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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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hatte man nicht ermitteln können. Dies sei schließlich ein Pech, so hatte sie Beatrice erklärt, für das Kevin wirklich nichts konnte.
    Er winkte ihr zu, ehe er davonfuhr, und sie wartete, bis er um die Wegbiegung verschwunden war; dann erst schloß sie die Tür. Beatrice kam ihr entgegen.
    »Das war Franca«, sagte sie, »du weißt, die junge Frau, die Alan im September angeschleppt hatte. Sie kommt morgen nach Guernsey und wollte wissen, ob sie kurzfristig das Zimmer haben kann. «
    »Das ist aber wirklich kurzfristig«, meinte Helene, »sie muß sich ja schnell entschlossen haben.«
    »Sie klang merkwürdig«, sagte Beatrice nachdenklich, »aufgeregt und hektisch. Ich wollte wissen, wie lange sie bleibt, und sie sagte, sie wisse es nicht. Dann fügte sie hinzu: ›Vielleicht gehe ich nie wieder zurück‹. Und legte auf.«
     
    Sie hatte zunächst ihre Sachen wahllos in den Koffer geworfen. Es gelang ihr nicht, sich zu konzentrieren. Sie griff in den Schrank, zog heraus, was ihr in die Finger kam, und merkte schließlich, daß sie auf diese Weise eine völlig unsinnige und nutzlose Auswahl traf. Sie räumte alles wieder aus dem Koffer und zwang sich, ihre Gedanken zu sammeln. Es war April. Es war ziemlich warm. Sie sollte ein paar leichte Sachen mitnehmen, T-Shirts, Shorts, ein oder zwei Kleider. Aber sie brauchte auch Pullover für kühle Abende, Jeans, Regensachen. Da sie mit dem Auto fahren würde, konnte sie Gepäck mitschleppen, soviel sie wollte. Ob sie es schaffen würde? Sie hatte sich ihre Reiseroute auf der Karte genau angesehen. Sie mußte bis hinunter nach Saarbrücken, dort über die
Grenze nach Frankreich. Dann Richtung Paris, dann weiter in die Bretagne bis St.-Malo und von dort mit der Fähre nach Guernsey...
    Franca schloß den Koffer und warf dann Wäsche und Strümpfe in die bereitgestellte Reisetasche. Beatrice hatte etwas überrascht geklungen am Telefon, aber durchaus erfreut.
    »Natürlich kommen Sie, Franca! Ich habe noch überhaupt keine Buchung für den Frühling. Das Zimmer steht Ihnen zur Verfügung! «
    Beatrices Herzlichkeit hatte ihr gutgetan. Sie hatte Glück gehabt, denn es hätte leicht sein können, daß kein Zimmer frei war. Franca war nicht sicher, ob sie den Mut und die Tatkraft aufgebracht hätte, sich ein anderes Zimmer zu beschaffen. Vielleicht hätte sie den ganzen Plan fallengelassen.
    Obwohl ihr, genaugenommen, kaum eine Wahl blieb.
    Sie hielt inne in den hastigen Bewegungen, mit denen sie ihre Sachen packte. Sie hatte Koffer und Taschen auf dem Bett verteilt - auf dem Bett, in dem sie seit fast zwölf Jahren mit Michael die Nächte verbrachte. Auch die vergangene Nacht. Die letzte vielleicht.
    Er war wieder einmal spät nach Hause gekommen, hatte weder angerufen noch am Morgen nach dem Frühstück etwas davon verlauten lassen, daß es länger dauern würde. Seit einiger Zeit raffte er sich zu diesen Höflichkeiten nicht mehr auf. Er kam und ging, wie es ihm paßte. Er tat so, als sei Franca kaum mehr vorhanden.
    Sie hatte ferngesehen und dabei eine Menge Rotwein getrunken, hatte versucht, den aufkeimenden Gedanken zu verdrängen, daß sie ihr Leben in diesem Haus, Abend für Abend allein vor dem Fernseher und mit steigendem Alkoholkonsum, im Grunde vergeudete. Sie war vierunddreißig Jahre alt. Alle sagten, dies sei ein phantastisches Alter und die Jahre zwischen dreißig und fünfundvierzig die besten im Leben einer Frau. Für Franca schienen sie sich zum Alptraum zu entwickeln. Um halb zwölf ging sie ins Bett, müde und schwer vom Rotwein, doch kaum hatte sie das Licht ausgeschaltet, war sie mit einem Schlag wieder hellwach. Sie warf sich hin und her, lauschte auf jedes Geräusch im Haus, knipste das Licht schließlich wieder an, griff nach einem Buch, las und stellte
fest, daß es ihr nicht gelang, auch nur einen einzigen Satz wirklich aufzunehmen und etwas vom Inhalt zu begreifen.
    Um ein Uhr ging unten die Haustür, und Michael kam die Treppe herauf. An seinem beschwingten Schritt erkannte Franca, daß er guter Laune war. Als er oben angelangt war, versuchte er sich leise zu bewegen - offenbar ist ihm tatsächlich gerade eingefallen, daß es mich noch gibt, dachte Franca bitter. Er kam auf Zehenspitzen ins Schlafzimmer und zuckte zusammen, als er sah, daß das Licht brannte und Franca wach war.
    »Warum schläfst du denn nicht?« fragte er vorwurfsvoll. Seine gute Laune schien von einem Moment zum anderen in sich zusammenzufallen.
    »Du kommst ziemlich spät«,

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