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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Rückblickend wäre es für mich besser gewesen, mich mit deinem Vater gegen Eneko zu verbünden und dessen Aufstieg zu verhindern. Aber diese Erkenntnis kam leider zu spät.«
    Roderich krampfte seine Hände in den Gürtel, als müsse er die nächsten Worte aus sich herauszwingen. »Ich bin willens, das Blut deines Vaters mit Geld oder Vieh auszulösen. Ermengilda sagte zu mir, du wärest dazu bereit.«
    Maites Blick streifte Ermengilda und Konrad. Als die beiden ihr aufmunternd zunickten, atmete sie tief durch. »Es sei so, wie du sagst, Grenzgraf. Du zahlst den Blutpreis in Gold, und es gibt keine Rache mehr zwischen uns.«
    »So soll es sein!« Roderich streckte ihr die Hand hin.
    Maite ergriff sie und verglich im Stillen den stark gealterten Mann, dem die Sorgen Furchen ins Gesicht gegraben hatten, mit jenem stolzen Anführer, der damals in ihrem Dorf erschienen war. Mit ihrem Vater hatte er einen lästigen, aber letztlich ungefährlichen Nachbarn beseitigt, und dann war ihm in Eneko ein weitaus mächtigerer Gegner erwachsen. Als sie mit Enekos Sohn gegen die Franken gezogen war, hatte sie erfahren, dass der Herr von Iruñea plante, die Grenzen seines Machtbereichs nach Westen zu verschieben und dabei die Waskonenstämme, die bereits die asturische Oberhoheit anerkannt hatten, unter seine Herrschaft zu bringen. Dabei würde auch ihr Stamm, der zwischen Nafarroa und Asturien siedelte, eine Rolle spielen. Das aber war jetzt nicht mehr ihre Sache. Da sie keine Möglichkeit sah, sich an Okin zu rächen und ihreStellung im Stamm wieder einzunehmen, war ihr die Rückkehr in das Land ihrer Kindheit versperrt. Der Gedanke tat weh, doch sie würde es überstehen. Schließlich hatte sie sich freiwillig mit Konrad verbunden, und ihre neue Heimat würde an jenem Ort sein, an den er sie bringen würde.
    Unterdessen hatte Doña Urraxa Konrad freigegeben. Dies nützte Philibert aus. Er fasste Konrad am Arm und sah auffordernd zu ihm hoch.
    »Ihr solltet bald aufbrechen, damit ihr noch vor dem Winter über die Pyrenäen kommt. In Aquitanien wird euch das Reisen leichter fallen, und ihr könnt bis zum Frühjahr beim König sein. Berichtet ihm, dass ich wund hier liege, aber kommen werde, sobald mein Zustand es zulässt. Er wird sich für eure Erlebnisse im Maurenland interessieren und auch für alle Nachrichten, die ihr ihm aus diesem Land mitbringen könnt.«
    Konrad wechselte einen kurzen Blick mit Maite. »Philibert will, dass wir zum König reiten – zu Karl meine ich, nicht zu Silo von Asturien. Wann, denkst du, können wir aufbrechen?«
    »Schon morgen! Dein Schwert und meine Schleuder werden uns freie Bahn schaffen, falls sich uns jemand in den Weg stellen will.«
    Ermengilda sah ihre Freundin erschrocken an. Für einige Augenblicke glitzerten Tränen in ihren Augen. Dann aber dachte sie daran, dass sie Philibert ganz für sich haben würde, und freute sich darauf.
    Aus diesem Grund schenkte sie Konrad und Maite ein zwar wehmütiges, aber auch aufmunterndes Lächeln. »Reitet mit Gottes Segen! Auch wenn uns später viele Meilen trennen sollten, werden wir in unseren Herzen doch immer Freunde bleiben.«

16.
     
    D
er Abschied zwei Tage später war herzlich, aber auch kurz, um Philibert nicht zu überfordern. Maite und Konrad mussten auch nicht allein reiten, denn Just hatte sich entschlossen, bei ihnen zu bleiben, und Ermo flehte sie ebenfalls an, ihn mitzunehmen.
    »Weißt du, Konrad«, sagte er. »Mir steht dieses Spanien bis zum Hals! Ich möchte wieder meine Familie sehen und über meine heimatlichen Fluren schreiten.«
    »Du bist verletzt und solltest warten, bis dein gebrochener Arm zusammengewachsen ist.« Konrad fühlte wenig Neigung, diesen unangenehmen Menschen mitzunehmen, mochte er auch hundertmal aus dem Nachbardorf stammen.
    Ermo aber ließ nicht locker, denn er hatte Angst, allein zurückzubleiben. Philibert von Roisel sah nicht so aus, als würde er ihn als Reisegefährten akzeptieren. Auch besaß er keinen einzigen Silberdenar, und ohne Geld vermochte er den Weg in die Heimat niemals zurückzulegen. Wenn er nicht als einfacher Knecht in Asturien bleiben wollte, musste er Konrad dazu bewegen, ihn mitzunehmen. Daher bettelte er so lange, bis dieser unwillig nachgab.
    »Also gut. Aber mach mir hinterher keine Vorwürfe, wenn dein Arm nicht richtig zusammenwächst.« Mit diesen Worten ließ Konrad den Mann stehen und gesellte sich zu den zwanzig Reitern, die Graf Roderich ihnen mitgab. Der grauhaarig

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