Die Rose von Asturien
als eure Speere und Schwerter! Daher werdet ihr euch mit dem zufriedengeben, was Abd ar-Rahman – Allah schenke ihm tausend Jahre – euch lässt. Oder wollt ihr den Emir erzürnen?« Eneko dachte an die geschleiften Mauern seiner Stadt und stimmte dem Berber schließlich zähneknirschend zu. »Es soll so sein, wie du es sagst!«
»Aber ich bin nicht damit einverstanden!«, schrie Lupus so laut, dass es von den Felswänden widerhallte.
Eneko war nicht um eine Antwort verlegen. »Im Grunde gebührt dir und deinen Männern der kleinste Anteil, denn ihr Gascogner seid mit weniger Kriegern gekommen als meine Waskonen!«
Als Fadl Ibn al Nafzi dem Herrn von Pamplona zustimmte, begriff Lupus, dass er auf verlorenem Posten stand. Käme es wegen der Beuteteilung zum Kampf, würden Mauren und Waskonen gegen ihn und seine Krieger zusammenstehen. Voller Wut, weil er sich um seinen Anteil als Anführer der vereinigten Heere geprellt sah, stand er auf und winkte seinen Getreuen, mit ihm zu kommen. An dem Beutehaufen angekommen, den Fadl und Eneko ihm zugesprochen hatten, befahl er, all das einzupacken, was wertvoll war oder was sie brauchen konnten. Den Rest würde er für gemünztes Gold an Said verkaufen.
Unterdessen legte Fadl die Hand auf Enekos Schulter und wies auf ein Zelt, das von seinen Leuten bewacht wurde. »Der Emir – Allah schenke ihm Macht und Herrlichkeit – wird entzückt sein, die Rose von Asturien in seinem eigenen Garten blühen zu sehen.«
»Ich will hoffen, dass der Emir nicht vergisst, wem er diese Blume verdankt«, antwortete der Herr von Iruñea.
Die Ungläubigen wollen für alles belohnt werden, spöttelte Fadl Ibn al Nafzi insgeheim, schluckte aber seine Verachtung hinunter und gab sich freundlich und gelassen. »Der große Abd ar-Rahman wird sich deiner erinnern, mein Freund, und auch ich danke dir. Jenes Mädchen, das an der Seite deiner Männer gekämpft hat, gab mir meinen schlimmsten Feind in die Hand.«
Okin horchte auf, als der Berber auf seine Nichte zu sprechen kam. Vielleicht bot sich hier eine Möglichkeit, das zähe Weibsstück endlich loszuwerden. »Meine Nichte ist ein tapferes Mädchen und im Gegensatz zu Ermengilda, die bereits das Weib eines Franken gewesen ist, noch Jungfrau. Meinst du nicht, Freund Fadl Ibn al Nafzi, dass auch sie eine Zierde unter den Blumen im Harem des Emirs werden könnte?«
Der Berber schenkte ihm einen zweifelnden Blick, sah dannaber zu Maite hinüber, die am anderen Ende der Wiese saß, und wiegte den Kopf. Das Mädchen war zwar recht hübsch, aber nicht mit Ermengilda zu vergleichen. Andererseits war sie ein Weib, das Heldensöhne gebären würde. Diese Überlegung ließ ihn seinen ursprünglichen Plan überdenken.
»Für den Harem des Emirs – Allah schenke ihm jedes Jahr tausend wohlgestaltete Jungfrauen – kommt sie wohl nicht in Frage. Doch ich wäre bereit, sie zu einem meiner Weiber zu machen.«
Okin schnappte überrascht nach Luft. Dann aber sagte er sich, dass diese Lösung ebenso gut war. Aus einem maurischen Harem würde Maite nicht mehr entkommen, insbesondere nicht aus dem Haus des gefürchteten Berbers. Aber dann erinnerte er sich an ihre Flucht aus Roderichs Burg. Dieses Weib hatte die Zähigkeit einer Katze und war bis jetzt jedes Mal zurückgekehrt. »Ich bin gerne bereit, dir das Mädchen zu überlassen, Freund Fadl. Aber meine Nichte ist ein eigensinniges Ding und sehr auf ihre Freiheit bedacht. Du wirst sie in Fesseln mitnehmen und später achtgeben müssen, damit sie dir nicht entflieht.«
Der Berber lächelte über die Angst, die aus Okins Worten sprach, und Eneko, der zugehört hatte, klinkte sich aufgeregt in das Gespräch ein. »Du kannst Maite nicht wie eine Kuh am Strick weggeben, Okin! Die Hälfte unserer Krieger und Lupus’ gesamte Schar würden zu den Waffen greifen, wenn auch nur ein Maure es wagen sollte, Hand an sie zu legen. Hörst du denn nicht, dass sie schon wieder ihren Mut besingen?«
Auch Eneko fürchtet dieses Mädchen, fuhr es dem Berber durch den Kopf. Sein Wunsch, Maite zu besitzen, wurde stärker. Mit ihr würde er Druck auf seine waskonischen Verbündeten ausüben können. Außerdem reizte es ihn, ein Weib unter sich zu spüren, das mit eigener Hand Krieger getötet hatte. Für einige Augenblicke vergaß er, dass er Muslim und eintreuer Gefolgsmann Abd ar-Rahmans war. Er fühlte sich wieder als Berberkrieger, der in die Lieder über al Kahina einstimmte, jener Königin aus dem Stamm der Dscharawa,
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