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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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verzichten. Al Madhi lauert nur darauf, einen zweiten Tariq zu schicken, um das Haus der Omaijaden vom Angesicht dieser Welt zu tilgen.«
    »Hast du deine Krieger zurückgehalten und die Franken an den Mauern Saragossas abtropfen lassen wie Wasser an einem Stein, weil du einen Angriff durch ein Heer dieses verfluchten Abbasiden erwartest? Oh, mein Emir! Dein Verstand gleicht dem Abu Bakrs und Omars, der ersten Kalifen und Nachfolger des Propheten. Preis und Ruhm sei dir, oh du Gewaltiger, der du …«
    Bevor Fadl Ibn al Nafzi seine Lobeshymne fortsetzen konnte, winkte der Emir ihm, es gut sein zu lassen, und befahl einem Diener, ein Kissen zu bringen, auf das sein Gast sich setzen konnte. Fadl erhielt nun auch einen Becher Sorbet, um sich zu erfrischen.
    Okin hingegen musste stehen bleiben und konnte nur neidisch zusehen, wie der andere genussvoll trank.

14.
     
    O
bwohl der Harem des Emirs mit den warmen Farben der Wandbehänge, Teppiche und Sofakissen Behaglichkeit ausstrahlte, hatte Maite das Gefühl, als sei eine Kerkertür hinterihr ins Schloss gefallen. Während Ermengilda sich ihrer Trauer hingab und die Schrecken des Gemetzels immer wieder zu erleben schien, sah sie sich sorgfältig um und stellte fest, dass es kaum eine Möglichkeit gab, von hier zu entfliehen. In dem Augenblick war sie froh, dass sie nur zu Gast war und bald wieder nach Hause zurückkehren konnte. Bei diesem Gedanken streichelte sie den Griff ihres Dolches. Sobald sie in der Heimat waren, würde Okin die gerechte Strafe ereilen.
    Als sie sich zu Ermengilda umwandte, saß diese auf einem Sofa und weinte. Doch weder die Erschöpfung durch die lange Reise noch die Tränen taten ihrer Schönheit Abbruch. Eward war ein Narr gewesen, seine Frau so schlecht zu behandeln, fuhr es Maite durch den Kopf. Was hätten die beiden für ein gutes Leben führen können! Nun aber war Eward so tot wie eine zerquetschte Fliege und mit ihm auch die anderen Franken in der Schlucht von Roncesvalles. Angesichts dessen war es sogar besser, dass Ermengilda sich nichts aus ihrem Ehemann gemacht hatte. So würde es ihr leichter fallen, sich an ihr neues Leben zu gewöhnen und die willfährige Dienerin ihres maurischen Herrn zu werden. Maite wusste zu wenig von Abd ar-Rahman, um ihn einschätzen zu können. Er hatte vor mehr als zwanzig Jahren seine Herrschaft in Spanien begründet und sie Schritt für Schritt ausgedehnt. Nach dem Fehlschlag der Franken würden sich ihm wohl nun auch die letzten rebellischen Provinzfürsten unterwerfen. Danach hatte er freie Hand, sich die Asturier einzuverleiben und auch die Freiheit ihres Volkes zu bedrohen.
    Das Eintreten mehrerer Sklavinnen und eines Eunuchen ließ Maite aus ihrem Grübeln hochschrecken. Sie verspürte Durst und wollte die Frauen schon bitten, ihr zu trinken zu bringen, da blieb der Eunuch neben ihr stehen und sah sie hochmütig an. »Diese Sklavin ist schmutzig, und sie riecht. Sie muss gewaschen werden!«
    »Ich bin keine Sklavin!«, wies Maite ihn zurecht.
    Der Eunuch achtete nicht auf sie, sondern ging zu Ermengilda. »Diese Sklavin muss ebenfalls ein Bad nehmen. Spart nicht mit wohlriechenden Salben und Essenzen, denn unser Herr wird sie heute noch zu sich rufen. Bereitet sie darauf vor!«
    Die Frauen neigten die Köpfe und wandten sich erst einmal Ermengilda zu. »Bitte folge uns, Herrin!«, sagte eine von ihnen.
    Ermengilda stand auf und ließ sich widerstandslos in einen Raum führen, in dem ein Bad für sie vorbereitet war. Maite folgte ihnen, lehnte sich gegen die Wand und sah zu, wie die Sklavinnen ihre Freundin entkleideten und ihr mit feuchten Tüchern den Reisestaub abwischten. Danach baten sie Ermengilda, in die Wanne zu steigen und sich ihren geschickten Händen zu überlassen.
    Der Duft unbekannter Wohlgerüche erfüllte den Raum, während die Frauen Ermengilda badeten, sie anschließend abtrockneten und massierten. Ihre Körperhaare wurden erneut mit großer Sorgfalt entfernt, und zuletzt kleideten die Frauen sie in ein Gewand aus Samt und Seide, dessen Wert Maite angesichts der eingenähten Perlen und Edelsteine unermesslich erschien. Wie es aussah, erhielt die Asturierin einen großzügigen Herrn.
    Maite verspürte jedoch keinen Neid. Der Preis für dieses Kleid war die Freiheit – und der war ihr zu hoch. Nie mehr würde Ermengilda über die Berghänge schreiten und auch nie mehr mit einem fremden Mann sprechen können. Stattdessen würde sie immer in diesen von schwülen Düften erfüllten

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