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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Hengst, den Philibert ritt, stammte aus des Königs eigener Zucht und war kräftig und ausdauernd. Da Karl wusste, dass er tief ins Maurengebiet hineinreiten wollte, erwartete der König einen genauen Bericht über diese Reise. Philibert war bereit, sich sorgfältig umzusehen, doch in erster Linie galt sein Bestreben Ermengildas Freiheit.
    Zu Beginn kam er gut voran und traf nur gelegentlich auf Ansammlungen kleiner Hütten aus aufgeschichteten Steinen und festen Dächern, die den Schneemengen trotzen konnten, die hier im Winter fallen mochten. Mauern aus aufgerichteten Steinen oder feste Holzzäune verliehen den Dörfern Schutz gegen überraschende Angriffe. Philibert hatte gehört, dass die Mauren immer wieder Vorstöße unternahmen, um die Bevölkerungeinzuschüchtern und zu versklaven. Einen einzelnen Reiter wie ihn sahen die Dörfler jedoch nicht als Gefahr an, und wenn er am Abend vor der Einfriedung eines Dorfes sein Pferd verhielt und um Obdach bat, wurde es ihm anstandslos gewährt. Die Menschen in diesen Gebieten hielten die Gastfreundschaft hoch und warnten ihn, wenn sie Gefahren kannten, die ihn auf seinem weiteren Weg erwarten würden.
    Im Süden wurde das Land flacher, und dort lebten nur noch wenige Waskonen. Nun handelte es sich bei den Dorfbewohnern zumeist um Hispanier, die vor den Mauren geflohen waren und sich im Grenzland niedergelassen hatten. Sie waren misstrauischer als ihre einheimischen Nachbarn und wiesen Philibert von der Schwelle, wenn er um Obdach bat. Daher musste er nun öfter die Nächte im Freien verbringen. Zum Glück verkauften die Bewohner ihm wenigstens Lebensmittel, so dass er seine Vorräte ergänzen konnte. Wenn er das entvölkerte Niemandsland zwischen dem christlichen Norden und dem Maurenreich durchqueren wollte, war er auf das angewiesen, was sich in seinen Satteltaschen befand.
    Nachdem er einige Tage lang nur auf unfreundliche Hispanier gestoßen war, geriet er in das Grenzgebiet zwischen den christlichen Stämmen des Nordens und den Mauren und fand diesen Landstrich auf mehr als einen Tagesritt verheert vor. Es gab kein einziges bewohntes Dorf oder Gehöft, sondern nur niedergebrannte Häuser und verwilderte Felder und Gärten. Diesen Gürtel des Todes hatte Philibert bereits mit Karls Heer überwunden, doch damals war er ihm nicht so bewusst geworden wie auf diesem einsamen Ritt. Zu seiner Erleichterung war er bisher auf keine der maurischen Streifscharen gestoßen und hoffte, bereits am nächsten Tag den Ebro erreichen und überqueren zu können. Da hörte er in der Ferne ein Pferd wiehern.
    Sofort lenkte er seinen Hengst hinter die Ruine einer Kirche,die seinen Weg säumte, sprang ab und hielt das Tier an den Nüstern fest, um es daran zu hindern, seinem Artgenossen Antwort zu geben.
    Als die Reitergruppe näher kam, zählte Philibert sieben Reiter, sechs davon waren maurische Krieger in Kettenhemden, spitzen Helmen und weiten, weißen Umhängen. Zu seiner Verwunderung ritt ihr Anführer ein Pferd, das ihm bekannt vorkam. Es dauerte einen Augenblick, bis Philibert erfasste, dass es eine der beiden Stuten war, die Konrad in den Bergen erbeutet hatte. Das erinnerte ihn an seinen Freund und dessen frühen Tod in der Schlucht von Roncesvalles. Er langte mit der Rechten zum Schwertgriff, ließ diesen aber rasch wieder los.
    »Irgendwann einmal werde ich dich rächen, mein Freund. Aber du musst verstehen, dass mir Ermengilda wichtiger ist«, flüsterte er, während er die Mauren beobachtete. Nun stellte er fest, dass der letzte Reiter ein Gefangener war. Der Umhang des Mannes hing ihm zerfetzt um die Schultern; das Gesicht war von Blutergüssen und Schürfwunden gezeichnet, und er schien den linken Arm gebrochen zu haben, ohne dass dieser eingerichtet und geschient worden wäre.
    Noch während Philibert den Gefangenen musterte, wurde sein Hengst unruhig. Eine der maurischen Stuten musste rossig sein, und da half es auch nichts, dass er seine Finger in die Nüstern seines Reittiers krallte. Der Hengst riss den Kopf los, streckte den Hals und stieß ein liebestolles Wiehern aus.
    Die Mauren zügelten ihre Pferde, und auf einen Wink des Anführers hin wandten sich zwei Reiter der Kirchenruine zu.
    »Verdammter Gaul!«, fluchte Philibert, während er sich wieder in den Sattel schwang. Bereit, jeden Augenblick zum Schwert zu greifen, hob er den Arm und streckte den Mauren die unbewaffnete Rechte entgegen.
    »Friede!«
    Die beiden Krieger verhielten ihre Pferde und musterten ihn

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