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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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vergeblich die vertrauten, verhärteten Stellen an
seinem Körper, findet dafür andere. Hektisch nimmt sie seinen Kopf zwischen die
Hände, um sein Gesicht abzutasten und erstarrt entsetzt. Unter ihren Händen
spürt sie kurzes Stoppelhaar!
    Mit einem unterdrückten
Aufschrei stößt sie ihn von sich herunter und setzt sich fahrig auf. „Amál!“
    „Oh mein Gott“, stöhnt er
gedehnt. „Was tust du?“ Er bläst die Luft aus.
    „Amál, ich glaube, du bist
nicht ganz bei Verstand“, ruft sie erbost.
    „Im Moment tatsächlich
schwerlich“, keucht er. „Joan, was ist in dich gefahren?“
    „Das fragst du noch? Was fällt
dir ein, dich hier bei mir einzuschleichen!?“
    Für einen Moment scheint es ihm
die Sprache zu verschlagen. „Was? ... Findest du nicht, dass dein Einwand arg
verspätet kommt?“
    Sie stutzt. „Herrgott, Amál!
Ich hielt dich für Malcom“, erklärt sie außer sich, woraufhin er die Luft
hörbar einzieht.
    „Sag’, dass das nicht wahr ist,
Joan!“
    „Was glaubst DU denn“, giftet
sie. „Mein Herz gehört ihm, auch wenn es zurzeit nicht danach aussieht.“
    Er lacht ungläubig auf. „Das
finde ich mächtig untertrieben. Ich glaubte, ihr HASST euch!“
    Joan schweigt bestürzt.
    „Ich verstehe nichts mehr“,
murmelt er resigniert und stimmt in ihre Wortlosigkeit ein. Dann stöhnt er auf.
„Verflucht noch mal. Er wird mich in der Luft zerreißen.“
    Sie schnieft verächtlich.
„Glaubst du, ich erzähle ihm brühwarm, dass ich mich beinahe von dir verführen
ließ?“
    „Beinahe“, fragt er nunmehr
belustigt, so dass sie vorwurfsvoll nach ihm stößt. Sie erwischt ihn am Bauch,
was ihn zu ihrem Verdruß nicht weiter stört. „Ihr seid nicht gerade glücklich
miteinander, habe ich Recht?“
    Dieses Mal sitzt ihr Stoß ein
wenig besser. „Was weißt du schon“, gibt sie aufgebracht zurück.
    Er seufzt und nimmt sie
tröstend in die Arme. Es tut ihr überraschend gut, doch sie empfindet es als
unrecht. Gefasst nimmt sie seine Hände und macht sich von ihm frei.
    „Du solltest besser gehen,
Amál.“
    „Überlegst du es dir sonst
anders“, hakt er verschmitzt nach.
    „Du bist wirklich unverschämt“,
entgegnet sie hitzig.
    „Warum“, fragt er hartnäckig.
„Lass mich dich doch ein wenig aufmuntern. Vielleicht kann ich dich ja noch
dazu bewegen, eine bessere Wahl zu treffen. Schließlich bindet dich kein
Ehegelübde an ihn.“
    Seine Worte gleichen denen von
Phil auf erstaunliche Weise. „Deine Dreistigkeit ist unglaublich“, erwidert sie
und stemmt die Füße gegen ihn.
    „Nein, beschimpf mich nicht,
Joan. Ich kann Tag und Nacht nur noch an dich denken. Du ziehst mich völlig in
deinen Bann!“
    Beharrlich schiebt sie ihn von
ihrem Bett herunter, dass er polternd auf den Dielen landet. „Sag nur noch,
dass es meine Schuld war“, brummt sie.
    „Du schmeißt mich wirklich
raus?“
    „Amál!“
    „Schon gut.“
    Sie vernimmt, wie er am Boden
nach seiner Kleidung sucht.
    „Doch lass dir gesagt sein, so
schnell gebe ich nicht auf.“
    „Das merke ich“, antwortet sie
ihm, vermag die einsetzende Belustigung nicht aus ihrer Stimme herauszuhalten.
    „Joan?“ Er scheint sich
umständlich anzukleiden, nach seinem geräuschvollen Gehüpfe zu urteilen.
    „Ja“, fragt sie ungeduldig.
    „Könntest du dir vorstellen,
mich nur ein klein wenig in dein eisiges Herz zu schließen?“
    Sie macht ihrer angestauten
Belustigung durch ein leises Kichern Luft. „Amál, verschwinde endlich aus
meinem Gemach.“
    „Das war immerhin kein klares
Nein“, hört sie ihn ganz nah. Im nächsten Augenblick drückt er ihr einen Kuss
auf den Mund. Bevor sie ihn wegstoßen kann, ist er schon entwischt. „Ich könnte
dich zur glücklichsten Frau auf Erden machen“, verkündet er ernsthaft.
    „Das nenne ich wahrlich ein
gesundes Selbstvertrauen“, antwortet sie trocken. „Und nun scher dich raus!“
    Als er sich tatsächlich
entfernt, atmet sie erleichtert auf.
    „Lass es mich wissen, wenn du
es dir anders überlegt hast, ja?“
    „Raus!“
    Unter
seinem verhaltenen Lachen dringt Fackelschein vom Korridor durch den sich
verbreiternden Türspalt. Gleich darauf herrscht wieder völlige Finsternis. Die
bedrückende Stille im Raum bezeugt ihr, dass er tatsächlich verschwunden ist.
Seufzend lässt sie sich in ihre weichen Kissen zurückfallen. Sie muss sich
eingestehen, dass sie ihn mehr mag, als es für sie und Malcom noch gut sein
kann.
    „Joan, was
treibst du da?“ Malcom ist neben

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