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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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Welt. Auch Blanche und Amál schließen sich ihm an. Als
Joan dann behutsam wieder Robert entgegennimmt, schwankt sie vor Anstrengung
ein wenig, so dass Malcom sogleich fürsorglich einen Arm um sie legt.
    „Wenn Joan aus dem Kindbett
ist, geben wir ein großes Vermählungsfest“, verkündet er gut gelaunt.
    Vater Isidor wiegt den Kopf.
„Vergiss das Dorf nicht, sie würden es dir sonst auf ewig verübeln“, gibt er
frohgemut zu bedenken, was Malcom zustimmend nicken lässt.
    Blanche schlägt verzückt die
Hände gegeneinander. „Wir sollten schon heute mit den Vorkehrungen beginnen.“
    Raymond indes breitet die Arme
aus und fasst sowohl sie als auch Amál um die Schultern. „Wir wollen euch
Turteltäubchen nicht länger stören. ... Erhol dich schnell, mein Kind.“ Mit
diesen Worten leitet er sie mit dem Pfarrer voraus zur Tür, wo sie sich
freudestrahlend empfehlen.
    Unvermutet fasst Malcom seine
Braut unter und hebt sie zu deren hörbarem Vergnügen hoch. Als er ihr die Stirn
küsst, stutzt er. Besorgten Blickes trägt er sie zum Bett hinüber und setzt sie
darauf ab. Dann greift er ihr an die Stirn. „Du bist zu warm“, stellt er
beunruhigt fest. Doch sie winkt ab.
    „Ist nur die Aufregung“, gibt
sie arglos zurück.
    Er betrachtet sie noch einen
Augenblick skeptisch, wobei er sich neben sie setzt. Dann jedoch blickt er
seufzend auf seine leeren Hände herab.
    „Ich habe noch nichts
arrangiert Joan, doch ich verspreche dir eine reiche Morgengabe“, erklärt er
ein wenig betreten.
    Sie lächelt nachsichtig. „Das
ist mir nicht wichtig.“
    „Aber mir. Um dich endlich
einmal etwas verwöhnen zu dürfen. Für dein Wittum habe ich bereits gesorgt,
doch ...“
    „Untersteh’ dich, an unserem
Hochzeitstag über mein Witwengut zu reden“, unterbricht sie ihn brüsk, was ihn
einsichtig grinsen lässt. Dann beginnt er, in seiner Gürteltasche nach etwas zu
kramen. Joan verfolgt es mit fragendem Blick. Behutsam legt sie Robert auf das
weiche Federkissen, als Malcom seine geschlossene Hand wieder hervorzieht und
geheimnisvoll lächelnd ganz nah an sie heran rückt. Sie blicken auf seine Faust
herab, die er langsam öffnet. Zwei goldene Ringe funkeln ihnen daraus entgegen,
die Joan überrascht und verzaubert zugleich aufkeuchen lassen.
    „Ich wollte nicht, dass Isidor
ihn dir aufsteckt“, raunt er. Als sie die Hand ausstreckt, um die Ringe
bewundernd zu berühren, schließt er blitzschnell die Faust und versteckt diese
hinter seinem Rücken.
    „Malcom“, ruft sie
vorwurfsvoll, wobei sie ihn lachend knufft. Sie wird ganz zappelig. „Ich habe
sie überhaupt nicht richtig gesehen“, protestiert sie voller Ungeduld.
    „Nicht so voreilig“, tadelt er
belustigt. „Ich sehe, du machst dir doch etwas aus Schmuck.“
    Sie verschränkt die Arme vor
der Brust. „Wenn er solcher Art ist, schon. ... Jetzt spann mich nicht derart
auf die Folter!“
    Er dreht sich lachend von ihr
weg, um geheimnistuerisch zu hantieren. Als sie einen Blick über seine Schulter
wirft, wendet er sich ihr mit missbilligendem Schnalzen wieder zu. Dann
ergreift er ihre linke Hand und zieht sie vor. Geschickt streift er ihr einen
schmalen goldgelben Ring mit einem kleinen Smaragd, ihrem Lieblingsstein, über
den Ringfinger.
    „Das Rund des Ringes steht für
meine unendliche Liebe zu dir“, erklärt er bedächtig.
    Glückselig begegnet sie seinem
nachdenklichen Blick. Voller Rührung legt sie eine Hand gegen seine Wange und
schenkt ihm einen Kuss. „Gib mir deinen“, fordert sie flüsternd.
    Er legt ihr einen ebensolchen
Reif, ohne Stein jedoch und um einiges größer, in die Hand. Lächelnd nimmt sie
ihn auf und steckt ihn auf Malcoms linken Ringfinger. „Als Zeichen unserer
Verbundenheit und der endlosen Liebe, die ich für dich empfinde.“

Eine Liebe, die
den Tod überwindet
    Joan erwacht vor Durst in stockfinsterer Nacht. Mit bangem
Gefühl bemerkt sie, dass ihr Körper glüht. Kissen und Bettlaken sind nass von
ihrem Schweiß. Sie tastet nach Malcom und muss feststellen, dass er noch nicht
neben ihr liegt. Ihr Versuch, sich zu erheben, scheitert kläglich und lässt sie
wieder zurück aufs Bett sinken. Einen Moment lang liegt sie einfach nur da und
überlegt verzweifelt, wie sie den Wasserkrug auf dem Schemel am anderen Ende
ihres Gemaches erreichen soll. Ihr bleibt nur ein erneuter Versuch, da sie
glaubt, vor Durst vergehen zu müssen. Könnte sie sich doch nur einen Weidenrindenabsud
gegen das Fieber zubereiten! Wie nie

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