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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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beinahe.« Sie schob ihn beiseite und angelte nach einer zweiten Coladose. »Ich möchte nichts von dem Tee trinken, den sie hier anbieten.«
    »Der Tee ist schauderhaft«, stimmte der junge Mann zu, »so dünn, daß man eigentlich ebensogut Wasser zu sich nehmen könnte. «

    »Ich habe ihn gar nicht erst probiert«, sagte Maja. Die Dose zischte leise, als sie sie öffnete. »Ich ekle mich vor dem Geschirr hier. Ich weiß nicht, ob richtig gespült wird.«
    »Da drüben stehen große Spülmaschinen«, meinte der junge Mann. Er öffnete seine Dose nun ebenfalls, offenbar hatte Maja ihm Mut gemacht. »Das tut gut«, murmelte er.
    Maja trank fast die ganze Cola in einem Zug leer.
    »Das tut wirklich gut«, meinte sie, »ich weiß nicht, ob es nur die Hitze ist oder auch die deprimierende Atmosphäre, aber ich brauche jetzt unbedingt etwas, das mich aufrichtet.«
    »Sie besuchen Ihre Großmutter oder Ihren Großvater?« erkundigte sich der junge Mann. Seine Augen verrieten jene erste Faszination, die Maja von Männern kannte. Es schaute sie kaum je ein Mann an, ohne daß dieses Glimmen im Blick auftauchte.
    »Ich besuche meine Urgroßmutter«, sagte sie.
    Er war überrascht. »Wirklich? Das ist selten. Ich meine, es ist selten, daß jemand seine Urgroßmutter noch hat.«
    »In unserer Familie werden alle ziemlich alt«, sagte Maja.
    Sie standen einander etwas unschlüssig gegenüber. Maja registrierte die weichen, dunkelblonden Haare des Mannes, die topasfarbenen Augen, einen Zug von Sanftheit um den Mund, den sie anziehend fand.
    Was für ein hübscher Junge, dachte sie.
    »Ich heiße Frank«, sagte er, »Frank Langtry.«
    »Maja Ashworth.«
    »Freut mich, Maja. Wo wohnen Sie? In London?«
    »Ja. Sie auch?«
    »Ja. Vielleicht könnten wir zusammen zurückfahren. Sind Sie mit dem Auto da?«
    »Nein. Ich bin mit dem Bus gekommen.«
    »Dann nehme ich Sie gern mit. Wenn es Ihnen recht ist.«
    Maja war hoch erfreut. Sie haßte es, mit dem Bus zu fahren, und zudem würde der gutaussehende Mann sie die Eindrücke des Altenheims vergessen lassen.
    »Um fünf Uhr?« fragte sie.
    Er nickte eifrig. »Okay. Wir treffen uns vor dem Haupteingang. Um fünf Uhr.«

    Der Tag hatte ein neues Gesicht bekommen. Maja empfand es geradezu körperlich, als sie, die Coladose mit dem letzten noch übrigen Schluck in der Hand, durch den Garten zu Edith zurückschlenderte. Die Sonne schien goldener, und das Grün der Bäume leuchtete heller. Ein sanfter Wind spielte in ihren Haaren.
    Mal sehen, was kommt, dachte sie. Insgesamt schien es jedenfalls nicht die dümmste Idee gewesen zu sein, den Tag im Altenheim zu verbringen.

9
    Der I. Mai fiel auf einen Montag. Franca hatte am Vorabend eine Bowle angesetzt, mit der sie in den Mai hineingefeiert hatten. Mae und Kevin waren ebenfalls dagewesen. Mae redete wieder mit Beatrice, aber die Spannung zwischen den beiden war im höchsten Maße spürbar, und soweit Franca wußte, war auch noch kein erlösendes Wort gefallen. Beatrice hatte fast zwei Wochen lang nichts von Alan gehört, und Franca vermutete, daß sie ziemlich genau zuhörte, als Mae von Maja berichtete. Man hätte es ihr jedoch nicht anmerken können. Sie trank ihre Bowle, blickte aufs Meer hinaus, und ihre gleichmütige Miene verriet nichts von dem, was in ihr vorgehen mochte.
    »Maja hat Gott sei Dank endlich einmal meine Mutter besucht«, hatte Mae berichtet. »Mum war entzückt, wie hübsch sie aussieht. Sie habe entspannt gewirkt.« Sie warf einen Seitenblick auf Beatrice. »Es scheint ihr gutzugehen.«
    »Wie schön«, sagte Beatrice.
    »Jeder Mensch wird irgendwann einmal erwachsen«, fuhr Mae fort, »und vielleicht ist Maja nun an diesen Punkt gekommen. Das könnte doch sein, oder?«
    Nach allem, was Franca von Maja gehört hatte, bezweifelte sie, daß Maja je so weit kommen würde, doch sie sagte nichts dazu. Maja und Alan gingen sie im Grunde nichts an, ebensowenig wie die Spannung zwischen Mae und Beatrice. Obwohl sie inzwischen wesentliche Teile von Beatrices Lebensgeschichte kannte, fühlte sie
noch immer eine gewisse Scheu, sich in die Belange der alten Dame einzumischen. Sie empfand die Distanz, die trotz allem zwischen ihnen blieb. Sie hatte den Eindruck, daß Beatrice diese respektiert zu sehen wünschte.
    Sie hatten bis in den späten Abend auf der rückwärtigen Veranda sitzen können; der Abend war hell und warm gewesen, und nur langsam war das Licht am westlichen Horizont erloschen. Franca hatte, wie meist, eine

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