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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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gleiche Situation geraten wie gestern.«
    »Wieso? Was ist gestern geschehen?«, fragte Just.
    Den drei war jedoch nicht zum Reden zumute. Ihnen taten die Flüchtlinge leid, die von den Mauren gefangen genommen worden waren, und sie schämten sich ein wenig, weil sie heilfroh waren, diesem Schicksal entronnen zu sein.
    Ermengilda wechselte schließlich das Th ema, indem sie Just bat, zu berichten, wie es Philibert ergangen sei. »Er war doch schwer verletzt. Wie konntet ihr entkommen?«
    »Nicht alle Waskonen sind so blutrünstig wie das Gesindel, das uns überfallen hat. Ein paar Hirten haben uns bei sich aufgenommen und Philiberts Wunden ebenso gut versorgt wie der beste Arzt!«
    Während Just erzählte, war Maite froh, ihre Haut geschwärzt zu haben, denn sonst hätten die drei anderen die Schamesröte gesehen, die ihr bei den Worten des Jungen in die Wangen stieg. Im Grunde gehörte auch sie zu dem blutrünstigen Gesindel, von dem der Junge sprach, und sie wusste nicht, wie Konrad, aber auch Ermengilda und Philibert sich auf Dauer zu ihr stellen würden. Es tat weh, sich vorzustellen, die drei und der kleine Just könnten sie als Feindin ansehen und ihr den Rücken kehren. Das, so sagte sie sich, hatte sie gewiss nicht verdient.

8.
     
    J
usts Verletzungen waren weniger schwer, als die anderen zunächst befürchtet hatten. Er hatte ein paar Prellungen und jede Menge blauer Flecken davongetragen, konnte aber schon am nächsten Tag wieder auf eigenen Beinen stehen. Er bestand nun darauf, Konrads Esel am Zügel zu führen. So war es ihmmöglich, die durch Maites Flucht aus Pamplona unterbrochenen Gespräche wieder aufzunehmen.
    Er hatte viel zu erzählen, denn er befand sich bereits seit mehreren Wochen im maurischen Machtbereich und hatte sich mühsam Richtung Süden vorgearbeitet. Zwar hatte man ihn mehrmals in die Irre geschickt, doch war es ihm immer wieder gelungen, Fadl Ibn al Nafzis Spur aufzunehmen. Von ihm und seinen Leuten, so hatte er gehofft, würde er erfahren, was mit Ermengilda geschehen war. Als er den Berber und seinen Trupp entdeckt hatte, folgte er ihnen ein Stück nach Norden.
    Viel, so berichtete er Maite, hatte er dabei nicht erfahren. »Weißt du, die Mauren reden nicht über ihre Weiber oder die anderer Männer, wie es die Leute daheim tun. In Fadls Begleitung befanden sich jedoch ein alter Waskone und ein paar von dessen Stammesgenossen. Der Alte war zwar ebenfalls recht maulfaul. Aber die anderen Waskonen haben darüber geredet, dass er dich in Córdoba zurückgelassen hätte. Die meisten von den Kerlen hatten Angst vor Fadl und dessen Grausamkeit, und einige – darunter auch ein gewisser Danel, der wohl zu deinem Stamm gehört – bereuen bereits, dass sie sich von den Mauren haben überreden lassen, die Truppe von Markgraf Roland zu überfallen. Jetzt zittern sie vor König Karls Rache. Die Hinrichtung von Suleiman dem Araber und das Schleifen der Mauern von Pamplona haben ihnen gezeigt, wie gemein der Franke zuschlagen kann.«
    Sonst hatte Maite den Jungen stets berichtigt, wenn er den Namen Pamplona anstelle des bei ihrem Volk gebräuchlichen Iruñea gebraucht hatte. An diesem Tag ließ sie es ihm jedoch durchgehen, denn sie beschäftigte sich mit anderen Überlegungen. Auch wenn Just nicht jammerte, wie schlecht es ihm ergangen sei, war ihr bewusst, welche Strapazen er durchgemacht und wie viel Angst er ausgestanden hatte. SeineWorte verrieten aber auch den Willen, den Auftrag, den Philibert ihm erteilt hatte, unter allen Umständen zu erfüllen. Wäre er den Leuten entkommen, die er aus Not bestohlen hatte, wäre er in einigen Wochen in Córdoba aufgetaucht und hätte dort versucht, Informationen über Ermengilda zu erlangen.
    Maite war froh, dass sie ihn vorher gefunden hatten, denn in der Hauptstadt der Mauren wäre er durch seine Fragen aufgefallen und bald als Spion festgenommen worden. Die Strafe, die die Richter des Emirs über solche verhängte, war ähnlich furchtbar wie Suleiman Ibn Jakthan al Arabi el Kelbis Bestrafung durch König Karl.
    »Du bist doch den Weg bis hierher gegangen. Wie lange, glaubst du, brauchen wir noch, um die Grenze zu erreichen?«, fragte sie, als Just ausnahmsweise für ein paar Augenblicke den Mund hielt.
    Der Junge kniff ein Auge zu und überlegte. »Keine Ahnung! Wir brauchen so lange, wie es eben dauert. Mach dir keine Sorge um das Geld. Ich beschaffe schon Nahrung, und schlafen können wir in alten Hütten oder in Bauernhäusern. Das ist viel

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