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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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Wunden.“
    „Und deswegen hegt er solch
einen Hass“, fragt sie ungläubig.
    Er schüttelt den Kopf. „Seine
Mutter … Sie war die Einzige, die sein unbegrenztes Vertrauen besaß und ihn
immer schützte. Er liebte sie grenzenlos, ... so wie mein Vater. Sie war einst
die junge Zofe seiner Mutter und wunderschön. Wie ein Engel, wobei sie auch ein
solches Gemüt besaß. Er nahm sie als Nebenfrau in zweiter Ehe zur linken Hand,
nachdem ihn seine Eltern in die erste Ehe mit meiner Mutter gezwungen hatten.
Und die hasste sie bis aufs Blut.“ Er bläst die Luft aus. „Ihren zerschellten
Körper fand man eines Morgens unterhalb der Ringmauer und Ulman machte meine
Brüder und meine Mutter dafür verantwortlich. … Wohl nicht ganz unbegründet.“
    Joan ist erschüttert. „Was tat
dein Vater darauf?“
    Malcom schnieft verächtlich.
„Nichts. Das hat ihm Ulman auch zum Vorwurf gemacht. ... Wenig später trieb es
Robert wieder in die Arme von Awin, woraufhin Amál entstand.“
    Joan nickt in Gedanken. „Und
was geschah mit Ulman auf ihren Tod?“
    „Es war der Tag, an dem er mit
uns brach.“
    „Wie alt war er?“
    Er zuckt die Schultern. „Etwa
so alt wie ich, um die sieben Jahre. Sie wollten uns ein paar Wochen später
zusammen ins Kloster stecken.“
    „Aber das taten sie nicht?“
    „Nein. Einen Tag nach dem Tode
seiner Mutter war er verschwunden. Wir vermuteten, dass er sich einer Gruppe
von Gauklern angeschlossen hatte, die am selben Tag die Festung verließ.
Messerwerfer, Kampftänzer und Sänger.“ Er lacht gequält. „Scheinbar hat er viel
von ihnen gelernt.“
    Sie schweigen eine Weile
gedankenvoll.
    „Wenn später das Wort Bastard
fiel, dachte ich immer an ihn. Er war für mich sozusagen der Inbegriff dieses
Wortes, ein abschreckendes Beispiel. Ich wollte nicht, dass mein Kind, welches
Sibyll unterm Herzen trug, ebenso genannt wird und ebenso leiden muss.“
    Joan nickt verständnisvoll. Sie
fragt sich plötzlich, wie er wohl reagieren würde, wenn er von ihrer
Schwangerschaft erführe. Es wäre ihr nicht recht, wenn er sie einzig aus diesem
Grunde zur Frau nähme.
    Malcom indes streicht ihr
zärtlich über den Rücken und weiter hinunter übers Gesäß. Er rutscht sie ein
wenig höher und findet ihren Mund. Sie küssen sich lange. Dann dreht sie sich
auf den Rücken herum. Besinnlich liebkost er über ihre Brüste, während sie sich
eng an ihn schmiegt. Sie nimmt eine seiner Hände, um sie über ihren Bauch zu
legen und auffordernd weiter nach unten zu schieben. Er findet den Knoten in
ihrem Schoß und reibt ihn. Sie gibt sich ihm ganz hin, reibt sich stöhnend an
ihm, worauf er sie sanft nimmt. Sie lieben sich in der hereinbrechenden
Dämmerung. Ihr Keuchen lässt die im Schnee dösende Heda aufhorchen und wachsam
zu ihnen herüberblicken. Es wird vom Plätschern des Wassers begleitet, das von
einem Becken ins nächste fließt, und verstummt schließlich. Schwer atmend dreht
sich Joan wieder auf den Bauch. Sie küssen sich noch eine Weile und genießen
die Nähe des Anderen. Versonnen fährt Joan über die Narbe auf seinem Bauch. Den
Faden, mit dem sie ihn genäht hatten, entfernte sie bereits nach ein paar
Tagen, damit er nicht in die Wunde einwachsen konnte. Doch zeichnet sich noch
immer sein damaliger Verlauf ab. Die Narben werden ihm wohl allezeit bleiben.
    Mit einem Male verspürt sie
wieder das bereits vertraute Ziehen in ihrem Unterleib, woraufhin sie wie
versteinert in ihren Bewegungen inne hält.
    Es ist ihm nicht entgangen. Er
drückt ihr das Gesicht am Kinn zu sich nach oben.
    „Was ist dir, Joan?“
    Sie schüttelt nur abwehrend den
Kopf und entzieht sich seiner Hand. Doch er bemerkt noch ihren verschwommenen
Blick und setzt sich beunruhigt hoch.
    Sie weicht seinem forschenden
Blick aus. „Bitte frag mich nicht, Malcom.“
    Er stößt die Luft aus. „Wie
könnte ich“, fragt er vorwurfsvoll. „Ich merke schon länger, dass etwas nicht
stimmt. Was hast du nur? … Wir wollten uns alles erzählen, weißt du noch?“
    Sie nickt zögernd. Er hat
Recht. Wenn sie das Kind verlieren würde, bliebe es ihm ohnehin nicht
verborgen. Warum es nicht zusammen durchstehen? „Ich glaube, ich verliere
wieder ein Kind“, offenbart sie ihm zögerlich und vernimmt, wie er schwermütig
durchatmet. Sie begegnet seinem nachdenklichen Blick, bevor er eine Hand in
ihren Nacken legt und sie tröstend an sich zieht.
    „Bist du sicher?“
    „Nein. Aber es ist erst ganz am
Anfang und ich habe bereits

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