Die Rose von Asturien
Spanien zugrunde geht.«
»Da hast du leider recht, Kleiner. So marode, wie ich jetzt bin, kann ich für Ermengilda nichts tun. Aber wenn der Heiland mir gnädig ist, werde ich sie suchen, finden und befreien.«
»Das wird aber etliche Wochen, vielleicht sogar Monate dauern, Herr. Bis dorthin wird die Dame Ermengilda die Gefangene des Emirs der Mauren bleiben und ihm so dienen müssen, wie es von Frauen verlangt wird.«
Philibert winkte mit der rechten Hand ab. »Sie war auch vorher keine Jungfrau mehr, weil Eward auf Befehl des Königs mit ihr verkehren musste. Da ich weiß, dass sie dem Mauren nicht freiwillig die Schenkel öffnen wird, kann mich das nicht bedrücken. Ich werde sie befreien und dann um sie werben. Sie ist eine edle Dame und hat gewiss einen Besseren verdient als mich. Aber ich liebe sie nun einmal.«
»Dann wünsche ich Euch, dass Ihr sie wiederfinden und retten könnt.«
»Das werde ich tun«, erklärte Philibert mit einem nachdenklichen Lächeln. Sein Blick ruhte auf Just. »Du bist doch ein findiger Bursche, Kleiner.«
»Ich hoffe es.«
»Weißt du, Just, du könntest mir helfen«, fuhr Philibert fort.
»Euch helfen? Ich habe seit Tagen nichts anderes getan!« Just sah seine Mühen nicht gewürdigt und war gekränkt.
Philibert streckte die Hand aus und strich ihm über den Schopf.»Das weiß ich doch! Ohne dich wäre ich in der Schlucht von Roncesvalles jämmerlich krepiert, und ich werde dir nie vergessen, wie du für mich gesorgt hast. Jetzt aber geht es mir um Ermengilda. Meinst du, du könntest ihrer Spur folgen und sie ausfindig machen? Vielleicht könntest du ihr sogar sagen, dass ich sie nicht vergessen habe und sie befreien werde?«
»Soweit ich gehört habe, sperren die Mauren ihre Weiber ein. Daher weiß ich nicht einmal, ob ich etwas über die Dame in Erfahrung bringe. Und dass ich sie sprechen kann, bezweifle ich noch viel mehr.«
»Ich sagte doch, du bist ein findiger Junge. Versuche es wenigstens. Leider kann ich dir kein Geld mitgeben, da mich die verdammten Waskonen ausgeplündert haben. Aber wenn du mir hilfst, Ermengilda zu befreien, werde ich dich reich belohnen.«
»Ich hoffe, ich verfüge dann noch über beide Hände. Man sagt, die Mauren würden einem Dieb die rechte Hand abhacken, wenn sie ihn erwischen. Und ich werde stehlen müssen, wenn ich der Spur der Dame folgen soll.«
Philibert war bewusst, dass er Just in ein gefährliches Abenteuer schickte, doch der Wunsch, Ermengilda zu retten, war stärker als alle Vernunft. Er gab dem Jungen einen leichten Klaps und lachte. »Ich befehle dir einfach, dich nicht erwischen zu lassen. Du bist doch ein …«
»… findiger Bursche«, fiel Just ihm ins Wort.
Philibert klopfte ihm mit dem Anflug eines Lachens auf die Schulter, wurde aber rasch wieder ernst. »Es mag sein, dass Gott beschließt, meinen Tagen auf dieser Welt bald ein Ende zu bereiten. Wenn dies geschieht, musst du mir versprechen, Ermengilda selbst zu befreien.«
Das war eine unerfüllbare Aufgabe für einen Jungen in Justs Alter. Wäre Philibert ganz bei Sinnen gewesen, hätte er es niemals verlangt. So aber klammerte er sich an die Hoffnung, Justkönne ein Wunder bewirken, und blickte ihn flehend an. »Versprich es mir! Bitte! Ich will nicht mit der Vorstellung sterben müssen, dass Ermengilda auf ewig die Sklavin dieser verdammten Heiden bleiben muss.«
»Ihr werdet nicht sterben, Herr, sondern die Dame selbst befreien.« Just redete dem Verletzten gut zu, doch Philibert beruhigte sich erst, als er ihm die Hand aufs Herz legte und den verlangten Schwur leistete.
Philibert sank erleichtert zurück. »Danke! Und jetzt gib mir ein wenig Wasser. Ich habe das Gefühl, zu verglühen.«
Die Stirn des Verletzten verriet Just, dass dessen Fieber wieder stieg. Er konnte ihm gerade noch ein wenig zu trinken geben, dann dämmerte Philibert weg und rief in seinem von Fieberträumen gequälten Schlaf nach Ermengilda und den toten Freunden.
Hilflos hockte Just neben ihm und sah immer wieder zur Tür, als erwarte er, den schwarzen Schnitter eintreten und Philiberts Seele mit sich nehmen zu sehen. Er entspannte sich erst etwas, als die Hirten zurückkehrten. Diese verrichteten wieder stumm ihre Arbeit. Nachdem sie gegessen und auch Just etwas von ihrem Brei abgetreten hatten, kümmerte sich einer von ihnen um Philibert.
Just sah dem Mann zu und fand, dass die Wunde noch blasser geworden war als am Vortag. Während Philibert verbunden wurde, kam er wieder zu
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