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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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ar-Rahman, der Enkel des großen Kalifen Hischam, sein Mahl in Gegenwart eines Ungläubigen einnahm. Er selbst hatte die Anwesenheit Okins und dessen Begleiter unterwegs hinnehmen müssen, doch hier in Córdoba würden die Giauren unter sich bleiben und in ihrem Quartier essen. Der Berber sagte jedoch nichts, sondern bedeutete Okin nur, auch diese Waffe abzulegen. Als dies geschehen war, öffnete ein anderer Diener das Portal, so dass die beiden Männer in den Audienzsaal des Emirs treten konnten.
    Der Raum war bis auf einen Diwan an der hinteren Wand leer. Dafür bedeckten farbenprächtige Wandbehänge die Wände, und unter seinen Füßen spürte Okin Teppiche, die ihm das Gefühl vermittelten, auf Wolken zu gehen.
    Noch während Okin sich umsah, schritt Fadl zu seiner Verwunderung auf den leeren Diwan zu und kniete davor nieder.
    »Warum machst du das? Der Emir ist doch noch gar nicht da!«
    »Bekunde dem Th ron des Herrn von al Andalus deine Verehrung«, forderte Fadl ihn auf und beugte seinen Kopf so tief, dass er mit der Stirn den Teppich berührte.
    Okin begnügte sich mit einer knappen Verbeugung und fragte sich, was das solle.
    Wie Fadl annahm, befand Abd ar-Rahman sich in einem Nebenraum und blickte durch ein Guckloch in den Th ronsaal.
    Er hatte den Berber und Okin bewusst hierher führen lassen und nicht in den Garten, in dem er seine Gespräche am liebsten führte. Fadl sollte sich bewusst werden, dass er trotz des Sieges über ein fränkisches Heer nur einer von mehreren Feldherren war, die er in die Schlacht schicken konnte, und der Waskone musste lernen, wer die wirkliche Macht in al Andalus innehatte.
    Abd ar-Rahman hätte nun in den Saal gehen und sich auf seinen Th ron setzen können. Doch vorher wollte er Klarheit über die beiden Frauen gewinnen, die Fadl Ibn al Nafzi mitgebracht hatte. Seine Schritte wurden von den Teppichen verschluckt, als er das Zimmer verließ und sich dem Gebäudeteil zuwandte, in dem sich der Harem befand. Ein Eunuch mit einem großen Krummsäbel an der Seite öffnete ihm die Tür. Innen wachten weitere Eunuchen darüber, dass kein Mann außer ihrem Herrn diese Räume betrat. Abd ar-Rahman beachtete sie kaum, denn für ihn zählten sie ebenso zum Inventar wie die Tische, Truhen und Diwane in den Räumen seiner Favoritinnen. Er wandte sich jedoch nicht deren Kammern zu, sondern ging weiter zu dem Trakt, in dem die neuen Sklavinnen einquartiert waren, bis über sie entschieden worden war. Dort öffnete er ein Guckloch und sah Ermengilda und Maite eine Weile zu.
    Die Asturierin war ein Edelstein ohne jeden Fehl und Tadel und die schönste Frau ihres Volkes, die er je gesehen hatte. Doch auch die Waskonin, die Abd ar-Rahman mit erfahrenen Blicken taxierte, war hübsch und wohlgebaut. Zu jeder anderen Gelegenheit hätte er sie behalten, doch er wollte ihretwegen nicht einen seiner treuesten Offziere vor den Kopf stoßen. Fadl Ibn al Nafzi sollte das Mädchen so haben, wie es jetzt war. Der Emir selbst war mit Ermengilda hochzufrieden, und er nahm sich vor, sie bald zu sich zu rufen.

13.
     
    O
kin fragte sich gerade, ob der Emir sie verhöhnen wollte, weil er so lange ausblieb, da betrat Abd ar-Rahman den Raum und setzte sich mit untergeschlagenen Beinen auf den Th ron. Ein nachsichtiges Lächeln spielte um seinen Mund, als wolle er es Fadl Ibn al Nafzi und Okin verzeihen, dass sie es gewagt hatten, ihn zu stören.
    »Allah sei gepriesen, oh mächtiger Emir, denn ich kann dir die Kunde von einem ruhmreichen Sieg überbringen«, verkündete Fadl voller Stolz.
    Zwar war die Nachricht von der Schlacht in Roncesvalles bereits vor mehreren Tagen von einer Reiterstafette nach Córdoba gebracht worden, dennoch blickte Abd ar-Rahman seinen Feldherrn voller Interesse an. »Berichte, du Treuester der Treuen!«
    Das ließ Fadl sich nicht zweimal sagen. Er gab eine Darstellung der Ereignisse zum Besten, die von heldenhaften Kämpfen seiner Männer sprach und den Waskonen und Gascognern nur eine Nebenrolle einräumte. Okin platzte beinahe vor Wut, denn der Berber schmälerte Enekos Ruhm und damit auch den der Waskonen. Er wollte schon aufstampfen und erklären, dass es sich bei Fadls Gerede um einen Haufen Lügen handelte, doch ein warnender Blick Abd ar-Rahmans hielt ihn davon ab.
    Der Emir hatte bereits einen Bericht von der Schlacht erhalten und wusste, welche von Fadl Ibn al Nafzis Worten der Wahrheit entsprachen und welche nicht. Doch er tadelte seinen Feldherrn nicht, obwohl dieser

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