Die Roswell Verschwörung: Thriller (German Edition)
offen.
»Was um alles in der Welt spielt sich hier ab?«, wunderte sich Fay. »Wo stecken Tyler und Grant?«
Jess wählte Tylers Nummer, erhielt aber keine Antwort. Sie ließ den Motor an. »Wir sehen nach.«
Sie fuhr zur Lagerhalle. Es war unwahrscheinlich, dass sich dort noch jemand aufhielt, nachdem alle Fahrzeuge weggefahren waren und man durch die Ladetore freie Sicht ins Innere hatte. Jess ließ den Motor laufen, obwohl sie ausstieg. Sie zog sich auf die Verladerampe hinauf. Auch Fay, die eine erfahrene Alpinistin war, erkletterte sie ohne Mühe. Die riesige Halle lag totenstill vor ihnen. Tyler und Grant würden sich inzwischen doch gemeldet haben, wenn sie sie beobachteten, ging es Jess durch den Sinn.
»Hallo?«, rief sie.
Keine Antwort. Mit pochendem Herzen setzte sie ihren Weg auf Zehenspitzen fort. Sie hoffte inständig, dass Tyler und Grant nur deshalb nicht antworteten, weil man sie gefesselt und geknebelt hatte. Doch dann sah sie Stiefel. Sie erstarrte. Die Stiefel einer Frau. Jess konnte ihre Beine nur vom Knie abwärts sehen. Sie lagen regungslos still.
»Warte hier«, befahl sie Fay.
»Warum?« Ihre Großmutter entdeckte die Stiefel. »O mein Gott!«
»Bleib, wo du bist!«
Jess trat in die Tür und sah den ganzen Körper der Frau. Sie war tot, ihre Augen starrten zur Decke, das Loch in ihrer Stirn war so groß wie ein Zehn-Cent-Stück. Hinter ihr lagen die Leichen von vier Männern, es roch aufdringlich nach Blut, denn sie waren vielleicht fünfzehn Minuten tot, nicht länger. Jess näherte sich ihnen nur so weit wie nötig war, um festzustellen, dass weder Tyler noch Grant dort lagen. Dann rannte sie zurück und hielt dabei die Luft an, damit sie nicht zu rasch atmete oder sich übergab.
»Ruf die Polizei«, sagte sie keuchend zu Fay.
»Ist die Frau tot?«
»Ja. Sag, es sei jemand ermordet worden.«
Während Fay die Polizei anrief, nahm Jess ihr Handy aus der Tasche und wählte noch einmal Tylers Nummer. Er antwortete noch immer nicht. Sie wollte gerade auflegen und es noch einmal versuchen, als sie das Summen eines Handys im Büro hörte.
Sie riss sich zusammen und ging noch einmal, ihr Handy in der Hand, zu den Leichen.
Lauschend blieb sie in der Tür stehen. Alles drehte sich ihr vor den Augen, als ihr aufging, warum Tyler ihre Anrufe nicht entgegengenommen hatte. Das Summen kam aus der Jackentasche eines Toten.
19. Kapitel
Tyler konnte sich etwas Vergnüglicheres vorstellen, als in pechschwarzer Finsternis die Taschen zweier Bewusstloser zu durchsuchen, aber dadurch kamen sie nach einer Weile wenigstens wieder in den Besitz von Handys. Der Russe war vermutlich davon ausgegangen, dass sie bei der geplanten Explosion sowieso verglühen würden. Während er das schwache Licht des Telefons auf den Plastiksprengstoff richtete, den Grant in der Hand hielt, suchte er auf dem Display nach einem Netz. Nichts. Die wenigen Male, die eines auftauchte, war es schon gleich wieder verschwunden, bevor er die Nummer der Polizei gewählt hatte. Tyler kannte weder Jess’ E-Mail-Adresse noch ihre Telefonnummer, deshalb simste er kurz an Fay: »Hier Tyler. Sind im weißen Laster. Ruft die Polizei. Bombe an Bord.« Er konnte nur hoffen, dass die Botschaft gesendet wurde, wenn kurz ein Netz vorhanden war.
Grant fluchte leise, als er den Plastiksprengstoff gegen das Brett drückte, auf dessen Rückseite der Riegel angebracht war.
»Klappt es?«
Grant warf seinem Freund einen kurzen Blick zu. Das Weiß seiner Augen leuchtete hell in seinem braunen Gesicht.
»Weißt du, als ich mich auf unseren Abenteuerurlaub gefreut habe, hatte ich mir ehrlich gesagt etwas anderes vorgestellt. Mehr Licht, bitte.«
Tyler kippte das Handy, damit Grant besser sehen konnte, wie er den Zünder einbaute.
»Sei froh, dass Winter ist. Im Sommer hätten wir hier drin schon lässig fünfzig Grad.«
»Wir haben gleich zweitausend Grad, wenn du mir nicht mehr Licht gönnst.«
Tyler rückte noch ein Stück näher.
»Besser so?«
Grant nickte und entrollte den Draht, den er an Milo Beechs Telefon anschließen wollte.
»Wenn es uns gleich an den Kragen geht, vergiss bitte nicht, dass die Idee auf deinem Mist gewachsen ist«, sagte er und presste mit Hilfe von Tylers Leatherman zwei Drähte fest zusammen.
»Schon ein Netz?«
Tyler schaute wieder auf das Display des Handys von Professor Stevens.
»Noch immer nicht. Und dabei sind es vielleicht nur noch ein paar Minuten bis zum Ziel.«
»Ja, aber was oder wo ist das
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