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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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so
blass aus.“
    Joan winkt ab. „Es geht mir
gut. ... Wer soll sein Pate werden?“
    Malcom betrachtet sie noch
etwas besorgt, um sich dann grübelnd abzuwenden. „Es sollte jemand Verwandtes
sein. Blut ist dicker als Wasser. ... Nicht zu alt und gut abgesichert.“
    Sie nickt. „ICH habe keine
Verwandten mehr, die in Frage kämen“, erklärt sie nachdrücklich, was ihr einen
verärgerten Blick von ihm einbringt.
    „Warum nennst du ihn nicht
gleich beim Namen“, fragt er herausfordernd. Auf ihr verschmitztes
Kopfschütteln hin knurrt er noch etwas verstimmt. „Also gut. Fragen wir ihn“,
willigt er schließlich ein.
    „Du hast es ihm verziehen?“
    Bedächtig wendet er sich ihr
zu. „Er war mir schon immer der liebste meiner Brüder.“ Daraufhin schüttelt er
grinsend den Kopf. „Scheinbar haben wir noch immer denselben Geschmack, was
Frauen betrifft. ... Einst schworen wir uns, dass keine Frau einen Schatten
über unsere Freundschaft werfen darf. ... Uns plagte diese Befürchtung nicht
unbegründet. Ich stand ihm früher in Weibergeschichten in nichts nach, war
mindestens ebenso arg, wie er noch heute.“
    „Du spanntest deinen Brüdern
die Bräute aus“, fragt sie herausfordernd.
    Er hebt abwehrend die Hände.
„Gott bewahre. Die waren mir zu hässlich“, bekennt er lachend, was sie ihm mit
einem missfälligen Knuff gegen die Schulter vergilt.
    „Aber?“
    Er hebt eine Braue. „Ich werde
dir jetzt gewiss nicht meine Jugendsünden beichten.“ Auf ihre argwöhnischen
Blicke hin verdreht er die Augen. „Du wärst nur aufgebracht. Ihr Frauen
versteht so etwas nicht.“ Sie setzt eine verärgerte Miene auf, die auch von
seinem versöhnlichen Kuss auf ihre Nasenspitze nicht gemildert wird. „Es gehört
der Vergangenheit an. Vielleicht gestehe ich es dir einmal, wenn wir alt und
grau sind“, schließt er, erhebt sich und beginnt, sich anzukleiden. „Ich
besorge dir etwas zum Frühstück und schaffe Amál herbei.“ Er legt noch etliche
Holzscheite auf die Glut im Kamin und wirft ihr schmunzelnd einen eleganten
Handkuss zu, bevor er das Gemach verlässt.
    Sie
schüttelt grinsend den Kopf über ihn und betrachtet daraufhin Robert, der an
ihrer Brust zufrieden eingeschlafen ist.
    Der Pfarrer
von Farwick beugt sich lächelnd über das schlafende Kind in Joans Armen herab,
während Malcom die Tür zu ihrer Kemenate schließt.
    „Nun, er sieht ja schon recht
groß aus. Ich würde annehmen, ihr hättet euch Zeit mit der Taufe gelassen, wenn
du nicht noch im Kindbett wärest, meine Tochter. Wie kommt das zusammen“, fragt
er mit verwundert auf sie gerichteten Augen, die von stechendem Blau sind.
Selbst, wenn er nicht lacht, werden seine Augenwinkel von lustigen
Krähenfüßchen umspielt.
    „Er kam erst in der vergangenen
Nacht zur Welt“, beteuert Joan und beobachtet, wie sich der Gottesmann
daraufhin sprachlos über die Tonsur fährt.
    Malcom kommt grinsend zu ihr
ans Bett. „Er hat einiges vorgelegt. Hast du das Weihwasser dabei, Vater
Isidor?“
    „Wofür hältst du mich“,
entrüstet sich dieser. Als ihn Malcom mit einer vielsagend gehobenen Braue
bedenkt, wehrt der etwas Ältere mit erhobenen Händen ab. „Schon gut. Dieses Mal
habe ich es nicht vergessen“, lenkt er grinsend ein. Zur Bestätigung zieht er
ein kleines Fläschchen aus einer Tasche am Gürtel über der schlichten,
schwarzen Kutte hervor. Für Joan ist er der erste Geistliche, der nicht
unnahbar erscheint oder steif daherredet und die Menschen nicht schon allein
durch einen ernsten Blick um ihr Seelenheil bangen lässt. Sie mag ihn auf
Anhieb und befindet es als ein gutes Omen für Roberts Start ins Leben.
    Nach einem kurzen Klopfen an
die Tür betritt Amál das Gemach. Schmunzelnd kommt er ans Bett heran und wirft
einen interessierten Blick auf Joan und das Kind in ihren Armen.
    „Meinen Glückwunsch“, raunt er
an sie und Malcom gewandt, um dann dem Vater grüßend zuzunicken.
    Dieser brummt. „Ich erkenne
dich kaum wieder. Wie lange ist es her, seit ich euch das letzte Mal in meiner
Kirche begrüßen durfte“, fragt er mit vorwurfsvollem Ton.
    Malcom nickt unbehaglich. „Du
hast Recht. Doch in letzter Zeit waren wir stets verhindert. Selbst zur
Weihnachtsmesse.“ Er erntet einen missfälligen Blick von Vater Isidor. Ein
erneutes Klopfen rettet ihn.
    Blanche und Raymond treten ein.
„Wir haben gehört, die Scheinheiligkeit ist schon in Person eingetroffen“,
verkündet dieser gut gelaunt, worauf so Genannter mit

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