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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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sie?«
    »Kriegsgefangene. Aus Frankreich.«
    »Kriegsgefangene?«
    »Ja. Deutschland hat Frankreich erobert, wie du vielleicht weißt. Du mußt dich vor ihnen in acht nehmen. Die meisten Franzosen sind ziemlich unanständige Menschen. Unberechenbar und verlogen. Du findest viele Verbrecher unter ihnen.«
    Beatrice hatte nicht den Eindruck, daß die beiden Männer gefährlich wirkten, aber sie beschloß, auf der Hut zu sein. Im übrigen gingen ihr nun auch wichtigere Dinge im Kopf herum. »Darf ich Mae nicht vielleicht gleich besuchen?« fragte sie hoffnungsvoll.
    Erich plusterte sich natürlich sofort wieder auf. »Hör mal zu, man muß auch einmal etwas abwarten können. Du wolltest unbedingt
ein Geburtstagsfest haben, und ich habe es dir erlaubt. Nun wirst du dich bis dahin wohl noch gedulden können!«
    Es hatte keinen Sinn, ihm zu sagen, daß sie nie um ein Fest gebeten hatte. Sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, daß er auf Diskussionen nicht einging, daß er Tatsachen verdrehte, wenn es ihm gefiel. Sie erwiderte nichts, lief hinauf in ihr Zimmer und schloß nachdrücklich die Tür hinter sich. Sie stellte sich ans Fenster, schaute über die Bäume, deren Blätter sich an den äußersten Spitzen gelb zu färben begannen. Deborah hatte ihr einmal erzählt, man könne mit einem Menschen, der weit weg sei, Kontakt aufnehmen durch die Kraft der Gedanken. »Wenn du ganz stark an die Person denkst, ihr ganz viele Gedanken und Gefühle sendest, wird sie es spüren. Es wird wie ein unsichtbares Band zwischen euch sein.«
    Sie versuchte, sich mit aller Kraft auf Deborah und Andrew zu konzentrieren
    »Ich denke an euch«, flüsterte sie, »ich denke ganz, ganz fest an euch. Hoffentlich könnt ihr es spüren. Ich möchte so gern fühlen, daß auch ihr an mich denkt. Ich bin sicher, ihr tut es. Ich weiß, daß du Angst hast um mich, Mummie. Aber du mußt dich nicht sorgen. Mir wird nichts passieren, und ich weiß, wir sind irgendwann wieder zusammen.«
    Sie stand sehr lange so da, hingegeben an ein Gefühl der Nähe, das sie tatsächlich zu empfinden meinte und von dem sie hoffte, daß sie es sich nicht einbildete. Irgendwann lag der Garten in tiefem Schatten, und die Sonne, von einem Dunstschleier umgeben, hing nah über dem Horizont.
    Beatrice merkte, daß sie Hunger hatte, und wunderte sich, daß noch niemand zum Essen gerufen hatte. Sie verließ ihr Zimmer, um hinunterzugehen, aber im Gang vernahm sie plötzlich eigenartige Geräusche und blieb stehen.
    Die Laute kamen aus dem Schlafzimmer ihrer Eltern, das jetzt von Erich und Helene bewohnt wurde. Es klang ziemlich beängstigend, so als werde jemand gequält oder verletzt. Überraschenderweise hatte sie den Eindruck, daß es Erich war, der die befremdlichen Jammerlaute ausstieß.
    Langsam schlich sie näher. Die Tür stand einen Spalt offen, so
daß sie hindurchspähen konnte. Sie sah das Bett ihrer Eltern, und sie sah Erich und Helene, die beide nackt waren, keuchten und erhitzt zu sein schienen. Erich lag auf dem Rücken, hatte den Kopf zurückgebogen und wimmerte. Helene saß auf ihm und bewegte sich hastig auf und ab. Die blonden Haare, die sie sonst immer geflochten und aufgesteckt trug, flossen wie goldene Seide über Schultern und Rücken bis zu den Hüften hinab. Im letzten Licht des Tages schimmerte ihre helle Haut wie Elfenbein. Helene war sehr schlank, alle Glieder perfekt geformt, ihre Oberschenkel lang und fest. Ihre kleinen Brüste trugen hoch aufgerichtete Spitzen, und auf ihrem Gesicht lag ein triumphierender, selbstzufriedener Ausdruck, den Beatrice an ihr zuvor nie wahrgenommen hatte. Fast sah sie glücklich aus, zumindest nicht mehr verängstigt und eingeschüchtert. Sie war stark. Sie war stärker als der stöhnende Erich unter ihr. Auf wundersame Weise hatte sich die Welt auf den Kopf gestellt, und zwei Menschen, die klar festgelegt schienen auf ihre Positionen, hatten ihre Rollen getauscht. Innerhalb weniger Stunden war mit beiden eine Veränderung vorgegangen, die Beatrice sprachlos gemacht hätte, wäre sie nicht ohnehin stumm gewesen vor Schreck.
    Sie fand es widerlich, was die beiden taten, auch wenn sie nicht wirklich begriff, was es war. Natürlich hatte sie manches aufgeschnappt über »diese Dinge«, aber wenn sie Andrew danach gefragt hatte, hatte er nur gesagt, sie solle zu Deborah gehen, und Deborah hatte gesagt, sie sei zu jung, und man werde ihr das alles später erklären. Am meisten hatte sie noch von Mae erfahren, die einen

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