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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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zweijährigen Knaben an der Hand und
fixiert Malcom mit großen, dunklen Augen. Stallburschen eilen hinzu und halten
bis auf Brix die Pferde. Kinder toben mit zwei Jagdhunden im Hof umher.
Neuierig kommen auch sie herüber.
    „Malcom.“ Gerold ist neben Brix
stehen geblieben und sieht zu Malcom im Sattel auf. Er strahlt übers ganze
Gesicht. „Heute ist ein guter Tag, um seinen Glauben wiederzufinden.“
    Nigel ist schon abgesessen und
kommt zu ihnen herüber.
    „Malcom?“ Die junge Adlige
blickt ihn erwartungsvoll an. „Was ist mit Steven?“
    Auf Malcoms bedauernde Miene
hin greift sie sich bebend an den Hals.
    „Es tut mir leid, Blanche.“
    „Bist du ganz sicher?“ Ihr
bricht die Stimme.
    Er nickt. „Ich sah, wie er
fiel.“ Behutsam lässt er Raymond zu Nigel herab.
    Joan gleitet derweil vom Pferd.
Gerold neben ihr klopft ihr lächelnd die Schulter, bevor er sein Augenmerk
neugierig auf Raymond richtet.
    „Wen habt ihr bei euch?“
    „Meinen Vater“, erwidert Joan
und kommt an Nigels Seite. Raymond auf dessen Armen öffnet die Augen.
    „Deinen ... - zum Teufel!“
Gerold lacht auf und blickt fassungslos auf ihren Vater. „Raymond. Dich zu
erkennen fällt nicht leicht.“
    Ein erstickter Schrei entringt
sich Blanche hinter ihnen. Die junge Frau drängt Gerold hastig zur Seite.
Fassungslos blickt sie Raymond ins Gesicht, nimmt seinen Kopf zwischen ihre
Hände und küsst ihn auf die Lippen.
    Die Männer um sie herum lachen.
Joan hingegen steht der Mund offen. Verwirrt mustert sie Blanche, von der sie
etwas von Raymond abgedrängt wurde, und beobachtet erstaunt, wie deren
Freudentränen auf das Gesicht ihres Vaters fallen.
    „Mein Gott, Raymond. Du bist am
Leben“, haucht Blanche.
    Malcom klopft Joan lächelnd die
Schulter. Sie blickt ihn zerstreut an. „Es gibt eine Seite an ihm, die du noch
nicht kennst“, raunt er ihr zu.
    „Was hat das zu bedeuten?“
    Er lacht verhalten. „Nur, dass du
nicht mehr die einzige Frau in seinem Leben bist.“
    „Aber wer ist sie?“ Ihr Blick
wandert wieder fragend zu Blanche, welche noch immer ihren Vater herzt.
    Malcom fasst Blanche daraufhin
nachdrücklich bei der Schulter, worauf diese mit verschwommenen Augen
glückselig zu ihm aufblickt.
    „Oh Malcom!“ Sie fällt ihm um
den Hals. „Du hast ihn mir zurückgebracht.“
    Er lässt sie kurz gewähren und
löst sich dann lächelnd von ihr. „Oh nein. Nicht mir sollte dein Dank gelten.
Im Grunde ist es Joans Verdienst. Sie hat sowohl ihn, als auch mich befreit.“
    Die Blicke aller richten sich
verwundert auf Joan, so dass diese vor Verlegenheit rot anläuft.
    Dann wird auch ihr Blanches
überschwängliche Umarmung zuteil. Als sich diese freudestrahlend wieder von ihr
löst, ergreift sie innig ihre Hände. „Endlich lerne ich dich kennen. Heute ist
doch noch ein freudiger Tag“, ruft sie lachend, wobei sie die Arme übermütig in
die Luft wirft.
    Ihre Lebensfreude wirkt
ansteckend auf Joan. Sie lächelt. Es ist, als würde ihr eine schwere Last vom
Herzen fallen. Doch hat sie das Gefühl, ihre frühere Unbeschwertheit, mit
welcher sie gewöhnlich durchs Leben ging, eingebüßt zu haben.
    Blanche hat sich mit
ausgestreckten Armen hingehockt. „Gabriel. Mein Kleiner, komm zu mir!“ Ihr Sohn
stürzt sich quietschend auf sie. Blanche nimmt ihn hoch. Bedächtig wendet sie
sich mit ihm zu Joan und ihrem Vater um, sieht Raymond schweigend ins Gesicht.
    Joan bemerkt, dass er gerührt
ist. Er streckt eine große Hand aus und Blanche legt ihm Gabriels im Vergleich
dazu winziges Händchen hinein. Der Kleine blickt ihn ernst aus großen braunen
Augen an. Sein Äußeres erinnert Joan ein wenig an Steven.
    „Gabriel, das ist dein Vater“,
erklärt ihm Blanche.
    Das Kind drückt sich schüchtern
an seine Mutter und beäugt Raymond scheu. Mit einem Lächeln schließt dieser
müde die Augen. Dann reißt er sie jedoch wieder auf und mustert Blanche
argwöhnisch. Joan geht auf, wieso. Er wird sich fragen, warum sie ihn nach
seinem Erstgeborenen genannt hat. Denn für gewöhnlich benennt man Kinder nicht
nach ihren noch lebenden Geschwistern.
    Malcom scheint es ebenfalls
bemerkt zu haben. Kurzerhand erleichtert er Nigel vom Gewicht ihres Vaters,
packt diesen unter Rücken und Oberschenkeln. „Er gehört ins Bett. Ihr habt noch
alle Zeit der Welt.“ Barfuß, wie er ist, wendet er sich mit ihm zum Wohnturm.
Blanche mit Gabriel auf der Hüfte folgt ihm auf den Fersen.
    Joan blickt ihnen ungläubig
nach. Als sie im

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