Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rose von Angelâme (German Edition)

Die Rose von Angelâme (German Edition)

Titel: Die Rose von Angelâme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Mayer
Vom Netzwerk:
berechnet, da er um die Vorhaben wusste, die der König noch umzusetzen gedachte, bevor er losschlagen konnte, ohne in Verruf zu geraten.
    Der junge Mann kannte außerdem des Königs Schwäche für Zahlen. Jedem wichtigen Datum musste eine gewisse Magie zugrunde liegen.
    SaintMartin hatte Pierre wissen lassen, dass er Ende Juli ein Treffen mit Arnaud Montgelas, Großmeister der Bruderschaft de Saint-Germain-des-Prés vereinbart habe, und ihn in dessen Residenz besuchen werde. Der Großmeister hatte Pierre ebenfalls zu diesem Gespräch gebeten.
    Montgelas hörte sich zunächst in aller Ruhe an, was die beiden Männer ihm zu berichten hatten, und wiegte bedächtig sein altes Haupt.
    „Ihr habt vermutlich recht, und was Ihr mir berichtet, bestätigt außerdem, was mir bereits zu Ohren gekommen ist“, sagte er schließlich. „Ich kenne Philipp und seine Aasgeier viel zu gut und gehe wie Ihr davon aus, dass diese Teufel keine Handbreit von ihrem Vorhaben abweichen werden. Wir müssen uns überlegen, was wir für die Ritter des Temple tun können, aber so lange de Molay an die Loyalität des Papstes glaubt, ist wenig auszurichten.“
    „Ich kann meine Brüder nicht davon überzeugen, dass sie in Gefahr sind“, sagte SaintMartin schwermütig. „Es scheint, als wäre ich der Einzige unter ihnen, der die Augen nicht vor dem verschließt, was auf uns zukommt.“
    „Ihr seid der Einzige unter Euren Brüdern, der einen wichtigen Teil dessen kennt, worum sich alles dreht“, hatte der alte Mann eine Erklärung versucht. „Das ist der Grund dafür, warum Ihr weiter sehen könnt als sie alle.“ Er lächelte ihm verschwörerisch zu. „Ihr steht unter Eid, Bruder. Das erschwert Euch die Sache, ich weiß. So lasst geschehen, wie es geschrieben steht. Ihr steht unter dem Schutz dessen, der über allem steht und dessen Wege unergründlich sind.“
    „Sein Wille geschehe“, flüsterte SaintMartin und verbarg sein Gesicht in den großen, kräftigen Händen.
    Montgelas fasste Pierre inzwischen fest ins Auge, der verständnislos von einem zum anderen geschaut hatte.
    „Dir kommt eine Aufgabe zu, die ich dir gleich nennen werde, mein Junge. Ich hoffe, dass du in der Lage sein wirst, sie zu bewältigen. Denn“, gebot er dem jungen Mann Schweigen, der sich zaghaft zu Wort melden wollte. „Du wirst mit Leuten arbeiten, die sich vollkommen auf dich verlassen müssen.“
    Pierre sah fragend von Montgelas zu SaintMartin, der ihm aufmunternd zunickte. Dabei erst fielen ihm die dunklen Ringe auf, die sich unter den Augen seines Mentors gebildet hatten.
    „Herr?“, wandte er sich fragend an ihn.
    „Es geschieht mit meinem Willen, Bruder“, antwortete ihm dieser.
    „Ich werde niemals Mitglied Eures Ordens, nicht wahr?“, fragte Pierre, und seine Stimme zitterte vor Enttäuschung.
    „Das kann ich dir leider nicht gewähren“, antwortete Montgelas anstelle SaintMartins. „Ich weihe dich hiermit jedoch in ein Geheimnis der Bruderschaft de Saint-Germain-des-Prés ein: Das Zeichen dieses Geheimbundes ist ein rubinrotes Kreuz, dessen kurze, gleich lange Balken jeweils in drei Rosenblättern enden. Du wirst von heute an und zum Zeichen dafür, in einige unserer Geheimnisse eingeweiht zu sein, dieses Symbol tragen.“
    Pierre schaute verwirrt zu seinem Mentor, der ihm aufmunternd zunickte, und kurz mit dem Zeigefinger hinter sein rechtes Ohr tippte.
    „Die Mitglieder dieses Geheimen Bundes tragen ihr Kreuzsymbol an einer Kette um den Hals, oder haben es hinter dem Ohr über dem Haaransatz eingebrannt, weil sie nicht möchten, dass das Kleinod, das sie verbindet, jemals verloren gehe.”
    Pierre sah wieder zu SaintMartin hinüber, dessen kleine Geste ihm jetzt bewusst und gleichzeitig verständlich wurde. Zugleich erkannte er, in welches Geheimnis der Großmeister ihn soeben eingeweiht hatte. Ein Strahlen ging über sein Gesicht. Das Herz schlug ihm bis zum Halse, und er suchte trotz allen Glücks nach einer Erklärung in den Augen SaintMartins. Der jedoch hüllte sich in Schweigen und schlug zum Zeichen seiner Zustimmung das Kreuzeszeichen vor seinem Zögling.
    Pierre beugte schließlich zögernd das Knie, um seinen Heiligen Eid darauf zu leisten, jetzt und in Zukunft niemals etwas über die Bruderschaft preiszugeben und denen bedingungslos zu dienen, deren Zeichen das Kreuz mit den Rosenblättern war.
    „Die Geheime Bruderschaft, der du hiermit angehörst, wird das weitere Schicksal der Rose von Angelâme in Händen halten.

Weitere Kostenlose Bücher