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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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gleichzeitig.
     
    Alan bestellte Rigatoni Napoli, und Franca, erschöpft, wie sie war, hatte das Gefühl, sich eine Sünde leisten zu dürfen. Sie wählte Spaghetti mit viererlei Käsesorten. Dazu tranken sie einen Pinot Grigio, und Alan wollte wissen, wer Julien sei. Mae wand sich; vermutlich hatte sie ihrer Freundin irgendwann einmal versprochen, Alan gegenüber nichts von Julien zu erzählen, aber andererseits brannte sie darauf, diejenige zu sein, die Alan über intime Details aus dem Leben seiner Mutter aufklärte.
    »Das Verrückte ist«, sagte sie, »daß Beatrice schon im letzten Jahr eines Abends glaubte, ihn gesehen zu haben. Wir saßen im Le Nautique, es muß Ende August oder Anfang September gewesen sein, und plötzlich behauptete sie, ihn zwischen den Menschen draußen erblickt zu haben. Ich sagte ihr, daß das nicht sein könne. Ich dachte, nach so langer Zeit könne sie ihn sowieso nicht erkennen, aber sie war sich ihrer Sache ziemlich sicher. Und heute erstarrte sie plötzlich und sagte: Da ist Julien! Und ich muß zugeben, ich hätte ihn auch erkannt. Er ist ein ganz alter Mann, Ende Siebzig schon, aber irgendwie haben sich seine Züge nicht verändert.
Er wirkt jung für sein Alter. Er ist immer noch ein gutaussehender Mann.« Mae seufzte. »Das war er damals auch, das muß man zugeben. «
    »Würde mich irgend jemand endlich einmal aufklären, um wen es sich bei diesem geheimnisvollen Julien handelt?« fragte Alan. »Immerhin scheint er für meine Mutter recht bedeutsam zu sein, wenn sie eine Verabredung mit uns dreien zum Mittagessen einfach vergißt.«
    Mae schlug die Augen nieder, und Franca dachte, daß auch ein Mann, der weniger intelligent gewesen wäre als Alan, an ihrem Getue inzwischen erkannt hätte, was los war.
    »Ein Jugendfreund«, sagte sie, »aus der Zeit des Krieges. Er arbeitete für Erich Feldmann.«
    »Aha«, sagte Alan, »er war Mums erste Liebe?«
    Franca sah keinen Grund, dies abzustreiten. »Ja. Sie verbrachten wohl einige recht romantische Jahre. Er konnte fliehen und ... «
    »... und meine Eltern versteckten ihn auf dem Dachboden«, ergänzte Mae, »was natürlich schrecklich gefährlich war. Meinen Vater hätte es das Leben kosten können.«
    »Interessant«, sagte Alan, »und Mum hatte dann ihre Schäferstündchen mit ihm dort oben?«
    »Das kann man wohl sagen!« Es war Mae anzumerken, daß sie bis heute nicht mit der Tatsache fertig wurde, daß Julien seinerzeit Beatrice den Vorzug gegeben hatte. »Beatrice war natürlich viel zu jung, und ich finde, daß...«
    »Ich glaube, man muß das unter den Vorzeichen der damaligen Zeit sehen«, sagte Franca rasch. »Ich denke, die Menschen, auch die jungen Menschen, waren sich ständig der Gefahren um sie herum bewußt. Alles konnte von einem Tag zum anderen zu Ende sein. Man wartete nicht, bis man das passende Alter erreicht hatte, um sich zu verlieben. Man nahm sich, was man bekam, und man nahm es sich schnell.«
    »Im übrigen sind die jungen Mädchen heutzutage auch recht früh bei der Sache«, warf Alan ein. »Nach unten hin scheint es da kaum noch eine Altersgrenze zu geben.«
    Mae nickte wehmütig. »O ja, und ich finde das sehr bedauerlich. Die jungen Dinger bringen sich doch um die echten Gefühle,
um das wirkliche Erleben eines wunderschönen Ereignisses. Ich erinnere mich, wie entsetzt ich war, als ich erfuhr, daß Maja ihr erstes sexuelles Erlebnis mit dreizehn Jahren hatte. Mit dreizehn! Auf dem Rücksitz eines Autos. Und ich wette, heute weiß sie nicht einmal mehr, wie der Junge hieß.«
    »Davon bin ich überzeugt«, sagte Alan trocken. »Wenn sich Maja an die Namen all ihrer Liebhaber erinnern wollte, wäre das so, als würde jemand die Telefonbücher aller Kanalinseln auswendig kennen. Und das ist eindeutig zuviel verlangt.«
    Mae preßte die Lippen aufeinander, wagte aber nicht zu widersprechen, da sie wußte, daß Alan recht hatte.
    »Nun ja«, sagte sie und kramte in ihrer Handtasche nach dem Geldbeutel, »ich werde jedenfalls jetzt nicht noch länger auf Beatrice warten. Ich finde sehr unhöflich, was sie tut, aber in gewisser Weise bin ich das von ihr ja gewöhnt.«
    »Du bist eingeladen, Mae«, sagte Alan, »und bitte entschuldige das Benehmen meiner Mutter. Aber wenn dieser Mann ihre erste Liebe war ... « Er lächelte gewinnend, vermochte aber Mae nicht zu versöhnen. Sie verließ das Restaurant hocherhobenen Hauptes und mit einer Miene, die ihre Verstimmung nur allzu deutlich verriet.
    »Ich muß

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