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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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zuvor wünscht sie sich Fiona herbei. …
    Auf leisen
Sohlen betritt Malcom im Schein eines Talglichtes Joans Gemach und stutzt.
Eilig geht er zum Tisch, um das Talglicht darauf abzustellen und beugt sich besorgt
über Joan, die reglos am Boden liegt. Als er sie hoch nimmt bemerkt er
erschrocken, wie heiß sie sich anfühlt. Ohne dass sie erwacht, legt er sie aufs
Bett. Robert neben ihr schläft friedlich. Zutiefst beunruhigt holt Malcom den
Wasserkrug vom Schemel herüber und eines der sauberen Tücher von ihrem Bord,
welches er in den Krug taucht. Damit tupft er ihr übers Gesicht. Es bewirkt,
dass sie allmählich zu sich kommt. Schließlich schlägt sie die Augen auf.
    „Malcom.“ Ihre Stimme ist
kratzig und klingt eigentümlich schwach. „Ich habe solchen Durst.“
    Er holt einen Becher vom Tisch
herbei, den er etwas zu hastig füllt, so dass einiges vom Wasser
herausschwappt, und setzt sich neben sie. Sanft stützt er sie hoch und führt
den Becher an ihre Lippen. Sie trinkt zu schnell, woraufhin sie sich hustend
verschluckt.
    „Langsam“, gemahnt er sie
leise. Als Joan etliche Becher geleert hat, schließt sie erschöpft die Augen.
Malcom legt sie zurück aufs Kissen.
    „Gegen das Fieber wirkt ein
Absud aus Weidenrinde“, gibt sie ihm matt zu verstehen.
    Er nickt und lässt sie nicht
aus den Augen. Nervös fährt er sich übers Haar. „Joan, du hast Kindbettfieber“,
stellt er mit belegter Stimme fest.
    Sie deutet ein Nicken an. „Ich
bin so müde.“ Wie aus weiter Ferne hört sie ihn die Tür öffnen und schläft
erneut ein.
    Im scheinbar nächsten Moment
erwacht sie wieder durch ein inständiges Rütteln an ihrer Schulter. „Joan.
Trink das hier.“
    Blinzelnd
erkennt sie Malcom, der sie wieder hochgestützt hat und ihr einen dampfenden
Becher an die Lippen hält. Sie fürchtet, der Absud könne zu heiß sein, so dass
sie vorsichtig daran nippt. Doch er ist wohl temperiert, worauf sie den Becher
in wenigen Zügen leert. Ihr Körper scheint die Flüssigkeit regelrecht zu
verbrennen. Sie verspürt nach der beachtlichen Menge an Getrunkenem nicht das
geringste Verlangen, sich entleeren zu müssen, könnte gar ewig weiter trinken.
Malcom flößt ihr einen weiteren Becher des bitteren Absuds aus Weidenrinde ein
und lässt sie daraufhin aufs weiche Kissen zurücksinken. Sie vernimmt noch die
gedämpfte Stimme von Blanche, versteht jedoch den Sinn ihrer Worte nicht mehr.
Stattdessen gleitet sie teilnahmslos in einen willkommenen Schlaf.
    Joan
erwacht von einer furchtbaren Kälte, die gemächlich über ihren gesamten Körper
kriecht. Schwerfällig öffnet sie die Augen. Es ist taghell, die Sonne scheint
durchs Fenster und blendet sie. Malcom ist dabei, sie mit einem nassen Tuch
komplett kalt abzuwaschen. Er beugt sich zu ihr herab, greift mit einem Arm um
ihren Rücken herum und zieht sie an sich gelehnt in den Sitz hoch. So wird sie
zwar nicht mehr geblendet, doch die Kälte breitet sich nun auch unerbittlich
über ihre Rückseite aus, was sie leise aufstöhnen lässt. Sie fühlt sich wie
ausgebrannt. Ihr Herz rast und der Atem geht ihr schnell. Trotzdem glaubt sie,
beinahe ersticken zu müssen. Ihr wird schwindlig. Alles dreht sich und Nebel
verschleiert ihre Sicht. Erschöpft schließt sie die Augen, kann jedoch vor
Kälte nicht einschlafen.
    „Joan. ...
Bleib bei mir.“ Seine Stimme hallt eigentümlich nach. Dennoch hört Joan seine
Verzweiflung heraus. Aber sie ist vollkommen gleichgültig ... und unendlich
müde.
    „Joan!“
Malcoms Stimme ist ganz nah und vollkommen außer sich. Dennoch bekommt sie es
nicht zustande, die Augen zu öffnen. Teilnahmslos gewahrt sie, dass er
schluchzt, spürt seine kühlen Lippen auf ihrem heißen Gesicht. „Joan, du darfst
nicht gehen. Kämpfe, verdammt!“ Er rüttelt an ihr. Sie hört das Weinen eines
kleinen Kindes und daraufhin Blanches leise Stimme. „Malcom, der Priester.“
    „Nein“, ruft
er verzweifelt. „Sie stirbt nicht. Schick ihn weg!“ Seine Stimme und deren
Wiederhall entfernen sich allmählich immer weiter von ihr. „Sie hat nichts zu
beichten“, hört sie ihn noch erstickt schluchzen und ist am Ende ihrer Kräfte.
Leise entweicht die Luft ihres letzten Atemzuges aus ihrem halb geöffneten Mund
und ihr Kopf gleitet zur Seite.
    Sie
träumt.
    Alles ist wunderschön farbig
und strahlend hell, ohne dass es blendet.
    Sie fühlt sich befreit, ist
ganz ruhig, im Einklang mit sich und diesem vertrauten Licht.
    Sie erkennt ihren Sohn. Er

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