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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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„Dir ist es
doch gleich, wen du tötest. Für dich gibt es weder Freund noch Feind. Oder hast
du jemals einen Schotten, den du niedermachtest, von Herzen gehasst?“ Er
hustet. „Ich hingegen töte nur aus diesem Grunde.“
    Malcom lacht verbittert auf und
mustert ihn. „Deine Beweggründe sind abgrundtief. Versuche nicht, dich zu
rechtfertigen. Es gibt keine Entschuldigung. … Du mordest aus Genugtuung.“ Er
stützt die Hände in die Seiten. „Und? … Hat es dir etwas gebracht?“
    Leander schüttelt mit
unheimlichem Lächeln den Kopf. „Ich bin erst befriedigt, wenn du deinen letzten
Atemzug getan hast“, erwidert er seelenruhig.
    Malcom zieht die Luft scharf
ein. Er wendet sich von ihm ab. „Warum sollte ich dich am Leben lassen?“
    „Weil du schon immer ein zu
weiches Herz hattest“, lacht Leander gehässig.
    „Lass ihn mich kalt machen“,
fordert Amál eindringlich, doch Malcom hebt Einhalt gebietend die Hand.
    „Wirst du vor Gericht
wiederholen, was du soeben sagtest?“
    Leander lacht schallend. „Um
dir einen Dienst zu erweisen?“
    Durchatmend dreht sich Malcom
bedächtig zu ihm herum. „Ich werde dich zur Sicherheit blenden lassen und dich
dem Sheriff übergeben. Du hast vor vielen Zeugen einen meiner Ritter getötet.“
Er blickt Joan an. „Musst du ihn behandeln?“
    Sie schüttelt wortlos den Kopf.
    Nickend sieht er zu Boden. „Ich
habe nicht gewollt, was sie dir antaten, Ulman. Und ich weiß, dass dich unser
Vater liebte, wie seine anderen Söhne.“
    Leander stößt verächtlich die
Luft aus. „Ich war immer nur der Bastard, den man ungestraft treten konnte.“
    „Du weißt, dass das nicht wahr
ist. Wie oft hat Vater meine Brüder gemaßregelt, sie gar mit Prügel gezüchtigt,
wenn sie gehässig zu dir waren.“
    Leander blickt wortlos weg zum
Fenster.
    „Im Gegensatz zu uns warst du
ein Kind der Liebe. … Er hat deine Mutter abgöttisch geliebt“, fährt Malcom
leise fort, bevor Leander zu ihm herumfährt.
    „Lass sie aus dem Spiel“,
zischt er.
    Malcom deutet ein Kopfschütteln
an. „Du hättest meine Mutter strafen sollen. Sie schürte den Hass auf euch.“ Er
fährt sich durch die Haare. „Ich hätte dich hier gegen Percy gebraucht.
Stattdessen paktierst du mit ihm.“
    Leander bedenkt ihn
gleichgültig mit kaltem Blick.
    Malcom lässt daraufhin die
Hände sinken. Seine Miene verhärtet sich. „Mit dir soll geschehen, was ich
anordnete. … Gott gebe dir Kraft.“ Er steigt schweigend über ihn hinweg und
verlässt den Raum, ohne sich noch einmal nach ihm umzusehen.
    Joan erhebt sich und folgt ihm.
Er steht mit in die Seite gestemmten Händen auf dem Gang und versucht, sich zu
fassen. Als sie unschlüssig vor ihm stehen bleibt, atmet er bei ihrem Anblick
aufgeräumt durch. „Lust auf ein Bad?“
    Sie deutet
ein Lächeln an und nickt.
    Schweigend
gehen sie hintereinander das letzte Stück durch den knietiefen Schnee auf dem
Kamm entlang und biegen zu den warmen Wasserbecken ab. Heda läuft ihnen voraus,
wobei sie schnaubend durch den Schnee schnüffelt. Der Wasserdampf hat sich auf
die umherstehenden Bäume als weißer Frost niedergeschlagen, der von der
untergehenden Sonne herrlich purpurn erleuchtet wird. Sie stehen eine Weile
einfach nur da und saugen den Anblick in sich auf. Joan löst sich zuerst und
geht weiter. Sie spürt seinen Blick in ihrem Rücken. Mit einem verschmitzten
Grinsen bückt sie sich für eine handvoll Schnee, aus welchem sie einen
Schneeball formt, den sie Malcom sodann aufmunternd entgegenschleudert. Er
weicht ihm aus und erwidert ihr Lächeln.
    Entspannt liegen sie
nebeneinander im warmen Wasser und hängen ihren Gedanken nach. Heda in ihrer
Nähe wälzt sich genüsslich im tiefen Schnee und zieht mit der Nase voran
schnaubend breite Furchen durch das lockere Weiß.
    Schließlich dreht sich Joan auf
den Bauch und sieht ihn wortlos an. Malcom zieht sie daraufhin für einen
zärtlichen Kuss an sich. Sie legt sich dann bäuchlings auf ihm zurecht und
stützt das Kinn auf ihre übereinander gelegten Unterarme. „Deine Brüder haben
Leander gehasst?“
    Er nickt. „Sein Name ist Ulman.
… Sie ließen ihn ihre Feindseligkeit jeden Tag spüren. Es muss die Hölle für
ihn gewesen sein.“
    „Woher stammen seine Narben?“
    Malcom seufzt schwermütig. „Sie
schütteten einen Kessel mit siedendem Wasser über ihm aus.“
    Joan führt entsetzt eine Hand
an den Mund.
    „Er überlebte dank des Wassers
hier. Es heilte seine furchtbaren

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