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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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dich. Ich wollte dich unbedingt haben. Ich dachte, alles hinge davon ab, dich zu gewinnen.«
    »Was, alles?« fragte sie.
    Er fuchtelte mit den Händen. »Alles eben. Das Glück. Die Erfüllung. Was weiß ich!«
    Leise sagte Franca: »Wir hätten vielleicht eine gute Chance gehabt. «
    »Die hätten wir sicher gehabt«, erwiderte Michael gleichgültig.
    Und Franca begriff: Er war so weit entfernt von ihr, daß er dieser Chance nicht einmal mehr nachtrauerte.

Zweiter Teil

1
    »Ich würde nicht zu dir kommen, Helene, wenn es nicht wirklich wichtig wäre«, sagte Kevin.
    Er sah angespannt aus, blaß und unausgeschlafen. Für den ungewöhnlich warmen Apriltag draußen war er viel zu warm gekleidet; er trug Cordhosen und einen blauen Wollpullover. Er schwitzte stark, sein Gesicht glänzte feucht, die dunklen Haarsträhnen klebten an seiner Stirn.
    »Warum hast du dich denn so dick angezogen?« fragte Helene. »Es ist doch richtig sommerlich draußen!«
    »Vorhin habe ich gefroren. Jetzt ist mir tatsächlich zu heiß. Ich weiß auch nicht...« Kevin strich sich mit einer erschöpften Bewegung übers Gesicht. »Vielleicht bekomme ich eine Grippe.«
    »Du siehst jedenfalls schlecht aus«, meinte Helene besorgt. Sie schenkte ihm Tee nach. »Hier, trink das. Oder hättest du lieber etwas Kaltes?«
    »Nein, nein. Tee ist schon in Ordnung.« Kevin schien kaum zu merken, was er trank. Seine Hände zitterten leicht.
    »Ich würde nicht schon wieder zu dir kommen, Helene, wenn es nicht wirklich dringend wäre«, sagte er wiederum nervös. »Sicher denkst du inzwischen, ich kann dir das viele Geld nie zurückgeben, aber ich schwöre dir, daß ich...«
    »Darum geht es doch gar nicht«, unterbrach Helene beschwichtigend. »Ich bin überzeugt, eines Tages kannst du alles zahlen und... «
    »Mit Zins und Zinseszins!«
    »Kommt nicht in Frage. Von Freunden nehme ich doch keine Zinsen. Nein, Kevin, ich mache mir nur ein wenig Sorgen um dich. Soviel Geld, wie du ständig brauchst... Du mußt dich ziemlich übernommen haben. «
    »Die Gewächshäuser in der Perelle Bay haben ein Vermögen gekostet.
Ich mußte einen höheren Bankkredit aufnehmen, als ich ursprünglich geplant hatte. Und nun hänge ich mit den Zinszahlungen hinterher.«
    Vorsichtig fragte Helene: »Wie laufen denn die Geschäfte?«
    Kevin zuckte die Schultern. »Es geht. Sie liefen schon besser. Die allgemeine Wirtschaftslage... du weißt ja.«
    Helene seufzte. Natürlich, die Zeiten waren schlecht. Fast niemand konnte mehr die gleichen lukrativen Geschäfte tätigen wie noch im Boom der achtziger Jahre. Trotzdem konnte sie sich nicht recht erklären....
    »Wieviel Geld brauchst du denn?« fragte sie.
    Sie saßen im Eßzimmer, in dem ein düsteres Dämmerlicht herrschte, das den herrlichen Frühsommertag aussperrte. Ein Kirschbaum vor dem Fenster sorgte für kühlgrünen Schatten. Helene und Beatrice hatten ihn gepflanzt, wenige Tage nach Kriegsende, getrieben von dem Bedürfnis, etwas Lebendiges, Wachsendes, Schönes zu schaffen. Damals hatte der Baum ausgesehen wie ein magerer, krummer Besenstiel.
    »Auf das Leben«, hatte Helene nach dem letzten Spatenstich gesagt und sich die wirren Haare aus der Stirn gestrichen, und dann war ihr wieder schwindlig geworden, und sie hatte sich rasch hinsetzen müssen. Der Hunger hatte sie zu sehr geschwächt. Ihre ohnehin zarte Konstitution hatte unter den monatelangen Magerrationen sehr gelitten. Sie kippte bei jeder Gelegenheit um, und die Hitze, die damals herrschte, hatte die Sache noch schlimmer gemacht.
    Der Baum hatte ewig vor sich hingekränkelt, obwohl sie ihn fleißig gossen, und es hatte immer wieder den Anschein gehabt, als würde er jeden Moment eingehen. Doch plötzlich, als sie schon nicht mehr daran glaubten, hatte sich das dürre Bäumchen von einem Tag auf den anderen erholt, hatte die Blätter nicht länger hängen lassen, hatte sogar noch ein paar schöne, weiße Blüten bekommen. Und nun ist er so stark, dachte Helene, und so groß!
    Sie hatte eigentlich mit Kevin draußen im Garten Tee trinken wollen, aber er hatte darum gebeten, die Unterredung im Haus stattfinden zu lassen, und da hatte sie schon gewußt, daß es wieder einmal um Geld ging.

    »Ich brauche etwa eintausend Pfund«, sagte Kevin.
    Helene hielt den Atem an. »Das ist ziemlich viel Geld!«
    »Zwölfhundert wären noch besser. Damit käme ich einige Zeit über die Runden.«
    »Meinst du nicht, man hätte diese Gewächshäuser auch billiger haben

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