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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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gewordene Ramiro führte sie an. Einst hatte er die kleine Maite zur Roderichsburg gebracht, und nun geleitete er sie von dort in das Land, in dem sie eine neue Heimat finden wollte.
    Im Burghof hielt Ermengilda ihre Freundin weinend in den Armen und war so erschüttert, dass sie kein Wort herausbrachte. Ihre Mutter befreite Maite schließlich und führte Ermengilda zum Wohntrakt zurück. »Du musst dich um deinenMann kümmern«, sagte Urraxa tadelnd. Dennoch wandte sie sich an der Tür ebenfalls noch einmal um, und beide winkten Maite und Konrad zum Abschied.
    Die beiden winkten zurück, wechselten noch ein paar herzliche Worte mit Roderich und lenkten ihre Stuten dann zum Burgtor hinaus. Sie ritten die besten der erbeuteten Tiere, und diesmal, sagte Konrad sich, musste es mit dem Teufel zugehen, wenn er die Pferde nicht nach Hause bringen und zur Zucht verwenden konnte. Als Erstes wollte er jedoch König Karl aufsuchen und ihm berichten, was er in Spanien gesehen, gehört und erlebt hatte. Wenn Karl es ihm erlaubte, würde er dann auf den Birkenhof zurückkehren und diesen mit Vater und Bruder zusammen bewirtschaften. Es tat ihm leid, dass er nicht mehr Beute mitbringen konnte als die vier Stuten, die Maite, Just, Ermo und er ritten, und das Juwelenschwert, das er am liebsten behalten und als Erbstück an seine Nachkommen weitergeben würde. Reichtümer, die sich in Land oder Tiere ummünzen ließen, hatte er keine gewonnen.
    Vielleicht, so hoffte er, kam er noch früh genug, um mit König Karl gegen die Sachsen zu streiten und dabei Beute zu machen. Dieses ständig unruhige, verräterische Volk im Nordosten musste für die Toten von Roncesvalles bitter büßen. Hätten die Sachsen nicht die Verträge mit dem König gebrochen und sich gegen dessen Herrschaft erhoben, wäre Karl nicht gezwungen gewesen, Spanien in fast beschämender Eile zu verlassen. Normalerweise wäre das Hauptheer mit dem König in Reichweite seiner Nachhut gezogen, und dann hätten die Waskonen es niemals gewagt, Rolands Truppe anzugreifen.
    Je näher sie den Pyrenäen kamen, desto grimmiger wurde Konrads Miene. Sein Arm sehnte sich danach, Sachsenschädel zu spalten, und er rief sich alles ins Gedächtnis, was sein Vater und Rado ihm über diese Leute erzählt hatten.
    Auch Maite hing trüben Gedanken nach. Sie ritten nahe an ihrer Heimat vorbei, und sie musste ihren Blick abwenden, um nicht mit sich selbst zu hadern. Jetzt wird Okin endgültig triumphieren, dachte sie und fühlte sich schuldig, das Vermächtnis ihres Vaters und ihrer edlen Ahnen verraten zu haben.
    Der Einzige, dem keine Erinnerungen das Leben schwermachten, war Just. Da ihm jedoch nur Ermo und die asturischen Begleiter als Gesprächspartner blieben, langweilte er sich. Dennoch stand sein Mund erst still, als sie durch die Schlucht von Roncesvalles ritten. An der Stelle, wo sein Freund Rado gefallen war, sprach er alle Gebete für ihn, die er kannte.
    Auch Konrad suchte vor den quälenden Erinnerungen sein Heil im Gebet für die Seelen der hier gefallenen Freunde und Kameraden, und sogar Ermo, den es bei der Erinnerung an das Gemetzel schüttelte, das er gefesselt und hilflos hatte mit ansehen müssen, war noch nie so fromm gewesen wie in diesen Stunden. Von der Schlacht selbst gab es keine Spuren mehr. Was die Sieger nicht hatten brauchen können, war von den hier lebenden Waskonen geholt worden, die den Erzählungen der Asturier zufolge gezwungen gewesen waren, die Toten in Massengräbern zu begraben, um den auch für sie wichtigen Handelsweg wieder nutzen zu können. Ein Stück weiter vorne stand eine kleine, frisch aus Holz gezimmerte Kapelle, und über deren Tür hing ein Brett mit einer eingebrannten Inschrift.
    Konrad ritt hin und versuchte die Schrift zu entziffern, doch Maite musste ihm dabei helfen. »Hier liegen Roland, Markgraf von Cenomanien, und mit ihm viele hundert tapfere fränkische Krieger begraben, die durch die Hinterlist der Mauren ihr Ende gefunden haben. Unsere Schwerter werden ihren Tod rächen!«
    »Das werden sie!« Konrad wandte sich ab und trieb sein Pferd an. Es drängte ihn, diesen Ort des Grauens zu verlassen.
    Der weitere Ritt durch das Gebirge verlief ohne Zwischenfälle, und auch jenseits der Pyrenäen gab es weder Überfälle noch Scharmützel. Die von König Karl eingesetzten Grafen und auch die anderen hohen Herren in Aquitanien hießen die Reisenden willkommen.
    Die freundliche Aufnahme und die gute Versorgung durch ihre Gastgeber halfen

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