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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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ab und zu Wehen. Das ist alles andere, als ein
gutes Zeichen.“
    Er küsst besänftigend ihre
Stirn. „Mach dir keine Gedanken. Wenn der Herr will, dass es bleibt, dann wird
es geschehen.“
    Sie holt tief Luft und nickt.
„Ich weiß ja. Doch es ist hart, sich dabei NICHT zu sorgen.“ Nach einem
schweigsamen Moment löst sie sich etwas von ihm, um ihn abwägend zu mustern.
„Du hast deinen Glauben wiedergefunden?“
    Malcom zuckt die Schultern. „Er
hat es in letzter Zeit wirklich gut mit mir gemeint.“
    Joan lächelt, wird dann jedoch
ernst. „Wäre dir ein Kind willkommen?“
    Er runzelt die Stirn. „Ich
finde, es würde unser Glück vollkommen machen.“
    Unter schweigendem Nicken
blickt sie zur Seite ins Wasser. Die Tränen kommen ganz von selbst, so dass sie
diese schniefend wegzuwischen versucht. „Du hast dich verändert“, stellt sie
fest und spürt, wie er ihr Gesicht zwischen die Hände nimmt und sie auf den
Mund küsst.
    „Das hast DU bewirkt.“
    Sie begegnet seiner lächelnden
Miene.
    „Du bist mein Halt, Joan.“
    Mit einem leisen Nicken wischt
sie sich die Tränen weg. Ja, ihr ist noch gut in Erinnerung, wie haltlos und
verloren er war, als er in ihr Leben trat.
    „Wenn uns keine Kinder vergönnt
wären“, fährt er erheitert fort, “hätten wir noch immer uns. Ohne quengelnde
Bälger hätten wir viel mehr voneinander. Wir könnten jeden Tag hierher kommen.“
    Sie weiß, dass er sie nur
aufmuntern will, was ihm auch gelungen ist. Ein belustigtes Lächeln umspielt
ihren Mund. „Das würde dir gefallen“, bemerkt sie erheitert und lässt zu, dass
er ihr die Tränen wegwischt. Dennoch ist ihr klar geworden, dass er einmal
einen Erben haben will. Sie seufzt. „Aber ich hätte so gern ein Kind von dir.“
    Er grinst. „Wart’s ab. Du bist
noch so jung und wir können es ja immer wieder versuchen. Es gibt unangenehmere
Dinge.“
    „Für dich vielleicht. Wenn ich
irgendwann feststellen sollte, dass es nicht geht, würde ich es mir ersparen
wollen und etwas gegen eine Empfängnis einnehmen.“
    Malcom seufzt. „Du greifst der
Sache vor. ... Frag Blanche, wie viele Kinder sie bereits verloren hat. Es ist
das Los der Frauen.“
    Sie
betrachtet ihn gedankenvoll und schöpft durchatmend Hoffnung.
    Joan liegt
allein in ihrem Bett und lässt den Tränen freien Lauf. Wie hatte sie nach all
den Wochen ohne Wehen gehofft, ihr möge das Kind bleiben. Doch umsonst.
    Als die nächste Wehe kommt,
entringt sich ihrer Kehle ein Schluchzen. Sie erhebt sich und sucht in ihrer
Truhe nach einem sauberen Tuch, welches sie sich dann unter ihrer Bruech
zwischen die Beine klemmt. Dabei entsinnt sie sich, wie blutig die erste
Fehlgeburt war. So entnimmt sie der Truhe noch etliche Tücher mehr, die sie auf
ein nahes Bord an der Wand legt. Am Bettpfosten abgestützt wartet sie auf das
Ende der Wehe, während sie sich allmählich wieder sammelt. Dann entscheidet
sie, dass es nicht hier im Gemach geschehen soll. Lieber irgendwo draußen in
einem der Ställe oder der Scheune. Sie kleidet sich schwerfällig an, zieht sich
gefasst die Beinlinge über. Schwermütig hüllt sie sich in einen Wollmantel und
verlässt ihre Kemenate. Im Treppenturm dringt ihr auf Höhe des ersten Stockes
plötzlich die wütende Stimme ihres Vaters ans Ohr. Es erstaunt sie, da Raymond
nur selten derart laut wird. Als sie dann Malcom vernimmt, verlässt sie den
Turm kurz entschlossen, um der Ursache ihres Streites auf den Grund zu gehen.
Je näher sie der Halle kommt, desto deutlicher und lauter werden die Stimmen.
    „Ich kann es nicht fassen!“ Sie
hört, wie Raymond lautstark mit der Faust auf die Tafel schlägt. „Du bist
wirklich ganz dein Vater“, ruft er aufgebracht. Joan öffnet die nur angelehnte
Tür einen Spalt breit und erkennt sie beide im Halbdunkel am Kamin stehen.
Gespenstisch werden sie durch das flackernde Feuer beleuchtet, so dass ihre
Schatten auf dem Boden der Halle tanzen. Malcom fährt sich sichtlich geprellt übers
Haar. Ihr Vater steht mit zornig in die Seiten gestemmten Händen vor ihm, um
sich nun wutschnaubend von ihm abzuwenden und ins Feuer zu blicken. „Wusstest
du, wer sie ist“, fragt er donnernd, was Malcom den Blick flüchtig gegen die
Decke richten lässt. Er atmet hörbar durch.
    „Ja.“
    Raymond fährt zu ihm herum. „Du
hast sie genommen, obwohl du wusstest, dass sie meine Tochter ist“, hakt er
ungläubig nach.
    „Gott, Ray! Ich konnte nicht
mehr klar denken.“ Malcom fährt sich mit beiden

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