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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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aber sie drehte den Kopf zur Seite.
    »Was ist los?« fragte er.
    Es war eine spontane Eingebung, daß sie direkt auf ihr Ziel losging. Oder vielleicht entsprach es einfach ihrer Art. Ihr Leben lang hatte sie sich selten mit Umwegen oder ausgeklügelten Strategien aufgehalten.
    »Ist es wahr, daß du mit Leuten gemeinsame Sache machst, die Schiffe klauen und nach Frankreich verkaufen?« fragte sie.
    Seine Augen verengten sich. Seine Lippen wurden schmal. »Wer war da eben am Telefon?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das ist gleichgültig. Ich will nur eine Antwort auf meine Frage.«
    »O Gott!« Er faßte sich an die Stirn. »O Gott!« Er sank wieder auf seinen Stuhl. Für den Moment schienen ihn seine Nerven zu verlassen. Er sah plötzlich sehr elend aus und sehr alt.
    Sie starrte ihn an. Ohne es wirklich zu wollen, hatte sie in Windeseile fertiggebracht, worum Franca sie gebeten hatte. Julien dachte nicht daran, zu gehen. Wahrscheinlich waren seine Knie weich geworden. Sie hatte ihn derart überrascht, derart überrumpelt, daß es einige Minuten dauern konnte, ehe er in der Lage sein würde, wieder einen klaren Gedanken zu fassen.
    Sie begriff, daß Franca die Wahrheit gesagt hatte. Sonst wäre Juliens Reaktion eine andere gewesen. Er wäre verblüfft gewesen, konsterniert. Vielleicht hätte er auch gelacht und sie gefragt, was der Unsinn denn sollte... Aber er wäre nicht in sich zusammengesunken, er wäre nicht so blaß geworden. Er war das verkörperte Schuldeingeständnis.
    »O Gott!« flüsterte nun auch sie.

    Nichts an dem Bild des Tages hatte sich verändert. Noch immer warf das Wasser in tausendfachem Funkeln das Licht der Sonne zurück. Noch immer jubilierten die Möwen in der herrlichen Sommerluft. Noch immer schwatzten und lachten ringsum die Menschen. Noch immer thronte Castle Cornet behäbig vor dem Hafen und betrachtete wohlwollend das Leben und Treiben.
    Und doch war alles anders. Düster. Drohend. Es schien Beatrice, als sei der Tag um sie herum ausgeblendet. Als habe sich eine Wand zwischen die Welt auf der einen Seite und sie und Julien auf der anderen geschoben. Sie gehörten nicht mehr dazu. Sie waren allein.
    Und auf einmal war es, als lösten die Jahre und Jahrzehnte sich auf. Julien war nicht länger der weißhaarige Mann mit dem zerfurchten Gesicht, und sie selbst nicht länger die alte Frau, die bald ihren zweiundsiebzigsten Geburtstag feiern würde. Sie sah den jungen Julien vor sich, sah seine dunklen, blitzenden Augen, hörte sein Lachen, aber sah auch seine Tränen, sah sein Aufbegehren. Sah ihn auf dem engen Dachboden, sah ihn durch die Luke in den blauen Himmel starren und spürte seine Verzweiflung. Seine Wut und seine Angst. Sie sah ihn trauern um die Jahre, die man ihm stahl. Sie stand neben ihm, das junge Mädchen, und überlegte, wie sie ihm helfen könne, und wußte doch, daß sie nichts tun konnte, daß es keine Möglichkeit für sie gab, ihn zu befreien, ihm das Leben zurückzugeben, das man ihm genommen hatte.
    Sie konnte ihm nicht helfen. Damals nicht, aber heute doch.
    Die Realität kehrte zurück. Die Wand löste sich auf. Sonne, Möwen und Menschen waren wieder nah. Sie war jetzt hellwach. Sie wußte, was sie zu tun hatte.
    Sie rüttelte ihn an der Schulter. »Komm mit. Schnell. Die Polizei wird jeden Moment hier sein. Franca und Alan sind dir und deinen Kumpanen irgendwie auf die Schliche gekommen, und Franca schickt die Polizei hierher. Wir müssen verschwinden!«
    Er starrte sie aus großen Augen an. Sie ergriff seine Hand, zog ihn hoch. »Komm. Beeil dich. Wir haben nicht viel Zeit!«
    Sie zerrte ihn hinter sich her aus dem Cafe. Draußen auf der Straße blieb sie stehen. »Wo ist dein Auto?«
    »Was?«
    »Dein Auto. Du sagtest, du hättest einen Leihwagen.«

    Endlich kam ein wenig Bewegung in ihn. »Ein Stück die Straße hinunter. Er parkt gleich am Straßenrand.«
    Sie fanden das Auto, stiegen ein.
    »Wohin?« fragte Julien.
    »Ich weiß nicht. Fahr einfach los.«
     
    »Ich habe seit fast zwanzig Jahren meine Finger in diesem Geschäft«, sagte Julien, »ich bin also seit fast zwanzig Jahren ein Krimineller, wenn du es so nennen willst. Eine späte Karriere.«
    »Warum tust du das?«
    Er zuckte die Schultern. »Abenteuerlust. Spaß am Nervenkitzel. Am wenigsten hat mich noch das Geld gereizt. Ich bin nicht der Mann, der sich mit sechzig - was ich damals war - zur Ruhe setzen kann. Ich suchte eine neue Herausforderung. Und fand sie. Sicherlich in einem falschen

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