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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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beiden
Wehrtürme zurückzuziehen. Es beginnt zu schneien. Dicke Flocken schweben auf
sie nieder. Der Winter will in diesem Frühjahr einfach nicht weichen. Sie
reiten durchs Felsentor und schließlich auf dem Hof ein, über den ihnen Raymond
bereits entgegeneilt. Er begrüßt sie erleichtert.
    „Sie sind uns entwischt. Haben
sich ihren Spuren nach offenbar einfach in den Bach gelegt und forttreiben
lassen.“
    Malcom lässt sich seufzend von
Brix herabgleiten.
    „Das Größte ist: Fiona ist
seine Verbündete, ihrem Verschwinden nach zu urteilen.“
    „Nein“, ruft Joan ungläubig
aus. Als ihr dann aufgeht, dass es wahr sein muss, schlägt sie entsetzt eine
Hand über den Mund. Alles passt zusammen. Dass Fiona damals derart aufgebracht
über die erneute Tortur Ulmans war. ... Vermutlich hielt sie zu diesem
Zeitpunkt bereits zu ihm. Bange fragt sie sich, welches Verhältnis zwischen
beiden herrschte. Hatte sie sich gar in ihn verliebt, dass sie sich zu einer
solchen Tat hinreißen ließ? Doch ganz gleich. Denn niemals mehr wird sie
zurückkommen können. Joan wird ob dieser Gewissheit das Herz schwer. Robert
weint wieder, da ihm die kalten Schneeflocken ins Gesicht fallen und schmelzen.
Besorgt schlägt sie ihm einen Zipfel des Mantels etwas übers Gesicht, während
sie weiter um Fiona trauert. Sie vermisst sie schon jetzt.
    „Joan.“
    Sie gewahrt Malcom neben sich,
der ihr die Hände entgegenstreckt. Seufzend ergreift sie eine davon, um sich
von ihm von Brix herunter helfen zu lassen. Malcom nimmt sie hoch. Trübselig
lehnt sie sich gegen ihn und legt einen Arm um seinen Hals.
    „Ulman nimmt mir alle, die mir
lieb und teuer sind“, murmelt sie verzagt. Dann erst bemerkt sie das verdutzte
Gesicht ihres Vaters. Dieser starrt wie gebannt auf das wimmernde Bündel in
ihrem Arm herab, um ihr daraufhin ungläubig ins noch bleiche, doch verschmitzt
blickende Gesicht zu sehen. Als er Malcom hinter ihr einen fragenden Blick
zuwirft, wird es ihm zur Gewissheit.
    „Es ist eures“, ruft er
erheitert aus, um sie dann für eine Bestätigung abwechselnd anzusehen. Auf
Joans Nicken hin schüttelt er belustigt den Kopf. „Du musst einem wohl ständig
das Gegenteil beweisen, was?“
    Malcom küsst ihr die Stirn,
womit er Raymonds Aufmerksamkeit hat.
    „Und deinem seligen Grinsen
nach ist es ein Stammhalter“, stellt er lachend fest.
    Malcom nimmt sie etwas höher.
„Er heißt Robert, Großvater.“
    Raymond hebt abwehrend die
Hände. „Ich beglückwünsche euch“, erwidert er lächelnd, um nun seinerseits Joan
die Stirn zu küssen. „Jetzt bring sie endlich rein, oder soll sich mein Enkel
den Tod holen!“ Grienend schlägt er Malcom gegen die Schulter. „Ich kümmere
mich um diese schwarze Höllengeburt hier“, meint er noch und tätschelt Brix die
Flanke. Malcom setzt sich auf den Turm zu in Bewegung, während sich Joan
verwundert den Hals verrenkt, um noch einen letzten Blick auf ihren Vater zu
erheischen. Brix folgt ihm ohne zu treten, beißen, schubsen oder zu zerren.
    „Er ist lammfromm zu ihm“,
bemerk sie erstaunt.
    „Hm?“ Malcom trägt sie zum
Treppenturm.
    „Brix.“
    Er grinst. „Er suchte ihn einst
für mich aus. ... Seine Überraschung war groß, als er unterwegs feststellen
musste, wie er zu anderen ist. Ihm fiel ein riesiger Stein vom Herzen, als sich
erwies, dass Brix auch mich mag.“
    Ihr erheitertes Lachen wird im
Treppenturm dumpf von den Wänden zurückgeworfen.
    Sie treffen auf Blanche, die
sich fröstelnd einen Wollumhang übers Kleid geworfen hat und sie verschlafen
betrachtet. Als ihr Blick das Kind auf Joans Arm streift, weiten sich ihre
Augen vor Überraschung.
    „Joan! Was ...“, sie schüttelt
fassungslos den Kopf und legt die Hände an die Wangen. Dann mustert sie Malcom
und Joan, bevor sich ihre Mundwinkel belustigt verziehen. „Es hat euch
überrascht, was?“
    Sie lachen.
    „Da hast du den Grund, aus
welchem du weder länger in den Hundebau, noch in deine Kleider passtest“, spaßt
sie, während sie wieder das Kind betrachtet. „Wie wunderbar.“ Sie überlegt. „Er
braucht etwas zum Anziehen. Ich bringe euch Gabriels verwachsene Kleider ...
und Windeln.“
    „Oh, ein guter Einfall“,
erwidert Joan dankbar.
    Blanche eilt vor ihnen die
Treppe hinauf und verschwindet in ihrer Kemenate.
    Malcom gelangt mit seiner
wertvollen Fracht vor Joans Gemach an, zu welchem sie die Tür öffnet. Als er
sie sanft auf ihrem Bett abgesetzt hat, atmet sie erleichtert auf. Behutsam
legt

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