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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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die den Heeren des Kalifen mehrere herbe Niederlagen beigebracht hatte, bevor sie durch Verrat gefällt worden war. Maite erinnerte ihn an diese tapfere Frau, und sie würde die Mutter starker Söhne werden.
    »Du hast mir das Mädchen versprochen, also sorge auch dafür, dass es mir folgt«, herrschte er Okin an.
    Der Waskone griff sich unwillkürlich an die Kehle, dann aber lächelte er. »Eine Möglichkeit gäbe es. Maite muss mit dir ziehen, ohne zu wissen, dass sie dein Weib werden soll.«
    »Und wie stellst du dir das vor?«
    Okin wandte sich Eneko zu. »Mein Graf, kannst du Maite nicht die Aufgabe erteilen, Ermengilda zum Emir zu begleiten? Immerhin war die Asturierin ihre Gefangene, und zudem hat sie den Franken besiegt, der die Rose von Asturien bis zuletzt verteidigt hat.«
    »Wenn bekannt wird, dass ich mit Ikers Tochter ein falsches Spiel getrieben habe, werden mir viele ihrer Freunde die Gefolgschaft aufsagen«, gab Eneko zu bedenken.
    Okin lachte verächtlich. »Das wird niemand erfahren. Wir werden behaupten, dass sie freiwillig bei dem großen Krieger und Feldherrn Fadl Ibn al Nafzi geblieben ist. Außerdem gibt es noch einen Grund, weshalb sie zu Abd ar-Rahman reisen muss. Schließlich soll sie ihm den Mann, den sie mit ihrer Schleuder betäubt hat, als Sklaven überbringen.«
    »Der Franke ist mein Sklave und wird für den Tod meines Bruders bezahlen!« Fadl warf Okin einen drohenden Blick zu, der jedoch lächelte entspannt.
    »Das bleibt er auch. Nur für Maite soll es so aussehen, als wäre der Franke ebenso wie Ermengilda für den Emir bestimmt.«
    Fadl Ibn al Nafzi schloss die Augen, um seine Gedanken zuordnen, und nickte schließlich. »So soll es geschehen! Ich werde morgen früh mit meinen Männern aufbrechen. Bis dahin muss alles bereit sein!«
    »Das wird es, mein Freund.« Okin war in diesem Augenblick so zufrieden wie seit dem Tod seines Schwagers nicht mehr. Nun, da Maites Schicksal besiegelt war, konnte er sich als unbestrittener Anführer seines Stammes und darüber hinaus als Graf Enekos einflussreichster Gefolgsmann fühlen.

2.
     
    V
on einer düsteren Vorahnung erfasst, wanderte Maite im letzten Tageslicht durch das Lager und sah sich um. Doch sie fand keinen Grund für ihre innere Unruhe. Die meisten Männer hatten den Ort bereits verlassen, und es war beinahe unheimlich ruhig geworden. Bei den Resten der drei Beutehaufen blieb sie stehen und sah sinnend auf die Dinge, die keiner hatte haben wollen. Sobald auch die restlichen Krieger abgezogen waren, würden es sich die Bewohner der umliegenden Dörfer holen. Eine Weile starrte sie darauf, ohne wirklich etwas wahrzunehmen, denn sie grübelte darüber nach, welchen Weg sie einschlagen sollte. Einige einflussreiche Gascogner hatten ihr angeboten, mit ihnen in ihre Heimat zu ziehen. Wie ihr Anführer Lupus träumten sie davon, ganz Aquitanien zu befreien und ihr einstiges Herzogtum wiederzuerrichten.
    Maite wusste, dass dies ein Weg des Krieges sein würde, und von Kampf und Blutvergießen hatte sie fürs Erste genug. Also war es wohl doch das Beste, wenn sie nach Askaiz zurückkehrte und dort an das Leben anknüpfte, das sie geführt hatte, bevor König Karl mit seinen Heeren in Spanien aufgetaucht war.
    Schritte ließen sie aufsehen. Sie sah ihren Onkel auf sich zukommenund wunderte sich über sein plötzliches Interesse. Seit sie zur Geisel der Franken bestimmt worden war, hatten sie kein Wort mehr miteinander gewechselt.
    Okin wirkte angespannt, und als er zu sprechen begann, klang seine Stimme heiser. »Ich habe mit Graf Eneko gesprochen. Es geht um das Ehrengeschenk für den Emir. Eigentlich hätte Enekos ältester Sohn es überbringen sollen, doch der ist gefallen, und Ximun ist noch zu jung für eine solche Reise. Daher möchte der Graf, dass du diese verantwortungsvolle Aufgabe übernimmst. Von allen, die gestern auf unserer Seite gekämpft haben, steht dir dieses Recht am meisten zu. Keine Sorge! Ich werde dich begleiten und nach Kräften unterstützen.«
    Zu diesem Schritt hatte Okin sich entschlossen, um zu verhindern, dass Maite vorzeitig Wind von dem geplanten Komplott bekam und fliehen konnte.
    Maite war so überrascht, dass sie dem gepressten Unterton in seinen Worten keine Bedeutung zumaß. Der Weg nach Córdoba war weit, und es würden Monate vergehen, bis sie nach Askaiz zurückkehrte. Doch auf diese Weise konnte sie den Kampf um die Macht in ihrem Stamm noch etwas hinausschieben. Dann, so hoffte sie, würde sie

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