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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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sich und sah den Jungen an. »Du bist ja immer noch da. Ich habe dir doch einen Auftrag erteilt!«
    »Aber ich kann Euch doch jetzt nicht verlassen«, rief Just empört.
    Philibert streckte die Hand aus und packte ihn an der Schulter.
    »Du musst! Verstanden? Ich habe keine ruhige Minute mehr, solange ich Ermengilda in der Hand der Mauren weiß.«
    »Aber Herr, ich …« Just kam nicht dazu, seinen Satz zu vollenden, denn der Hirte mischte sich ein.
    »Tu, was der Mann von dir verlangt! Die Sache liegt schwer auf seinem Herzen und drückt es ihm ab. Gehorchst du ihm aber, vermag dies ihm zu helfen, gesund zu werden. Ich werde mich weiter um ihn kümmern, das verspreche ich dir.«
    Just nickte, sagte sich aber gleichzeitig, dass der Bergler leicht reden hatte. Der musste ja auch nicht in fremder Tracht und ohne einen Denar in der Tasche in ein Land eindringen, das voll von Feinden war. Dann aber blickte er Philibert an und rang sich ein Lächeln ab.
    »Morgen bei Sonnenaufgang werde ich nach Süden gehen, Herr!« … wenn mich die Hirten rechtzeitig wecken, setzte er stumm hinzu. Doch selbst wenn er verschlief, würde es seinen Aufbruch nur um eine oder zwei Stunden hinauszögern. Da er die Reise ausgeruht antreten wollte, legte er sich auf sein Schaffell und schlief trotz seiner Anspannung bald ein.

11.
     
    K
onrad wusste hinterher nicht mehr zu sagen, wie oft er auf dem Weg nach Córdoba gestürzt war und sich wieder aufgerafft hatte. Seinem Peiniger bereitete es ein höllisches Vergnügen, seine Stute immer wieder kurz anzutreiben, so dass er von dem Ruck umgerissen und ein Stück über den Boden geschleift wurde. Seine Haut bestand nur noch aus Schrammen, Schrunden und von der Sonne verbrannten Fetzen. Er bekam kaum genug zu trinken und zum Essen nur halb verbranntes Fladenbrot. Und doch hielt er besser durch, als er befürchtet hatte. Der Grund dafür hieß Ermengilda. Jeden Morgen beobachtete er, wie sie in den Wagen stieg, und am Abend konnte er einen kurzen Blick auf sie werfen, wenn sie die drei Schritte in das für sie aufgebaute Zelt ging. Während des Tages erlaubte man ihr unterwegs kein einziges Mal, vom Karren zu steigen, undzwang sie sogar, ihre Bedürfnisse darin zu erledigen. Ermo, dem Fadls Begleiter alle in ihren Augen entwürdigenden Tätigkeiten aufhalsten, musste das von ihr benutzte Tongefäß in Empfang nehmen und abseits des Weges entleeren.
    Während Konrad durch das sonnendurchglühte Land stolperte, rettete er sich in das Reich der Phantasie. Dort war er kein Sklave mehr, sondern Herr auf seinem eigenen Hof und ein angesehener Mann. Ermengilda war seine angetraute, heißgeliebte Ehefrau, mit der er die Nächte verbrachte. Diese Vorstellung beherrschte ihn so stark, dass er sich seiner Umgebung erst wieder bewusst wurde, wenn Fadls Gemeinheiten ihn aus seinen Tagträumen rissen.
    Als Córdoba wie eine Erscheinung aus einer anderen Welt vor den Reisenden auftauchte und Konrad von der Höhe eines Hügels aus auf die eleganten Kuppeln, die hoch aufragenden Minarette und die in voller Pracht stehenden Gärten blickte, dauerte es eine Zeitlang, bis er begriff, dass er kein Traumbild vor sich sah, sondern das Zentrum der maurischen Macht in Spanien. Gegen diese Stadt waren Pamplona und Saragossa und all die anderen Orte, durch die sie auf ihrer Reise gekommen waren, nur winzige Sterne angesichts dieser strahlenden Sonne.
    Córdoba war nicht nur schön, sondern auch wehrhaft. Eine feste Mauer mit hohen Türmen und Zinnen umfing die Stadt, hinter denen die maurischen Bogenschützen den Ansturm ihrer Feinde gelassen erwarten konnten. Da Konrad wusste, wie weit die Macht des Emirs reichte, konnte er sich nicht vorstellen, dass jemals Feinde vor diesen Mauern auftauchen würden. Wenn selbst Karl, der mächtigste König der Christenheit, bereits vor Saragossa gescheitert war – welchem Gegner sollte es gelingen, bis hierher vorzustoßen und diese Stadt einzunehmen?
    Konrad spürte, wie dieser Gedanke ihm den Hals zuschnürte. Eine Stadt, die so gesichert lag, würde auch im Innern wohlgeordnetsein. Sie gegen den Willen ihrer Verteidiger zu verlassen, schien unmöglich. Von hier gab es keine Flucht, nicht für ihn allein und noch weniger für ihn und Ermengilda.
    Die Wachen am Tor kannten Fadl Ibn al Nafzi und jubelten ihm zu. Hier ritt ein Sieger in seine Heimatstadt ein, während Konrad sich wie ein Ochse fühlte, der zur Schlachtbank geführt wird. Sein Peiniger demütigte ihn erneut, indem er ihn

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