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Die Rose von Angelâme (German Edition)

Die Rose von Angelâme (German Edition)

Titel: Die Rose von Angelâme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Mayer
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Seinefischer Giselles’ Leiche ein Stück flussabwärts, und der junge Mann, der am darauf folgenden Tag wie immer pünktlich um die Mittagszeit bei ihr vorsprechen wollte, wartete vergebens auf sie. Dabei hätte er ihr heute den Ring schenken sollen, der ihr von Montgelas versprochen worden war.
    Pierre hörte von Giselaine, dass Giselle vor ein paar Tagen das Haus verlassen hatte, um einen ihrer Freier irgendwo da draußen zu bedienen, aber nicht wieder zurückgekommen sei. Was genau geschehen war, verschwieg sie ihm.
    Zunächst hatten die Frauen, und vor allem Giselaine, nach ihr suchen lassen. Die einen, weil sie das Mädchen und ihre fröhliche Art vermissten und sich Sorgen machten, die andere, weil sie geschäftliche Interessen an ihr hatte, die sie durch Giselles Abwesenheit beeinträchtigt sah.
    Nachdem der Dominikaner am darauf folgenden Mittwochabend nicht wie üblich erschienen war, argwöhnte Giselaine, er könne hinter dem Verschwinden des Mädchens stecken. Als man ihr dann die Leiche der armen Giselle wie einen schmutzigen Haufen Abfall in den Flur geworfen hatte, war ihr sofort klar, dass sich dahinter mehr verbarg als ein Unfall oder ein ganz gewöhnlicher Mord an einer Dirne.
    Denn tief im Mund der blassen, bereits aufgedunsenen Leiche steckte der gewaltsam hineingedrückte Rest eines dicken Fisches. Der war bestimmt nicht als Nahrungsmittel gedacht gewesen.
    Die alte Hure ahnte, dass es besser wäre, die Dinge so zu belassen, wie sie waren, und sich keine weiteren Gedanken darum zu machen. Die verschreckten Frauen ihres Hauses bekamen die Anweisung, nichts über den Verbleib der armen Giselle verlauten zu lassen. Giselaine drohte denjenigen unter ihnen Prügel oder gar Rauswurf an, die weiterhin aus Trauer um das Mädchen mit rot verheulten und geschwollenen Augen herumliefen. Dies hier, so schloss sie ihre kurze Ansprache, sei ein Haus der Freude und nicht der Trauer.
    Sie ließ Giselle schließlich von einem Manne, der seine perversen Fantasien seit Jahren in Giselaines Kammer auslebte, heimlich beiseiteschaffen und beschloss, die Dinge erst einmal auf sich beruhen zu lassen.
    Dann war dieser junge Mann bei ihr aufgetaucht, den sie völlig vergessen hatte. Er hatte das Mädchen seit einigen Wochen so pünktlich besucht, dass die Frauen bereits begannen, darüber ihre Witze zu machen.
    Giselaine besaß viel Menschenkenntnis. Sie hatte sofort begriffen, dass es dem jungen Freier nicht nur um Giselle ging, als er jetzt erschrocken feststellte, dass sie nicht da war. Sie baute sich mit in die runden Hüften gestemmten Fäusten vor ihm auf.
    „Du wartest vergebens auf sie. Sie kommt nicht wieder.“ Sie machte eine Geste, bei der es Pierre eiskalt über den Rücken lief. „Wenn du willst, kannst du eine von den anderen haben – oder mich.“
    Sie warf mit einem ordinären Lachen ihre gefärbten schwarzen Haare zurück, und Pierre spürte eine Übelkeit in sich hochkriechen, die er kaum unterdrücken konnte.
    „Nun, was ist?“
    Pierre starrte sie noch immer wortlos an.
    Er hatte sich Giselle niemals in der Absicht genähert, sich ihrer Dienste zu erfreuen, sondern lediglich seine Informationen abgeholt. Dann war er nach einer angemessenen Zeit wieder verschwunden, damit kein Verdacht aufkam. Während seines Aufenthalts in der düsteren Kammer des Mädchens hatte dieses sich lachend Mühe gegeben, die unverkennbaren Geräusche eines Stelldicheins nachzuahmen, damit die ständig lauschenden Ohren des Hauses bekamen, was sie hören wollten.
    „Du kannst mich ohne Geld haben“, hatte sie mehrmals zu ihm gesagt und mehr gezeigt, als er glaubte, aushalten zu können.
    Pierre war ihr gegenüber jedoch standhaft geblieben. Er hatte ein Ziel, und das zu erreichen sollte ihm dieses kecke Ding hier nicht vereiteln.
    Dabei hatte er als unfreiwilliger Zeuge während seiner Anwesenheit in diesem Hause ohnedies die schamlosesten Dinge erlebt. Eine Variante davon war, einen stadtbekannten, vollkommen nackten Edelmann hinter einer ebenso nackten Hure herrennen und im Hause Fangen spielen zu sehen. Wenn er sie dann endlich erwischte, klatschte er ihr lachend mit der flachen Hand auf ihren einladend hochgereckten Hintern, und vergnügte sich mit ihr völlig unbekümmert inmitten des Foyers. Dazu bestieg er sie grunzend und mit wieherndem Lustgeschrei von hinten wie ein Hengst eine rossige Stute, und sie spielte mit, indem sie ihre schwarzen Haare wie eine Mähne auf und ab fliegen ließ.
    Pierre erinnerte sich

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