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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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den Anteil seiner Leute stark übertrieb. Der Waskone sollte ruhig wissen, wie wenig sein Volk hier in al Andalus galt. Sobald die letzten Auseinandersetzungen mit den rebellischen Statthaltern siegreich abgeschlossen waren, würde er die christlichen Anführer des Nordensunterwerfen. Dafür war er auf Männer wie Fadl Ibn al Nafzi angewiesen.
    In diesem Wissen nickte er seinem Feldherrn gnädig zu, nachdem der seinen blumigen Vortrag über die Schlacht beendet hatte. »Die Krieger des Islam haben über die Ungläubigen triumphiert. Sogar der Franke Karl musste erfahren, dass er nicht ungestraft nach al Andalus kommen und unsere Städte bedrohen kann.«
    »Lob und Preis sei Allah! Er allein stärkt das Schwert des Gerechten.« Auch wenn Fadl Ibn al Nafzi bei seinem Bericht die eigene Rolle und die seiner Männer übertrieben hatte, so wusste er doch, was er seinem Gott und seinem Emir schuldig war. Abd ar-Rahman nickte lächelnd. Auch Fadl war nur ein Mensch und würde, wenn ihm die Gelegenheit günstig erschien, versuchen, an den Grenzen von al Andalus ein eigenes Herrschaftsgebiet zu errichten, so wie es die Nachfahren des Visigoten Cassius gemacht hatten, die sich nun die Banu Qasim nannten und das Land am Oberlauf des Ebros beherrschten. Er benötigte diese als Bollwerk gegen das Reich der Franken und als Schwert, das Asturien und die waskonischen Stämme im Zaum hielt. Allerdings durften Jussuf Ibn al Qasi und dessen Sippe nicht vergessen, wer ihr Herr und Gebieter war.
    »Allah hat dein Schwert gestärkt, Fadl Ibn al Nafzi, und unsere Feinde in deine Hand gegeben. Dafür sollst du belohnt werden. Das Mädchen, das du als Sklavin mitgebracht hast, wird unangetastet in dein Haus geschafft.«
    Okin verstand genug Arabisch, um seine Worte zu begreifen, und unterbrach den Emir verärgert. »Verzeih! Das Mädchen ist keine Sklavin, sondern meine Nichte, über die zu bestimmen allein mein Recht ist.« Zwar wollte Okin seine Nichte nur zu gern den Mauren überlassen, das aber zu einem Preis, den er selbst auszuhandeln gedachte. Auch wollte er Abd ar-Rahmangegenüber klarstellen, dass er ein freier Häuptling war, und keiner von dessen Speichelleckern.
    Der Emir sah zuerst ihn an und dann Fadl. Er nahm sich Zeit zum Nachdenken: Wollte Fadl ein Bündnis mit den Waskonen eingehen, um sich im Norden festzusetzen und einen eigenen Machtbereich zu schaffen? Wenn er Fadl zum Wali einer Provinz machte, wollte er ihn an einem Ort sehen, an dem er ihn überwachen konnte, und nicht in diesem diffusen Machtgeflecht nördlich des Dueros, in dem seine eigenen Statthalter, rebellische Provinzfürsten und die christlichen Herrscher und Anführer um die Vormachtstellung kämpften. Der Emir ließ sich seine Überlegungen nicht anmerken, sondern nickte Okin zu.
    »Deine Nichte, sagst du? Fast wäre ich geneigt, das Mädchen in meinem eigenen Harem aufzunehmen, um die Verbindung zu deinem Volk noch enger zu knüpfen.« Abd ar-Rahman sah zufrieden, dass Fadls Mund so schmal wurde wie ein Strich.
    Der Waskone schnappte jedoch nach dieser Möglichkeit wie ein Hund. »Wenn es dein Wunsch ist, Emir, dann überlasse ich dir Maite gerne.«
    »Herrscher zu sein bedeutet, nicht immer seinen Wünschen folgen zu können. Die Hand eines Herrschers muss streng sein, um Feinde und Verräter zu bestrafen, aber auch offen, um Getreue belohnen zu können. Es hieße schlecht an Fadl Ibn al Nafzi zu handeln, würde ich dieses Mädchen für mich fordern, obwohl er mich mit der Rose von Asturien bereits reich beschenkt hat. Die Waskonin ist dein, Schwert meines Reiches, und sie wird nicht der einzige Lohn bleiben, den du als Lohn für deine Taten empfangen wirst.«
    Fadl verneigte sich erneut so tief, dass seine Stirn den Boden berührte. Die Worte des Emirs ließen nur einen Schluss zu: Abd ar-Rahman wollte ihn zum Statthalter einer Provinz machen. In den Augen des Berbers war dies ein angemessener Lohn für seine Treue. Wie sehr sein Herr diese zu schätzenwusste, zeigte er allein dadurch, dass er ihm Maite überlassen wollte, ohne sie wenigstens ein paar Wochen in seinem Harem zu behalten.
    »Ich danke dir, ruhmreichster Herrscher des Islam und Kalif der Rechtgläubigen.«
    Abd ar-Rahman hob mahnend die Hand. »Nenne mich nicht Kalif. Ich bin zwar der Nachfahre und Enkel von Kalifen, aber derzeit verfügt al Madhi über die Heere Arabiens und Afrikas, und er hat auch schon zweimal bewiesen, dass er nicht willens ist, für alle Zeit auf al Andalus zu

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