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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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soviel über die Angelegenheit nachdenken. Sie versuchte sich auf Kevin zu konzentrieren, der über die zunehmende Kriminalität in aller Welt lamentierte. Sie fragte sich, weshalb er neuerdings die fixe Idee von den Einbrechern entwickelte:
Nach ihrer Kenntnis gab es bei ihm ohnehin nichts zu holen. Sie war ganz sicher, daß er in allernächster Zeit wieder in Le Variouf aufkreuzen und um einen Scheck bitten würde. Wahrscheinlich würde er diesmal wieder zu Helene gehen.
    Helene hatte eine Schwäche für Kevin, der in vielerlei Hinsicht ihrem Idealbild eines jungen Mannes entsprach: Er war höflich, ordentlich, sehr gepflegt und rannte nicht, wie andere Singles seines Alters, ständig hinter verschiedenen Frauen her. Es war typisch für Helene, daß sie seine Homosexualität erfolgreich verdrängte, und die Vorstellung, wie Kevin ständig hinter verschiedenen Männern herlief, gar nicht zuließ. Ebensowenig berücksichtigte sie die Tatsache, daß Kevin bei all seiner Ordnungsliebe und Pedanterie in Wahrheit sein Leben nicht geregelt bekam, ständig über seine Verhältnisse lebte und sich, ganz anders als Alan, bei verschiedenen Menschen durchschnorrte. Helene, so dachte Beatrice, war eine Meisterin im Ausblenden von Realitäten. Sie rückte die Dinge so lange zurecht, bis sie in das Bild paßten, das sie von ihnen haben wollte.
    Aber allzulange, dachte sie, wird sie Kevin sowieso nicht mehr helfen können. Egal, was sie zusammengespart hat, es dürfte langsam verbraucht sein.
    Nun war sie doch wieder bei Helene angelangt in ihren Gedanken, und damit bei Franca. Sie hatte ihr am Nachmittag einen langen Brief geschrieben, hatte im Garten gesessen auf einem bequemen Korbstuhl unter dem Apfelbaum, die Füße auf einen zweiten Stuhl hochgelegt, ein Buch auf dem Schoß, das sie als Unterlage zum Schreiben benutzte. Der Tag war wieder ungewöhnlich warm gewesen, hatte aber die Färbung des Herbstes gehabt, mit einem Himmel von kühlem Blau.
    Helene war fort gewesen, zum Tee bei Mae, und sie würde, so hatte Beatrice gehofft, bis zum Abend fort bleiben. Sie fühlte sich sofort freier und besser, hatte den Eindruck, leichter atmen zu können, wenn Helene nicht im Haus war.
    Sie hatte den Brief an Franca mit den Worten begonnen: »Helene Feldmann hat mir mein Leben gestohlen.«
    Sofort hatte sie den Satz wieder ausgestrichen, hatte ihn so lange zugekritzelt, bis niemand mehr ihn würde lesen können. Er gab
viel zuviel preis, viel mehr, als sie einem Fremden anvertrauen wollte. Viel mehr, als sie überhaupt irgend jemandem anvertrauen wollte. Nicht einmal zu Mae hatte sie diesen Satz je gesagt. Genaugenommen hatte sie ihn nicht einmal gedacht. Er mochte als Empfindung irgendwo in ihr gewesen sein, aber sie hatte ihn nie formuliert, hätte es nie gewagt , dies zu tun, weil die Erkenntnis zu schrecklich war. Ein gestohlenes Leben war nicht das gleiche wie ein gestohlenes Auto — die absolute Unwiederbringlichkeit dessen, was man ihr genommen hatte, stürzte sie in Panik, drohte ihr die Luft abzuschnüren. Als sie die Worte auf dem Papier mit einer Gewalt durchstrich, die fast den Schutzumschlag des darunter liegenden Buches zerstört hätte, versuchte sie sie damit auch für alle Zeiten aus dem Gedächtnis zu bannen — wohl ahnend, daß dies nicht gelingen würde. Was einmal lebte, war nicht einfach wieder zu vernichten. Ihr dämmerte bereits, daß die verhängnisvollen Worte nun immer zudringlicher in ihrem Kopf herumgeistern würden.
    Sie hatte den Brief statt dessen mit Belanglosigkeiten begonnen, mit ein paar Floskeln über das Wetter und die schon lang anhaltende Trockenheit auf der Insel. Dann hatte sie angefangen, von damals zu berichten. Von der ersten Zeit mit Erich Feldmann im Haus ihrer Eltern.
     
     
    Guernsey, Juni/Juli 1940
     
    Er war nicht mehr fortgegangen. Er hatte sich umgesehen und mit inbrünstiger Überzeugung gesagt: »Hier ist es gut. Ausgezeichnet. Hier werde ich bleiben.«
    Ein zweiter deutscher Soldat, ein ganz junger Mann noch, kam ins Zimmer. Er und der Offizier sprachen miteinander, aber da sie deutsch redeten, verstand Beatrice kein Wort. Der Mann, der sie entdeckt und aus ihrem Versteck gelockt hatte, hatte ihr gesagt, daß er Erich Feldmann heiße, und diesen für ihre Zunge schwierig auszusprechenden Namen übte sie nun in Gedanken. Erich Feldmann.

    Erich wies auf sie und sagte etwas, und der andere Mann nickte. Er trat auf Beatrice zu, nahm ihre Hand und meinte: »Komm, wir sehen, daß

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