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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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gerissen und einen Schemel gegen die Wand geschleudert.
    Hugh funkelte sie finster an.
    »Warum mischt du dich ein, Weib? Er ist der missratene Sohn einer Hure, das weiß ich, auch ohne dass du es mir unter die Nase reiben musst.« Er stellte einen Fuß auf eine Truhe, um seine Sporen enger zu schnallen.
    Gundreda blickte auf ihre im Schoß gefalteten Hände hinab. Sie vermied es, ihren Mann anzusehen, um nicht zu selbstbewusst zu wirken. Er schätzte Selbstbewusstsein nur dann, wenn er es erbarmungslos unterdrücken konnte.
    »Weil er, wenn er so ist, wie du behauptest, nicht dein Erbe sein sollte. Du hast zwei loyale Söhne, die zwei Mal so viel wert sind wie er und die dir nie in den Rücken fallen würden.«
    Hugh richtete sich auf und stand mit gespreizten kurzen Beinen vor ihr. Als Gundreda ihn zum ersten Mal gesehen hatte, hatte er sie an einen Bluthund erinnert, ein Eindruck, der sich im Lauf der Jahre verstärkt hatte, er hatte sogar dieselben Hängebacken.
    »Ich entscheide, wer was erbt«, knurrte er, »und ich werde nicht dulden, dass du mir da hineinredest.«
    »Nein, aber es wäre klug, diese Dinge zu regeln, bevor du aufbrichst.«
    »Falls ich sterben sollte?« Er verzog die Lippen. Grimmige Belustigung glomm in seinen Augen auf.
    »Es würde nichts schaden, einen letzten Willen aufzusetzen, damit alles seine Ordnung hat. Soll wirklich Roger der nächste Earl of Norfolk werden? Er hat versucht, unseren Sohn in der Kapelle wegen einer Nichtigkeit zu töten – wegen eines Dummejungenstreichs!«
    Hugh hob die zottigen Brauen.
    »In der Tat, und das führt mich zu der Frage, warum ich meine Grafschaft einem Schwächling hinterlassen soll, der sich nicht gegen einen Gegner behaupten kann.«
    Gundreda grub die Nägel in die Handflächen, wohl wissend, dass er sie absichtlich provozierte. Sie wusste auch, dass der Versuch, ihn dazu zu bewegen, sich einen anderen als sich selbst als Earl of Norfolk vorzustellen, der Bemühung gleichkam, einen mit Steinen beladenen Karren bergauf zu schieben.
    »Ich sage nur, du solltest sie nicht jemandem hinterlassen, der stets versagt und dich noch dazu verraten hat. Du hast die Ehe mit seiner Mutter annulliert.« Sie warf ihm einen verschlagenen, hoffnungsvollen Blick zu. »Ein Gericht könnte ihn für einen Bastard erklären.«
    Hugh lachte, als er nach seinem Umhang griff.
    »Du bist entschieden zu optimistisch, Frau. Juliana ist die Schwester des Earl of Oxford und die Tochter eines de Vere. Ein ganzer Raum voll Gold würde nicht ausreichen, um einen Richter dazu zu bringen.«
    »Aber …«
    »Ich denke nach meiner Rückkehr darüber nach«, beschied er. »Jetzt tu deine Pflicht und verabschiede uns.«
    Gundreda hatte Mühe, ihren Zorn und ihre Ungeduld zu zügeln. Am liebsten hätte sie gleichfalls geschrien und einen Stuhl gegen die Wand geschmettert, weil sie es hasste, ein machtloses Opfer seiner Launen zu sein. Mit geballten Fäusten folgte sie ihm.
    Ihr ältester Sohn wartete im Hof auf seinen Vater, den er als Knappe begleiten sollte. Er trug eine wattierte Tunika, und in seinem Gürtel steckte ein langer Dolch. Bei seinem Anblick begann sie vor Furcht zu zittern. Der Bart, den er sich seit kurzem wachsen ließ, lag als weicher Flaum um seinen Mund. Sie hatte Angst um ihn, wagte es aber nicht, ihre Gefühle zu zeigen, außerdem war sie ehrgeizig. Wenn sie ihren Willen durchsetzte, würde er und nicht dieser treulose Verräter Roger der nächste Earl of Norfolk sein. Gundreda umarmte ihn, doch er erstarrte
und machte sich hastig los. Sein männlicher Stolz erlaubte ihm diese öffentliche Zurschaustellung von Gefühlen nicht. Die Furchen zwischen seinen Brauen glichen denen seines Vaters aufs Haar und würden eines Tages als ständiges Brandzeichen väterlichen Erbes in sein Fleisch eingegraben sein. Abrupt wandte er sich ab und schwang sich auf sein Pferd, um einer weiteren Umarmung zu entgehen.
    Petronilla of Leicester schob einen Fuß in den Steigbügel und schwang sich im Herrensitz in den Sattel. Die bauschigen Röcke ihres Gewandes ließen ihr ausreichend Bewegungsfreiheit, und darunter trug sie überdies eine Männerhose. Gundreda war von diesem kühnen Benehmen schockiert. Wenigstens wusste sie sich ihrem Geschlecht und ihrem Rang gemäß zu betragen.
    Als Petronilla nach den Zügeln griff und ihr Pferd wendete, blitzte ein großer Saphirring an ihrem Mittelfinger auf. Während ihres übermäßig langen Aufenthalts in Framlingham hatte sie ihn jedermann

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