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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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diese Unterstützung brach auch der Hauptteil der Armee unter den ununterbrochenen Angriffen zusammen. Die zahlenmäßige Übermacht bestand nur noch aus Fleisch ohne Muskeln und Willenskraft. Plötzlich sah sich Roger keinem Gegner mehr gegenüber. Leicesters Ritter flohen oder warfen ihre Waffen weg und ergaben sich. Die anfangs so kühnen Flamen gaben gleichfalls Fersengeld und wurden von de Lucis Infanterie und der Sicheln und Mistgabeln schwingenden Miliz verfolgt. Mit entblößten Zähnen und brennender Kehle hob Roger das Banner des heiligen Edmund erneut und jagte auf
die Karren und Packponys zu, fest entschlossen, sie zu erreichen, bevor sie geraubt werden konnten.
    Er gab seinen Männern ein paar scharfe Befehle, sicherte den Tross des Earl of Leicester und verscheuchte Plünderer und Diebe mit gezücktem Schwert. Aus den Augenwinkeln erhaschte er einen Blick auf eine Reihe von Packponys, die, flankiert von einigen Sergeanten, den Weg zurücktrotteten, den sie gekommen waren. Das Bigod-Banner war nirgendwo zu sehen, aber Roger erkannte die Männer an den vertrauten rotgoldenen Schilden. Er übertrug Anketil die Bewachung des Trosses und nahm mit einer Handvoll Ritter die Verfolgung der Flüchtenden auf. Sorel war zwar erschöpft, aber immer noch schneller als die Ponys, und die Bigod-Soldaten konnten sie nicht gleichzeitig bewachen und kämpfen.
    »Geht!«, rief Roger den Sergeanten seines Vaters zu, als er sie überholte und ihnen mit gezogenem Schwert den Weg versperrte. »Ich schenke euch das Leben, aber die Ponys lasst ihr zurück, sonst wird dieses Schlachtfeld zu eurem Grab!«
    Die Männer zögerten, rangen sichtlich mit sich.
    Roger klappte sein Visier hoch und wandte sich an ihren Anführer, während Sorel unter ihm tänzelte.
    »Torkil, du kennst mich. Nimm in Gottes Namen Vernunft an und rette dich und deine Leute. Ich sehe nicht, dass mein Vater es für nötig hält, sein Eigentum zu verteidigen, und ich werde euch töten, wenn es sein muss. Glaubt mir, das ist keine leere Drohung.«
    Der Sergeant leckte sich über die Lippen und sah seine Gefährten an.
    »Tut, was er sagt«, schnarrte er, ließ das Seil, an dem er die Ponys führte, fallen und trieb seinen Wallach an. Roger sah den Männern nach, als sie davongaloppierten. Wenn sie am Leben blieben und auch nur einen Funken Verstand hatten, würden
sie sich anderswo als in Framlingham verdingen. Er hob das Seil auf, das Torkil fallen gelassen hatte, reichte es einem Ritter und wendete Sorel.
    De Luci hatte den fliehenden Earl of Leicester und seine Frau verfolgt und am Ufer des angeschwollenen Flusses Lark in die Enge getrieben. Die Countess, die eine Männerrüstung trug, hatte alle ihre kostbaren Ringe, auch den mit dem Saphir, abgestreift und in den Fluss geworfen, damit sie den Feinden ihres Mannes nicht in die Hände fielen. Sie und Leicester wurden zum Tross zurückgebracht und dort unter strenge Bewachung gestellt, nachdem man Petronilla ihr Kettenhemd und ihren langen Dolch abgenommen hatte.
    Als Roger von seinem Pferd stieg, trat Aubrey de Vere zu ihm und klopfte ihm auf die Schulter.
    »Du hast gut gekämpft«, sagte er mit einem anerkennenden Lächeln. »Heute hast du die Ehre wiederhergestellt, die dein Vater verkauft hat, und bist zur Zukunft deiner Familie geworden.«
    Roger schluckte, erwiderte aber nichts darauf. Die Worte seines Onkels legten sich wie ein dicker Umhang um seine Schultern, doch im Moment konnte er nicht sagen, ob dieser Umhang ihn vor Kälte schützte oder ihn zu ersticken drohte.

3
    Burg Hedingham, Essex,
Juli 1174

    Juliana, ehemalige Countess of Norfolk und jetzt Lady Maminot of Greenwich, betrachtete den schlanken jungen Mann, der unsicher auf der Schwelle ihrer Kammer stand. Heilige Mutter Gottes, dachte sie. Ihr Sohn wies keinerlei Ähnlichkeit mehr mit dem Bild auf, das sie während der letzten fünf Jahre mit sich herumgetragen hatte. Die letzten Spuren knabenhafter Weichheit waren verschwunden, und an ihre Stelle waren männliche Härte und die unverkennbare Ausstrahlung eines Soldaten getreten.
    »Roger!« Sie erhob sich von der Bank am Fenster, wo sie mit ihrer Stickarbeit gesessen hatte, und eilte mit einem ausgestreckten Arm auf ihn zu.
    Er zögerte kurz, dann ergriff er ihre Hand und kniete in einer formellen Begrüßung vor ihr nieder.
    »Mutter.«
    Juliana blickte auf seinen gesenkten Kopf hinab. Sein Haar war kurz geschnitten, damit er einen Helm tragen konnte, aber immer noch so, wie sie es

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