Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin
wieso...?«
»Maja, kannst du vielleicht aufhören, mich derart auszufragen? Ich meine, willst du auch noch wissen, ob ich heute morgen auf der Toilette war, und wenn ja, warum, und wenn nein, warum nicht?«
»Guter Gott!« meinte Maja. »Ich bin ja schon still! Du hast wirklich eine Scheißlaune, Kevin!«
»Ich würde Sie gern nach Hause bringen, Kevin«, sagte Alan, »aber ich muß erst Maja nach St. Peter Port fahren, und bis Torteval schaffe ich es nicht, ehe mein Flugzeug geht.«
»Kein Problem. Ich habe sowieso in St. Peter Port noch ein paar Dinge zu erledigen. Ich steige mit Maja aus.«
Schweigend fuhren sie in die Stadt zurück und hielten vor dem dreistöckigen Haus in der Hauteville Road, in dem Maja wohnte. Kevin verließ das Auto sofort, murmelte nur noch einen knappen Gruß.
Maja sah ihm kopfschüttelnd nach. »Das ist aber mysteriös. Hast du Kevin schon einmal so erlebt?«
»Nein. Aber ehrlich gesagt, ist Kevin mir ziemlich egal.« Er sah Maja an. »Ich muß los. Ich wünsche dir eine gute Zeit.«
»Wann sieht man dich wieder einmal auf Guernsey?«
»Ich weiß noch nicht.« Seine Finger klopften nervös auf das Lenkrad. »Wahrscheinlich werde ich für längere Zeit in London bleiben.«
Maja neigte sich zu ihm hinüber, hauchte ihm einen Kuß auf die Wange. »Ich werde dich anrufen. Ich könnte dich ja mal in London besuchen.«
»Wir werden sehen«, sagte er förmlich, aber er konnte spüren, daß ihm Maja das nicht abnahm. Sie lachte und hüpfte leichtfüßig aus dem Auto, und ihr Lachen klang ihm noch im Ohr, als er durch das immer stärker werdende Unwetter zum Flughafen fuhr; er hörte es sogar noch, als er schon im Flugzeug saß und die Insel unter ihm immer kleiner wurde, nur noch ein winziger Flecken
war im Meer, unbedeutend und doch von so tiefer Bedeutung für ihn.
12
Franca fragte Michael am Abend, ob er ein Verhältnis mit einer anderen Frau habe, und er gab es ohne Umschweife zu. Seine Direktheit erschütterte sie fast mehr als die Erkenntnis, daß sie mit ihrer Vermutung tatsächlich recht gehabt hatte.
»Was heißt das - ja?« fragte sie entsetzt auf seine knappe und klare Reaktion hin.
»Ja heißt ja«, sagte er ungeduldig, und weniger schuldbewußt als neugierig setzte er hinzu: »Wie hast du es herausgefunden? «
»Ich habe es gar nicht herausgefunden. Ich habe es einfach vermutet. «
»Aha - eine Fangfrage, und sie hat funktioniert!« Er schien ein wenig ärgerlich, daß er ihr so bereitwillig auf den Leim gegangen war. »Ganz schön raffiniert, das muß ich zugeben.«
Franca wartete ein paar Augenblicke, hoffte, daß er etwas zu seiner Rechtfertigung hervorbringen würde. Aber er sagte nichts. Er saß ihr gegenüber am Eßtisch, spielte mit seinem Rotweinglas herum und betrachtete Franca mit kühler Distanz im Blick.
»Wer ist sie?« fragte Franca schließlich, betäubt und mechanisch.
»Du kennst sie nicht.«
»Aber sie wird doch einen Namen haben. Ein Alter. Einen Beruf. Irgendwelche Lebensumstände!«
»Welche Rolle spielt das?« Er schenkte sich Rotwein nach. Die teure Uhr an seinem Handgelenk blitzte. Er hatte schöne Hände, kräftig und dennoch schlank.
»Welche Rolle spielt es für dich?«
»Ich wüßte gern, wer die Frau ist, an die ich meinen Mann verliere. «
»An die du deinen Mann verlierst! Du bist wieder einmal höchst
theatralisch, weißt du das? Woher willst du wissen, daß du mich an sie verlierst?«
»Das habe ich doch schon.«
»Unsinn. So weit ist es noch gar nicht.«
»Also ist sie nur eine Affäre?«
»Das weiß ich nicht. Das werde ich sehen. Muß ich dir das jetzt haarklein definieren?«
Perplex gab Franca zurück: »Muß ich warten, bis du es definieren kannst?«
»Was willst du hören?«
»Wie lange geht das schon?«
»Ein knappes Jahr.«
»Und wo hast du sie kennengelernt? «
»In einer Bar. Es war spät geworden im Labor, ich wollte noch irgendwo etwas trinken, und... na ja, da war sie!«
»Ist sie jünger als ich?« Wie verrückt, dachte Franca, diese Frage mit vierunddreißig Jahren zu stellen! Normalerweise sind Frauen über fünfzig, wenn sie anfangen, junge Rivalinnen zu fürchten.
Aber vermutlich gab es da keine Regel. Man konnte immer betrogen werden, und die andere konnte immer jünger sein. Oder älter. Das macht im Grunde auch keinen Unterschied.
»Sie ist ein bißchen jünger als du«, sagte Michael, »aber unwesentlich. Anderthalb Jahre, glaube ich.«
Wenn es keine Zwanzigjährige war, was hatte sie dann
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