehr Macht, als ihm durch die Verleihung dieses Titels zuteilwurde, konnte er nicht bekommen. Endlich war er in der Lage, nach seinem Gutdünken die Geschicke der Kirche in seinem Sinne zu lenken, die seiner Meinung nach wahrlich im Argen lagen.
Guillaume Imbert wusste sehr wohl, warum sein König sich dafür verwendet hatte, ihm diesen Titel zu beschaffen, und dass auch ein Großinquisitor von Philipps Gnaden lediglich ein Werkzeug in der Hand dieses Tyrannen war.
Das war dem Dominikaner im Augenblick jedoch vollkommen gleichgültig. Er hatte seine eigenen Pläne, und das Amt des Großinquisitors war das Beste, was ihm zu deren Verwirklichung an die Hand gegeben werden konnte.
Er glaubte ab diesem Zeitpunkt an Wunder.
Sein Ziel rückte so nahe, dass er es fast greifen konnte.
Jetzt endlich konnte er die verfluchte rothaarige kleine Hexe fassen, die ihm das Leben in den vergangenen Jahren zur Hölle gemacht hatte, und die gerade eben erst ihrem vorgezeichneten Schicksal entronnen war. Das geschah kein zweites Mal, dafür würde er Sorge tragen.
Jetzt endlich konnte er sie zertreten, langsam, genüsslich, und ohne irgendjemand gegenüber Rechenschaft ablegen zu müssen. Niemand würde ihr noch einmal helfen
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