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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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Händen übers Gesicht. „Ich bin
ihr hoffnungslos verfallen.“
    Raymond stößt verächtlich die
Luft aus. „Du lernst wohl nie aus deinen Fehlern, was?!“ Der Widerhall seiner
Worte dröhnt bedrohlich durch die Halle.
    Malcom ist aschfahl geworden.
„Ich schwöre, bei Joan ist es anders, als bei Sibyll. Ich will mit ihr alt
werd- ...“
    „Bei Gott, du machst Robert
alle Ehre“, unterbricht ihn Raymond unerbittlich fauchend. Er scheint ihn gar
nicht gehört zu haben. Malcom lässt resigniert die Hände sinken.
    Joan fühlt mit ihm. Noch nie
sah sie ihren Vater so wütend.
    Dieser atmet nun durch. Eine
Weile herrscht unerträgliches Schweigen zwischen ihnen. „Sie scheint es dir ja
verziehen zu haben“, lenkt Raymond plötzlich knurrend ein. „Wieso hast du sie
überhaupt in Thornsby gelassen und nicht unverzüglich zurück auf die Burg
geholt?“
    „Sie war im Dorf sicherer
aufgehoben. Ulman hatte ihre Spur verloren“, erwidert Malcom kleinlaut.
    Raymond brummt Unverständliches
in sich hinein. „Und sie ist mit einem Bauern verheiratet“, fragt er wieder
auffahrend. Er ist sichtbar rot vor Zorn.
    „Nein, ich zog mein
Einverständnis zurück.“
    „Weil du sie für dich haben
wolltest?“
    Malcom dreht ihm den Rücken zu
und stützt sich am Kaminsims ab. „Nein.“ Er atmet gefasst durch. „Ihr Bräutigam
war ein Bastard von dir.“
    Es verschlägt Raymond die
Sprache. Er beginnt, unruhig auf und ab zu laufen, um dann wieder hinter Malcom
stehen zu bleiben. „Was? Welcher Bastard, verflucht noch mal?“
    Malcom wendet sich wieder zu
ihm herum. „Du hattest wohl seine Mutter, die Müllerstochter, in deren
Hochzeitsnacht“, erklärt er mit unbeweglicher Miene.
    Raymond starrt ihn an. „Sarah“,
fragt er ungläubig.
    Malcom zuckt barsch die
Schultern. „Was weiß ich.“ Er scheint neuen Mut gefasst zu haben.
    „Das ist eine Ewigkeit her.“
Nervös greift sich Raymond an die Stirn, um dann schlecht gelaunt zu bemerken,
dass sich Malcom eines Grinsens nicht erwehren kann. Beschwichtigend hebt er
die Hände. „Schon gut. Immerhin war sie nicht die Tochter meines ehemaligen
Dienstherrn“, entgegnet er mit vorwurfsvoller Zerknirschtheit.
    Malcom atmet hörbar durch.
„Ray, ich liebe sie von ganzem Herzen. ... Gib sie mir.“
    Es gereicht Raymond zu einem
ausgiebigen Hustenanfall, während dem er sich überrascht auf die nahe Bank
sinken lässt.
    Joans Herz beginnt zu rasen.
Erwartungsvoll betrachtet sie ihren Vater, der seinerseits Malcom nachdenklich
anblickt.
    „Du hast Nerven!“
Kopfschüttelnd erhebt er sich wieder, um erneut auf und ab zu gehen.
Schließlich bleibt er vor ihm stehen und zuckt die Schultern. „Ich weiß, sie
liebt dich.“ Er seufzt. „Ich wäre glücklich, wenn ihr euch endlich für immer
fändet“, bekundet er nun, was Malcom erleichtert aufatmen lässt.
    Raymond nickt und lächelt
endlich. „Ihr habt meinen Segen.“
    Eine darauf folgende,
überraschend hilflose Geste macht Malcom jedoch stutzig. „Wo ist der Haken“,
fragt er, misstrauisch geworden.
    Raymond schüttelt
niedergeschlagen den Kopf. „Du hast einen blanken Mann vor dir“, bedeutet er
ihm verlegen.
    Malcom legt ihm tröstlich eine
Hand auf die Schulter. „Was mein Verschulden ist. Mir liegt nichts an einer
Mitgift. Ich kann gut und gerne darauf verzichten. ... Schließlich trage ich
die Hauptschuld an deiner Misere.“
    Raymond winkt ab. „Es ist nur,
... ich hätte euch einfach gerne euer Fest ausgerichtet, wie es meine Pflicht
ist.“
    „Blanche organisiert es doch
ohnehin“, tut Malcom ab.
    Raymond hebt machtlos die Arme,
breitet diese dann in fließendem Übergang aus, um Malcom willkommen an sich zu
reißen, ihm freudig auf den Rücken zu schlagen. Als er sich wieder von ihm
löst, hebt er jedoch unheilvoll den Zeigefinger. „Doch Strafe muss sein.“
Unvermittelt holt er aus und verpasst Malcom einen deftigen Kinnhaken, so dass
dieser überrascht nach hinten taumelt. Er kann sich gerade noch an der Wand
abfangen und vor einem Sturz bewahren.
    „Raymond“, ruft er vorwurfsvoll
und richtet sich wieder auf, während er sich sowohl das lädierte Kinn reibt,
als auch die Kiefergelenke befühlt.
    „Nicht mal du darfst dich
ungestraft an Joan vergreifen“, begründet Raymond nachtragend, wobei er sich
die Knöchel seiner Rechten reibt. Er kommt auf Malcom zu und klopft ihm
versöhnlich die Schulter. Ein spitzbübisches Grinsen, das zu seiner Wesensart
gehört, erhellt plötzlich sein

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