Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)
sich aus allem zusammen, was sich halbwegs zum Kämpfen eignete: Speere, Schlingen, Sicheln und Mistgabeln.
Die heftigen Regenfälle der letzten beiden Monate hatten den Boden aufgeweicht und den größten Teil der an den Fluss grenzenden Wiesen in einen morastigen Sumpf verwandelt. Der Lark hatte Hochwasser; der einzige Weg vorwärts führte über die Brücke.
Roger schloss sich der vordersten Reihe von de Bohuns Rittern an und blickte über die Straße hinweg. Sein Herz hämmerte, und sein Magen begann zu brennen. Für ihn gab es jetzt kein Zurück mehr, und wenn er im Kampf fiel, so war ihm dies vom Schicksal vorherbestimmt. Er war es leid, die andere Wange hinzuhalten.
Die Kundschafter galoppierten zu ihren Befehlshabern zurück und berichteten, Leicesters Armee sei gesichtet worden, bilde aber keine feste Formation, sondern habe sich zerstreut, um sichere Wege durch den Schlamm zu finden. Die Vorhut zertrampele den Untergrund und behindere die nachfolgenden Männer, aber trotzdem sei die Truppenstärke beeindruckend. Roger blickte sich um und sah seinen Onkel mit seinen Leuten auf de Bohuns linke Flanke zuhalten, während de Luci die rechte verstärkte. Es herrschte eine Atmosphäre wie die Ruhe vor einem Sturm, und Roger spürte, wie das Blut durch seine Adern pulsierte.
Er richtete den Blick wieder nach vorne und entdeckte Leicesters Banner und die glitzernden Rüstungen der besser ausgestatteten Ritter – Männer, mit denen er noch vor kurzem in der großen Halle von Framlingham bei Fleisch und Wein gesessen hatte und die jetzt seine Feinde waren. Dann hielt er nach vertrauterer Beute Ausschau und sichtete schließlich das safrangelbe und rote Bigod-Banner im hinteren Teil der Armee, in der Nähe der Karren mit den Ausrüstungsgegenständen. Du gerissener Bastard, dachte Roger kopfschüttelnd. Sein Vater hielt sich nahe genug bei seinen Männern auf, um den Eindruck zu erwecken, ihnen im Notfall zur Seite zu stehen, hatte sich aber zugleich einen Fluchtweg offen gehalten.
De Bohun hob sein Schwert in Richtung von de Luci und de Vere, die die Geste erwiderten. Die Herolde gaben mit Jagdhornfanfaren das Zeichen zum Angriff. Als de Bohun seinen Hengst antrieb, stieß Roger Sorel die Fersen in die Flanken und ließ seinen Schlachtruf erschallen: »Saint Edmund! Saint Edmund!« Mit Anketil zu seiner Linken jagte er auf Leicesters Ritter zu, die sich darauf vorbereiteten, die Royalisten zurückzuschlagen. Einer von ihnen stürmte mit erhobenem Speer direkt auf ihn zu. Feuchte Erdklumpen spritzten unter den Hufen seines Pferdes auf. Roger hob seinen Schild und trieb Sorel nach rechts. Der Ritter versuchte seinen Hengst zu wenden, wurde aber von dem Krieger links von Roger niedergestreckt. Roger schwenkte das Banner durch die Luft und stieß es dann mit voller Kraft in den Boden. Der Stoß schickte einen Schauer durch seinen Arm bis hoch zum Schädel. Dann zog er mit seiner freien rechten Hand sein Schwert.
Trotz der Abneigung, die sein Vater ihm entgegenbrachte, hatte Roger eine gute Kampfausbildung erhalten und sich schon immer im Umgang mit dem Schwert ausgezeichnet. Seine Gegner sahen nur seine schlanke Gestalt und unterschätzten
daher seine Kraft, Schnelligkeit und Gewandtheit. Jetzt schwang in seinen Hieben die Wucht erbitterten Zornes mit, aber er achtete darauf, nicht die Kontrolle über sich zu verlieren. Er hatte Männer gesehen, die im Kampfesrausch wie von Sinnen gewesen waren, und sie waren für gewöhnlich gefallen. Wenn es darum ging, zu töten oder getötet zu werden, musste man wissen, was man tat, wenn man überleben wollte. In einen stetigen Rhythmus verfallend bahnten er und Anketil sich einen Weg durch das Schlachtgetümmel. Es sah aus, als vollführten sie einen tödlichen Tanz. Sie verstrickten einen Gegner nach dem anderen in einen Zweikampf, streckten ihn nieder und wandten sich dem nächsten zu. Immer wieder riss Roger das Banner aus der Erde und stieß es an einer anderen Stelle erneut hinein. Die Klinge seines Schwertes fraß sich in die Leiber seiner Feinde und hinterließ ein blutiges Muster, und die Hiebe, die er mit seinem Schild abfing, verwandelten das Wappen in der Mitte in einen an das Herz eines Feuers erinnernden Fleck. Sorels kastanienbraunes Fell nahm die Farbe roher Leber an, aber Roger ließ nicht einen Moment in seinen Anstrengungen nach.
Leicesters Truppen setzten sich nach Kräften zur Wehr, aber die Flanken waren zu schwach und begannen sich aufzulösen, und ohne
Weitere Kostenlose Bücher