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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Art, denn Helene ist sehr geschickt.«
    Will blickte unbehaglich zur Seite. Helene sah aus, als werde sie jeden Moment in Panik ausbrechen.
    Erich fuhr mit dem Finger liebevoll über den Goldrand der Tasse. »Wir veranstalten eine Gartenparty heute, nicht? Das stand seit heute früh fest, seitdem klar war, daß das Wetter sonnig sein würde. Also habe ich zu Helene gesagt, du deckst den Tisch im
Garten, und das hat sie ja auch getan. Und wie schön sie es getan hat.«
    »Erich«, sagte Helene. Es klang wie ein Jammerlaut.
    Erich nahm die Tasse erneut in die Hand, hob sie in die Höhe und ließ sie fallen. Das hauchzarte Porzellan zerbrach auf der harten, trockenen Erde.
    Alle um den Tisch herum erstarrten.
    »Helene zeigt jungen Mädchen nämlich gern, wie man es nicht machen soll«, sagte Erich. Er nahm seinen Teller, ließ ihn ebenfalls fallen und zerspringen.
    »Hat deine Mutter jemals dieses Geschirr im Garten gedeckt?« wandte sich Erich an Beatrice.
    »Ich erinnere mich nicht«, erwiderte Beatrice leise.
    »Du erinnerst dich nicht? Wie eigenartig. Mir kam es nie so vor, als habest du ein schlechtes Gedächtnis. Wie dem auch sei, ich glaube nicht, daß deine Mutter so dumm war, ihr bestes und feinstes Geschirr in den Garten zu schleppen, wo es jederzeit kaputtgehen kann.« Er stand auf, und ehe es irgend jemand verhindern konnte, hatte er das Tuch vom Tisch gerissen. Mit lautem Klirren fielen Teller und Tassen, Kaffeekanne, Besteck und Kuchenplatten zu Boden. Kaffee und Kakao spritzten in alle Richtungen, die Kuchen lagen als Matsch aus Teig, Äpfeln, Mirabellen und Sahne im Gras.
    Helene schrie auf. »Tu das nicht, Erich! Bitte!«
    Aber natürlich war es zu spät, und er hätte sich sowieso nicht von ihr abhalten lassen, seinen Jähzorn auszuleben. Alle waren aufgesprungen und starrten fassungslos auf das Chaos zu ihrem Füßen.
    »Lieber Himmel, Herr Major«, murmelte Will.
    Helene brach in Tränen aus, und Mae schien dicht davor, es ihr nachzutun.
    Erich brüllte nach den beiden Franzosen. »Julien! Pierre! Kommt sofort her!«
    Die beiden tauchten aus den Tiefen des Gartens auf, folgsam und ängstlich wie zwei Hunde, die auf brutale Weise abgerichtet worden sind.
    »Ihr räumt hier auf«, befahl Erich, »und ich will nicht einen Splitter hier mehr sehen, sonst könnt ihr etwas erleben.«

    Er entfernte sich mit großen Schritten, und kurz darauf hörten sie, wie ein Motor angelassen wurde und ein Auto mit quietschenden Reifen die Auffahrt hinunterschoß.
    »Ihr Mädchen geht am besten in Beatrices Zimmer und unterhaltet euch ein wenig«, schlug Will vor. »Ich kümmere mich um Mrs. Feldmann.«
    Helene wurde inzwischen von einem Weinkrampf geschüttelt, der in Hysterie überzugehen drohte.
    »Ist er immer so?« fragte Mae entsetzt.
    »Er ist manchmal so und manchmal anders«, antwortete Beatrice.
    Sie empfand Zorn beim Anblick des Scherbenhaufens. Wie sehr hatte Deborah dieses Geschirr geliebt, es gehegt und gepflegt und nur zu ganz besonderen Anlässen auf den Tisch gebracht. Zu ihrem Erstaunen fühlte Beatrice eine gewisse Übereinstimmung mit Erich: Es war dumm gewesen von Helene, ausgerechnet dieses Geschirr für den Garten zu wählen! Aber vermutlich hatte sie es nur wieder unbedingt richtig machen wollen. Es hätte ihr auch passieren können, von Erich angeschnauzt zu werden, weil sie sich nicht für das beste Geschirr entschieden hatte. Allmählich wurde Beatrice die Grausamkeit des Systems klar: Wenn Erich nach einem Ventil suchte, war es einerlei, wie sich Helene verhielt, was sie sagte oder tat. Es war immer falsch, und es forderte unweigerlich seine Wut heraus.
    Will entfernte sich mit der schluchzenden Helene, und die beiden Franzosen knieten auf der Erde und sammelten die Scherben ein.
    Beatrice zog Mae mit sich fort hinter die weiße Mauer, an der die Weintrauben reiften. »Mae, es ist gut, daß wir uns allein sprechen können«, sagte sie ohne Umschweife. »Ich möchte so gern meine Eltern wissen lassen, daß es mir gut geht, und ich möchte unbedingt erfahren, wie es ihnen ergeht. Aber ich kann von hier aus nichts machen. Meinst du, dein Vater könnte versuchen, Kontakt mit ihnen aufzunehmen?«
    »Ich werde ihn fragen«, versprach Mae, aber sie blickte keineswegs zuversichtlich drein. »Er hat gesagt, es gibt keinen Kontakt von hier nach London. Die Deutschen haben alles verriegelt. Sie
gewinnen überall, wo sie auch kämpfen. Mein Vater sagt, sie wollen die ganze Welt erobern.«
    »Niemand

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