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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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misstrauisch. »Wer bist du, und was hast du hier zu suchen?«, fragte einer.
    »Ich bin ein Bote auf dem Weg zum großmächtigen Emir Abd ar-Rahman.« Eine bessere Ausrede fiel Philibert auf die Schnelle nicht ein.
    Unterdessen war auch der Anführer der Mauren herangekommen und hatte das Schwert gezogen. »Was will dieser Giaur?« Da er Arabisch sprach, konnte Philibert seine Worte ebenso wenig verstehen wie die Antwort, die ihm einer der beiden Mauren gab.
    »Friede! Ich bin ein Bote auf dem Weg zu Abd ar-Rahman«, wiederholte Philibert und hoffte, dass der Name des Emirs die Gemüter der Mauren beschwichtigen würde.
    »Ein Bote! Wohl eher ein Spion, der sich heimlich in unser Land schleicht, um es auszukundschaften!«, antwortete der maurische Anführer höhnisch.
    »Nein, Herr! Ihr irrt Euch. Das bin ich gewiss nicht!« Philibert schwitzte unter seiner Rüstung, obwohl es alles andere als warm war.
    »Hast du ein Schreiben für den Emir, dem Allah tausend Jahre verleihen möge? Und wer hat dich geschickt?« Der Maure starrte ihn immer noch abwehrend an, doch Philibert hoffte, ihn von seinen guten Absichten überzeugen zu können.
    Da hob der Gefangene den Kopf und starrte ihn aus blutunterlaufenen Augen an. »Philibert von Roisel. Ihr habt das Gemetzel von Roncesvalles also auch überlebt!«
    Jetzt erst erkannte Philibert ihn und fluchte. »Ermo? Dich hat wohl die Hölle ausgespuckt!«
    »Du bist also ein Franke! Du lügst, wenn du behauptest, als friedlicher Bote zu kommen. Zwischen meinem erhabenen Herrn Abd ar-Rahman und diesem fränkischen Christenhund Karl werden keine Botschaften ausgetauscht, es sei denn, mitblanker Klinge.« Der Anführer der Mauren hob das Schwert und gab seinen Männern einen Wink, sich zu verteilen. Sie waren dem Franken sechsfach überlegen und verfügten zudem über Bögen.
    »Ergib dich, Franke, und ich werde dein Leben schonen.«
… und dich zu meinem Sklaven machen
, sagte sein Blick.
    Philibert zog mit einer raschen Bewegung blank und lenkte seinen Hengst so, dass er die Ruine der Kirche im Rücken wusste.
    »Wer bist du, dass du Philibert von Roisel aufzufordern wagst, sich zu ergeben, als wäre er ein schwaches Weib oder ein Maure?«
    Der Maure funkelte ihn höhnisch an. »Mein Name wird an den Küsten des Maghreb und in den Oasen Ifrikijas ebenso gefürchtet wie in al Andalus und den Bergkönigreichen Hispaniens, denn ich bin Fadl Ibn al Nafzi, der Mann, der den Hochmut des Markgrafen Roland im Tal von Roncesvalles zerschmettert hat. Ich bin der Schwertarm des Emirs von Córdoba.«
    »Nun denn, du gefürchteter Schwertarm des Emirs, erweise mir die Ehre, die Klinge mit dir zu kreuzen. Siegst du, werde ich dein Gefangener sein, siege hingegen ich, werden du und deine Männer mich unbehelligt weiterziehen lassen.« Philibert hoffte, damit den Stolz des Mauren zu kitzeln.
    Doch Fadl Ibn al Nafzi war nicht in den Diensten des Emirs aufgestiegen, indem er wie ein Bulle jede Herausforderung zu einem Zweikampf angenommen hatte. Er musterte Philibert und versuchte ihn einzuschätzen. Ein Franke, der sich in diesen Zeiten allein ins Maurenland wagte, war entweder verrückt oder besonders mutig. Fadl betrachtete auch das lange, gerade Schwert seines Feindes. Sein Bruder war durch eine solche Waffe gefallen, und diese Erinnerung ließ jene rote Wut wieder in ihm auflodern, die er bei der Nachricht empfundenhatte. Auch der Umstand, dass sich der Schuldige in seiner Gewalt befand, hatte nichts an seinen Gefühlen für die Franken geändert. Er hasste dieses Volk und würde jeden töten, der in die Reichweite seiner Klinge kam. Das schrie er dem Krieger vor ihm ins Gesicht und ritt an.
    Die leichte Stute prallte an Philiberts schwerem Hengst ab wie ein Regentropfen von einem Blatt. Einmal berührten sich die Klingen mit einem schrillen Ton, dann befand Fadl sich wieder außerhalb der Reichweite des langen Schwertes. So kurz der Angriff auch gewesen war, so hatte er dem Mauren doch gezeigt, dass der Franke im Kampf mit seinesgleichen erfahren war. Das gab den Ausschlag. Was nützte es ihm, wenn er den Franken bezwang, sich dabei aber eine Wunde zuzog? Er konnte es sich auf keinen Fall leisten, von einer Verletzung aufs Lager geworfen zu werden, denn er musste so rasch wie möglich nach Córdoba zurückkehren.
    Der Gefangene, den er mit sich führte, war vom Kommandanten eines der Grenzkastelle aufgegriffen worden. Dieser hatte den Mann gefoltert, um zu erfahren, woher er kam. Da der Kerl

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