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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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sie Robert auf die Matratze. Malcom hat ein Talglicht an der Fackel vor
ihrer Tür entzündet, das er auf dem breiten Rand des Bettgestells in ihrem
Rücken abstellt. Dann setzt er sich neben sie. Ehrfürchtig betrachten sie ihr
schlafendes Kind. Joan entdeckt ein weiteres kleines Grübchen und streicht
lächelnd in der Mitte des Kinns darüber. „Er ähnelt dir sehr“, bemerkt sie, um
daraufhin versonnen den Kopf zu schütteln. „Auch wenn mir so ist, als wäre ich
wie die Jungfrau zum Kinde gekommen, so gehört ihm doch bereits jetzt schon
mein ganzes Herz.“
    Malcom nimmt ihre Hand, worauf
sie ihn ansieht. „Mein HALBES Herz“, verbessert sie sich fröhlich.
    Er lächelt. „Wir sollten ihn
taufen lassen, sobald es dir besser geht“, schlägt er vor.
    Joan nickt zustimmend. „Von mir
aus gleich morgen. Ich brauche nur etwas Schlaf.“
    Besorgt streicht er ihr eine
Haarsträhne hinters Ohr. „Wie geht es dir?“
    Sie zuckt die Schultern. „Gut.
Ich bin etwas eingerissen, denke ich. Und mir ist schwindlig, wenn ich stehe.“
    Er lächelt. „Das ist normal. Du
hast viel Blut verloren. ... Es war trotz allem eine leichte Geburt, Joan. Er
wollte schnell heraus.“
    Sie seufzt. „Wenn ich gewusst
hätte, dass er lebt, dann hätte ich es sogar genossen“, bekundet sie, was ihn
verhalten lachen lässt.
    „Das hörte sich vorhin aber
noch anders an. Du hast es wohl schon vergessen.“
    Sie legt ihm grinsend eine Hand
in den Nacken, um ihn für einen Kuss an sich zu ziehen. Er lässt es
widerstandslos mit sich geschehen.
    „Entschuldige meine wüsten
Beschimpfungen“, bringt sie unter seinen Lippen hervor.
    „In Anbetracht der Umstände ...
schon verziehen“, meint er gnädig. „Bin Schlimmeres von dir gewöhnt.“
    Es klopft und sie lassen
voneinander ab.
    „Komm herein!“
    Als Blanche mit einem Stoß
Windeln und Kleidern unterm Arm öffnet, erhebt sich Malcom und geht zum Kamin,
um Holzscheite auf die Glut zu legen.
    Blanche kommt lächelnd ans Bett
und legt ihre Fracht darauf ab. Sie mustert Joan. „Du solltest versuchen, etwas
zu schlafen.“
    Joan nickt. „Mir fallen gleich
die Augen zu.“ Sie beginnt, Robert aus Malcoms Mantel zu wickeln.
    Blanche schlägt überrascht die
Hände gegeneinander, als sie des nackten Säuglings ansichtig wird. „Meine Güte,
er ist riesig.“
    „Den Eindruck hatte ich auch“,
stöhnt Joan, worauf Blanche leise lacht. Sie nimmt eine Windel hervor, die sie
mit geübten Handgriffen um Robert wickelt, ohne dass dieser dabei erwacht.
    „Ich kann mir nicht vorstellen,
ihn in mir gehabt zu haben“, bemerkt Joan.
    „Ja. Das glaube ich dir aufs
Wort“, erwidert Blanche vergnügt. „Ist ohnehin unfassbar, wenn man bedenkt, auf
welchem Wege sie herauskommen.“
    Sie lachen gedämpft.
    Blanche schüttelt den Kopf. „Er
ist zu groß für die Kleider hier. Lass ihn uns für die Nacht in eine warme
Decke hüllen. Ich suche morgen passende Sachen heraus.“
    Joan nickt und sieht ihr dabei
zu, wie sie ihn in eine der mitgebrachten kleinen Decken wickelt.
    „Nimm ihn mit unter euer
Federbett. Er braucht es anfangs sehr warm.“
    „Ich danke dir, Blanche.“
    Diese winkt lächelnd ab. „Wenn
du meine Hilfe benötigst, stehe ich dir gern zur Verfügung.“
    „Ich weiß das zu schätzen“,
erwidert Joan und sieht ihr auf den dicken Bauch. „Robert wird wohl bald
Gesellschaft bekommen.“
    Blanche bläst die Luft aus. „Es
dauert noch drei Monate. Ich hatte noch nie einen solch mächtigen Bauch.“ Sie
lacht unbeschwert. „Und nun tue es deinem Sohn gleich. Ich sehe morgen früh
vorbei.“
    „Ja“,
gähnt Joan. „Gute Nacht.“

Den Penny teilen
    Verwirrt
erwacht Joan im Morgengrauen von Roberts Schreien. Malcom ist bereits wach und
legt ihn eng an sie. „Wenn du ihn selbst stillst, anstatt es einer Amme zu überlassen,
wird euch das enger aneinander binden.“
    Lächelnd willigt sie ein und
legt ihn an. Es schmerzt, doch sie stellt sich darauf ein.
    „Überdies wirst du nicht so
schnell erneut schwanger“, fügt er grinsend hinzu.
    Joan blickt überrascht auf. „Du
möchtest nicht noch mehr Kinder?“
    Er hebt eine Braue. „Doch, aber
es muss ja nicht jedes Jahr eines sein.“
    Sie nickt beipflichtend. Ein
vernehmbares Schmatzen lässt sie belustigt zu Robert herab schauen. Liebevoll
streicht sie ihm über das Köpfchen. „Heute wirst du getauft.“
    „Wir können doch noch ein paar
Tage warten, bis du aus dem Kindbett bist“, wendet Malcom ein. „Du siehst

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