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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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wirbelnder Soutane zu ihm
herumfährt. Als er die Hände herausfordernd in die Seiten stemmt, lacht Raymond
herzlich auf. „Wie geht’s der Geliebten und den Kindern, Vater?“
    Malcom berührt Joan an der
Schulter. Sie hatte die Szene zwischen ihrem Vater und dem Priester
interessiert verfolgt, und wendet sich ihm nur zögerlich zu. Malcoms Blick ruht
auf ihr. Er setzt sich neben sie aufs Bett, nimmt ihre Hand und lässt sie dabei
nicht aus den Augen, so dass sie ganz misstrauisch wird.
    „Joan.“ Er fährt sich verlegen
über die Stirn, um plötzlich zu grinsen. „Willst du meine Frau werden?“
    Ihr Herz schlägt mit einem Male
höher. Überrumpelt schnappt sie nach Luft, wobei sie ihn mit großen Augen anstarrt.
Dann besinnt sie sich und lächelt. „Jetzt?“
    Er nickt.
    Sie betrachtet ihn vergnügt.
Daraufhin wird sie ernst. „Ja.“
    Mit einem Lächeln auf den
Lippen mustert er sie noch einen Moment lang versonnen. Alsdann beugt er sich
zu ihr herab, um sie sanft zu küssen. „Damit machst du mich zum glücklichsten
Mann der Welt“, raunt er ihr zu, worauf sie freudestrahlend lächelt. Er drückt
ihr etwas in die Hand. „Hier, lass ihn uns gemeinsam teilen.“
    Sie blickt auf ein
Neunpencestück in ihrer Rechten herab. Gemeinsam teilen sie die Münze nach
altem Verlobungsbrauch, wobei jeder eine Hälfte zurückbehält.
    „Bewahre es als Pfand unserer
Treue auf“, murmelt er lächelnd.
    Sie nickt.
„Ja. Denn so einmalig, wie diese beiden Stücken aneinander passen, gehören auch
wir zusammen.“
    Vater
Isidor begießt Roberts Köpfchen zum dritten und letzten Male mit dem öligen
Weihwasser. „Ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen
Geistes.“
    Joan steht lächelnd neben
Malcom und beobachtet ihren Sohn auf Amáls Armen, der die reinigende Prozedur,
welche ihn von seiner Erbsünde erlöst, gelassen über sich ergehen lässt.
Überhaupt scheint den Knirps nichts so schnell aus der Ruhe zu bringen. Sie
blickt zu Raymond hinüber, der sie lächelnd betrachtet. Amál steht plötzlich mit
leuchtenden Augen vor ihr, um ihr etwas umständlich das Kind in die Arme zu
drücken.
    „Bevor ich ihn noch fallen
lasse“, rechtfertigt er sich und lässt daraufhin ein beglücktes Seufzen
vernehmen. „Ich habe ein wirklich prächtiges Patenkind. Gebe es Gott, dass es
mir eines Tages vergönnt ist, ebenfalls einen solchen Sohn im Arm halten zu
dürfen“, murmelt er versonnen.
    Joan bedenkt ihn mit einem
vieldeutigen Lächeln. Aus dem Augenwinkel heraus bemerkt sie, dass sich Malcom
leise mit Vater Isidor unterhält. Sie weiß um den Inhalt ihres Gespräches und
atmet aufgeregt durch. Doch überspielt sie ihre Unruhe, indem sie sich an Amáls
Ohr neigt. „Vielleicht kommst du früher zu einem Sohn, als dir lieb ist“, raunt
sie spitzzüngig. Als er sie daraufhin erschrocken anstarrt, fühlt sie sich in
ihrer Vermutung bestätigt. Joan überkommt ein hämisches Grinsen. „Wusste ich’s
doch, dass du dir deines Vorsatzes nicht treu bleibst“, feixt sie belustigt.
    Amál indes legt eindringlich
einen Zeigefinger über seinen Mund, blickt sie dann jedoch auf ihre heitere
Miene hin vergnügt an. Kopfschüttelnd erwidert er ihr Grinsen.
    Raymond und Blanche treten an
sie heran, um Robert besser betrachten zu können. Joan reicht ihn daraufhin
ihrem Vater, der seinen Enkel lächelnd entgegen nimmt. Blanche küsst dem
Kleinen die Stirn.
    Sie spürt plötzlich Malcom an
ihrer Seite und wie er ihre Hand ergreift. Mit einem Male ist sie ganz ruhig,
blickt ihn vertrauensvoll an. Sie lächeln einhellig und er gibt ihr einen
flüchtigen Kuss. Dann treten sie vor Vater Isidor.
    Sie geben sich in der Stille
ihres Gemaches das Jawort und Joan findet es wunderschön. Es gibt nur sie und
Malcom, dem sie wohl überall auf der Welt ihr JA gegeben hätte. Soeben reicht
er ihr den Becher mit Wein weiter, den er zuvor mit heiligem Spruch und
kirchlichem Segen von Vater Isidor gereicht bekam, worauf auch sie vom Wein
trinkt. Dann küsst er sie zur Bestätigung ihres Bündnisses, gibt ihr den
obligatorischen Friedenskuss, den er vom Priester empfing, weiter. Nur weitaus
inniger. Sie blicken sich glücklich in die Augen. Raymond kommt herbei, um sie
beide zugleich herzlich zu umarmen. Er hatte Malcom zu Beginn sinnbildlich ihre
Hand in die seine gelegt und diese Geste berührte sie zutiefst. Gab er sie
damit doch weg, übertrug Malcom die Vormundschaft über sein Kind. Nun wünscht
er ihnen alles Glück der

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