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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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vorüber. Malcom stößt zwischen den Zähnen hindurch einen lauten
Pfiff aus, auf den der Mann verwirrt in ihre Richtung blickt. Er macht große
Augen, als er ihrer ansichtig wird und zügelt seine beiden Ochsen. Behände
springt er vom Karren und kommt zögernd auf die drei nackten Gestalten im Bach
zu, wobei er Brix ehrführchtig beäugt. Seine derben, grauen Kleider heben ihn
kaum vom Waldweg ab. Hastig nimmt er die schäbige Kappe vom Kopf.
    „Bei allen Heiligen. ... Mein
Herr, seid Ihr es wirklich?“
    Joan kann seine Mundart ganz
gut verstehen. Der Mann blickt ungläubig in Malcoms zerschundenes Gesicht.
    „Wie ist dein Name, Bauer?“
Malcom winkt ihn ungeduldig näher.
    „Mein ... Art. Ich heiße Art
Mylord.“ Er ist in mittleren Jahren. Fassungslos den Kopf schüttelnd bleibt er
in gebührendem Abstand stehen. „Alle dachten, Ihr wäret gegen die Schotten
gefallen.“
    „Wie du siehst, bin ich ganz
lebendig. ... Ich habe einen Auftrag für dich.“
    „Wie Ihr wünscht.“ Nervös dreht
er seine Kappe zwischen den Fingern, das Haupt mit dem über den Ohren
gekürzten, schütteren Haar ehrfürchtig gebeugt.
    „Du bist auf dem Weg nach
Farwick Castle?“
    Der Mann nickt demütig.
    „Frag nach dem Steward oder
einem meiner übrigen Ritter, falls welche zurückgekehrt sind, und bestell ihnen
von mir, dass sie jemanden mit Decken und sauberer Kleidung herschicken
sollen.“
    „Ich richte es aus.“ Der Mann
zögert. „Ist das alles?“
    „Ja. Und treib deine Ochsen an,
sonst sitzen wir noch bis morgen hier“, weist ihn Malcom erheitert an,
woraufhin der Bauer eine hastige Verbeugung andeutet. Eilends kehrt er zu
seinem Ochsengespann zurück, klettert auf den Bock und lässt die Zügel auf den
Rücken der Tiere klatschen. Er schnalzt dabei mit der Zunge und die Ochsen
traben an.
    Joan wendet sich wieder ihrem
Vater zu. Sie wäscht ihn komplett ab. „Du hättest ihn noch fragen sollen, was
er geladen hat. Ich könnte vor Hunger glatt einen seiner Ochsen vertilgen.“
    Malcom lächelt. „Es ist nicht
mehr weit bis zur Burg. Schätze, es wird bald jemand zurück sein“,
beschwichtigt er sie, wobei er Raymond weiterhin hält, damit sich Joan waschen
kann. Diese schäumt sich genüsslich ein. Die schäumende Kraft der Pflanzen in
ihrer Hand hat nachgelassen, so dass sie sich erhebt, um neue vom flachen Stein
zu holen. Als sie am ganzen Körper rot abgerieben ist und auch ihr Haar
gewaschen hat, reicht sie Malcom den letzten Schwung Seifenkraut und übernimmt
ihren Vater.
    „Malcom?“ Argwöhnisch mustert
sie seine bloße Brust. „Wo ist denn der Allermannsharnisch, den ich dir gab?“
    Unter unbehaglichem Räuspern
reibt sich Malcom verlegen über die Nase. „Na ja. Ich hatte Hunger“, gesteht
er, was sie entrüstet nach Luft schnappen lässt. „Er hat nicht mal geschmeckt,
glaube mir“, bekräftigt er eilig. „Es war kein Vergnügen. Die Wurzel brannte
wie Feuer in meinem leeren Magen.“
    Seine Betretenheit nimmt ihr
den Wind aus den Segeln. Kopfschüttelnd verdreht sie die Augen und kann sich
eines Grinsens nicht erwehren.
    Erleichtert wendet er sich
daraufhin dem Seifenkraut in seinen Händen zu. „Wird er mich jetzt ein Leben
lang schützen“, fragt er scherzend, wobei er sich abseift.
    Joan zuckt die Schultern. „Da
muss ich passen. Ich hörte noch nie von Einem, der seinen kostbaren
Allermannsharnisch verspeiste.“ Sie lächelt spitzbübisch. „Auf ihm lag auch ein
Liebeszauber, musst du wissen.“
    Malcom zuckt betont gelassen
die Schultern. „Ich merke nichts“, erwidert er und grinst breit, als sie ihm
empört Wasser entgegenspritzt. Er wäscht sich, spart jedoch seinen Bauch aus.
Joan erkennt dort große Brandblasen auf der Haut.
    „Ich muss dich behandeln,
Malcom. Die Brandwunden sehen nicht gut aus.“
    Er hebt eine Braue. „Nichts
lieber als das“, entgegnet er herausfordernd. „Wenn du mir dabei ebensolch
liebevolle Worte zuraunst, wie zu Raymond ...“
    Joan funkelt ihn ob dieser
Spitze strafend an, muss dann jedoch den Kopf über ihn mit belustigtem
Schniefen schütteln. „Du gibst wohl nie auf.“
    „Nein.“ Sein ernsthafter Blick
lässt keinen Zweifel. Er sieht plötzlich in Raymonds Gesicht vor ihr und taucht
nach hinten überfallend ab. Doch ist ihr sein verschwörerisches Grinsen nicht
entgangen, so dass sie stutzig zu ihrem Vater herum sieht. Um dessen Mund
spielt noch ein Lächeln, bevor er sie fragend anblickt. Joan kommt seufzend
wieder hinter ihn. Ganz

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